Gute Noten für das Klinikum in Bamberg

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Im Klinikum freut man sich über gute Bewertungen bei einem Vergleich von 1143 deutschen Krankenhäusern. Foto: Ronald Rinklef
Im Klinikum freut man sich über gute Bewertungen bei einem Vergleich von 1143 deutschen Krankenhäusern.  Foto: Ronald Rinklef

Zum fünften Mal landet die Sozialstiftung in einer Rangliste der besten deutschen Krankenhäuser. In Bayern schneiden nur Uni-Kliniken besser ab.

Es sind gute Nachrichten, die der deutsche Blätterwald derzeit für den Gesundheitsstandort Bamberg zu bieten hat: Die Sozialstiftung mit ihrem 1000-Betten-Haus am Bruderwald landete nun schon zum fünften Mal in Folge unter den "Top 100 der deutschen Krankenhäuser". Nachzulesen ist das im aktuellen Focus-Sonderheft Gesundheit.

Besonders erfreulich für die Sozialstiftung und ihre Mitarbeiter: Mit Platz 40 schob sich die Krankenhausstiftung fast bis ins vordere Drittel von 1143 deutschen Krankenzhäusern vor. Vor Bamberg rangieren fast nur noch die großen Uni-Kliniken, zum Beispiel die Universitätsklinik Erlangen auf Platz 12 oder die Würzburger auf Rang 9. Noch besser sieht es im Bayern-Vergleich aus. Dort liegt das Klinikum gar auf Rang 8.

Focus stützt sich für seine Hitliste auf Erkenntnisse, die das Rechercheinstitut Minq in München zusammengetragen hat.
Grundlage sind unter anderem Befragungen von 14 000 Fach- und Hausärzten, die vorgeschriebenen Qualitätsberichte der Kliniken und die Aussagen von 400 000 Versicherten der Techniker Krankenkasse. Nach Angaben von Minq handelt es sich um die größte unabhängige derartige Untersuchung. Gesammelt werden die Erkenntnisse in einem "mehrstufigen, abgesicherten Rechercheverfahren".


Viele Empfehlungen

Für die Verantwortlichen des in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Bamberger Klinikums ist die Platzierung vor allem deshalb erfreulich, weil es in der Studie vorrangig um die Kernkompetenzen der Einrichtung geht. Gemessen wird in erster Linie die medizinische Qualität: "Nur wer überdurchschnittlich viele Empfehlungen bekommt, schafft es unter die ersten 100 Krankenhäuser. Das Ergebnis bestätigt uns", freut sich Johannes Goth, Vorstand für Finanzen der Sozialstiftung.

Goth erinnert an die Anstrengungen, die das Haus in den vergangenen Jahren unternommen hat, um die medizinische Qualität zu verbessern - etwa die Schaffung neuer Entbindugnsräume, den Neubau mehrerer Operationssäle und die Einführung neuer Verfahrenschritte, um den Krankenhauskeim weiter einzudämmen.

Hilfreich ist der Focus-Test nach Angaben von Minq vor allem für Patienten und ihre Angehörigen, die sich mit einem Blick über die besonderen Kompetenzen der Krankenhäuser informieren wollen. Die Daten sollen den Weg zum Spezialisten weisen. Beispiel Bamberg. Hier fallen die positiven Bewertungen für die Behandlung von Depressionen und Multipler Sklerose (MS) auf. Auch bei Angststörungen, Darmkrebs, Risikogeburten und Strahlentherapie ist man Focus zufolge in Bamberg gut aufgehoben.


Bald nur noch Zwei-Bett-Zimmer

An dieser Qualität will man im Klinikum weiter feilen, verspricht Goth, auch wenn es für das Bamberger Krankenhaus schwer werden dürfte, auf der Rangliste noch mehr Kliniken hinter sich zu lassen. Denn natürlich kann Bamberg mit seiner Schwerpunktversorgung nicht in jedem Fall mit hochspezialisierten medizinischen Zentren mithalten. So fehlt in Bamberg beispielsweise eine Fachabteilung für Herzchirurgie.

Dennoch hofft die Geschäftsführung, mit dem vierten Bettenturm das Haus weiter nach vorne zu bringen. Unter anderem soll es die 55-Millionen-Euro-Investition möglich machen, dass künftig jeder Patient in einem Zwei-Bett-Zimmer untergebracht werden kann, egal bei welcher Versicherung er ist.

Wie wird der Focus-Vergleich von den Ärzten des Klinikums aufgenommen? Dazu haben wir Gerhard Seitz, Chefarzt für Pathologie befragt. Seitz, der für die CSU-Fraktion auch im Stiftungsrat der Sozialstiftung sitzt, räumt offen ein, dass er Ranglisten wie der von Focus skeptisch gegenübersteht. Die Datenerhebung über eine begrenzte Anzahl von Ärzteinterviews sei fraglich, außerdem steht Seitz der zunehmenden "Ökonomisierung der Medizin" ablehnend gegenüber. Dennoch: Die vom Magazin genannten Stärken in Bamberg kann auch der Pathologe bestätigen. Zusätzlich spricht er die Bekämpfung des plötzlichen Kindstods in Bamberg an. Hier seien am Bruderwald große Fortschritte erreicht worden. Die immer wieder in der Stadt zu hörende Meinung, am Klinikum werde schlecht behandelt, ist aus seiner Sicht nicht richtig - bei aller unvermeidlichen Kritik an einer Einrichtung, in der pro Jahr immerhin 42000 Menschen stationär und 130 000 ambulant behandelt werden. Ein kommunales Haus wie in Bamberg zeichne sich dennoch dadurch aus, dass erfahrene Kräfte häufig sehr lange blieben. Die Chance, an einen guten Operateur zu kommen, sei daher besser als in mancher Uni-Klinik, sagt Seitz.

Die medizinische Arbeit in Bamberg wird zumindest bei Focus als sehr gut beurteilt. Doch wie steht es um die Qualität der Pflege? Hierüber ist in der Studie wenig zu erfahren. Focus beziffert die Patientenzufriedenheit mit 78 Punkten - ein mittlerer Wert. Ein Blick auf den Gesundheitswegweiser "Weisse Liste", ein Projekt der Bertelsmann-Stiftung und der größten deutschen Verbraucher- und Patientenschutzverbände, zeigt ein weniger gutes Bild. Bei der Patientenzufriedenheit mit der Pflege schneidet die Sozialstiftung nur unterdurchschnittlich ab.

Gewerkschafter Felix Holland, SPD-Stadtrat und selbst Krankenpfleger, wundert sich nicht, dass noch Luft nach oben ist. Der Alltag vieler Pflegekräfte sei im Klinikum von Zeitdruck und Dauerstress geprägt. Zwar habe Verdi vor kurzem eine kleine Budgeterhöhung erkämpft. Doch das reiche nicht, um die Situation zu entspannen.