Gut gelaunt zu neuen Ufern aufbrechen

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Petra Schwarz (hier bei einer Vernissage im Juni 2009) Foto: Archiv

Der Kleinkunstverein "Neues Palais" verabschiedet sich von seinem Sitz in der Luitpoldstraße. Aber auch künftig wollen die Mitglieder in der Bamberger Kulturszene kräftig mitmischen. Wir sprachen mit der Vorsitzenden Petra Schwarz.

Er schmückt sich mit dem Berganzapreis des Kunstvereins, die Stadt verneigte sich mit dem E.T.A.-Hoffmann-Förderpreis: Der 1984 in der Kasernstraße unter dem Namen „Palais Schrottenberg” gegründete Kleinkunstverein genießt hohes Ansehen bei Kulturschaffenden wie Publikum. 1998 zogen die Mitglieder – nunmehr unter der Bezeichnung „Neues Palais“ – in das ehemalige Kupfer-Mohrenwitz-Fabrikgebäude an der Luitpoldstraße um und richteten sich in den dort angemieteten Räumen eine schmucke Spielstätte ein für Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen, Vorträge und andere Events. Der niveauvolle Mix verschiedenster Stilrichtungen sorgte für viel Begeisterung bei den Besuchern. Das soll auch künftig so bleiben, aber unter anderen Vorzeichen: Denn mit einem bunten „Kehraus“ verabschiedete sich das „Neue Palais“ jetzt von seiner langjährigen Stammadresse und will künftig ohne eine solche seine weiten kulturellen Kreise ziehen. Über die Beweggründe und die künftigen Pläne unterhielt sich unsere Zeitung mit der Vereinsvorsitzenden Petra Schwarz.

Was bewog den Verein zur Aufgabe seiner Räumlichkeiten?
Petra Schwarz: „Die Verwaltung des Saales, den wir auch untervermietet haben an verschiedene Organisationen und Vereine wie den Deutsch-Französischen Club, den Deutsch-Griechischen Verein oder die Tibet Initiative gestaltete sich als zu aufwendig. Von der Schlüsselübergabe bis zur Abnahme nach den Veranstaltungen, die Bestuhlung, die Bühnenvariationen – es war unendlich viel Zeit nötig, um Raum, Termine und Wünsche zu koordinieren. Für ein reines Ehrenamt einfach zu viel. Das alleine wäre schon eine Halbtagsstelle gewesen, die natürlich keiner bezahlen kann. Was aus den bisherigen Räumen wird, kann der Vermieter bisher übrigens noch nicht sagen.“

Schwelgen wir ein wenig in Reminiszenz. Welche Veranstaltungen im Neuen Palais in der Luitpoldstraße bleiben besonders in Erinnerung?
„Die Grande Ouverture zum Einzug am 7. März 1998 mit Unterstützung verschiedener Mitglieder der Bamberger Symphoniker von Kammermusik bis zum Jazz bleibt unvergessen. Das Faustival, schon im Herbst 1998, nahm einen besonderen Platz ein, hier kooperierten wir mit dem Marionettentheater Loose, hier las auch der unvergessene Hans Wollschläger. Weitere klasse Veranstaltungsreihen waren „Goethe zum Vergnügen“, „Das Shakespeare Wochenende“, „Die Bamberger Figurentheatertage“, „Die Bamberger Erzähltage“, die wir 2008 eingeführt haben, und natürlich die jährlich stattfindenden Bamberger Gitarrentage. 2004 startete das „Forum junges Palais“, welches jungen Künstlern aller Couleur eine Bühne bot. Von Ausstellungen über Konzerte bis zu Theater wurde alles gegeben. Herrliche Bilder fanden den Weg zu Vernissagen im Palais. Waltraud Scheidel, Manuela Gottfried, Tagoror von Herbert Grimm, Gino Martori aus dem Veneto und auch Rosa Brunner mit ihren erotischen Steinarbeiten waren Highlights.“

Nun hat der Verein also keine feste Adresse mehr. Trauert man einem solchen Veranstaltungsort nicht nach?
„Hier gibt es natürlich ein lachendes und ein weinendes Auge. Das kreative Wohnzimmer wird uns erst einmal fehlen. Unsere Ideen und Absprachen werden ihren Platz in Zukunft jedoch im Privaten finden. Da wird gemeinsam gekocht, geschmaust und nachgedacht. Das ist doch auch eine schöne Option. Ich freue mich auf den Neuanfang. So wie sich die Dinge in unserer Stadt gestalten, ist das allemal eine kluge Entscheidung. Es zeichnen sich so viele neue Spielorte ab, es wird in Bamberg unglaublich viel an Kunst und Kleinkunst produziert, da wollen wir künftig lieber punktueller und qualitativ hochwertiger arbeiten, als uns mit zusätzlichen Aufgaben zu verzetteln.“

Das klingt tatsächlich nicht nach Wehmut.
„Wir brechen gut gelaunt auf zu neuen Ufern. Das ist spannend und macht neugierig auf das, was kommt. Wir hoffen, mit unserem Engagement weiter den Nerv unserer Mitglieder und Förderer zu treffen und freuen uns auf viele Perlen an Veranstaltungen, mit denen wir die Stadt beleben und mit Sicherheit auch in Zukunft ein Pendant darstellen zu dem, was es schon gibt.“

Und welche konkreten Pläne gibt es für 2010?
„Wir werden den Schwerpunkt weiterhin auf ausgefallene und hochwertige Veranstaltungen setzen, diese jedoch zum Teil neu gestalten. So wollen wir die Gitarrentage wieder für ein größeres Publikum öffnen, will heißen auch größere Räume wie das Theater oder die Harmonie dafür nutzen. Daneben ist eine engere Kooperation mit den Bamberger Clubs angedacht, so bieten wir zum Beispiel im Rahmen der 16. Bamberger Gitarrentage am 4. Dezember im Jazzclub ein tolles Blueskonzert mit der Acoustic Blues Company an und versuchen das Duo Mehlis für unser Festival zu gewinnen.“