Grundschüler in Meeder testen das Lernen mit Tablets

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Europaweit werden Tablets mehr und mehr in Grundschulen eingesetzt. In Bayern gibt es derzeit erst 20 Grundschulen mit schuleigenen Tablet-Klassensätzen. Foto: snappet
Europaweit werden Tablets mehr und mehr in Grundschulen eingesetzt. In Bayern gibt es derzeit erst 20 Grundschulen mit schuleigenen Tablet-Klassensätzen.  Foto: snappet

Einige Erstklässler arbeiten in Deutschland bereits mit Tablets. Im Freistaat wird die moderne Lernform derzeit getestet. Konkrete Pläne für ein bayernweites Projekt gibt es aber noch nicht. Auch die Schüler der Anna-B.-Eckstein-Schule in Meeder haben schon mit den flachen Computern gearbeitet.

Aus Gabriele Heller sprudeln die Sätze nur so heraus. Man hört: Die Rektorin der Anna-B.-Eckstein-Schule in Meeder (Landkreis Coburg) ist immer noch begeistert. Begeistert von den Tablets, die sie im Mai dieses Jahres mit ihrer 2. Klasse getestet hat. Vier Wochen lang lösten die 26 Schüler in den Fächern Mathematik und Deutsch Aufgaben auf den tragbaren Computern. Heller wurde auf ihrem Computer über den Lernfortschritt informiert.

"Das hat super funktioniert. Und die Kinder waren begeistert", berichtet die Schulleiterin, die überrascht war, wie gut sich die Mädchen und Jungen bereits mit den Tablets auskennen. "Denen muss man nichts mehr erklären."
Initiator des Test-Projektes in Meeder ist die niederländische Firma Snappet. Europaweit arbeiten täglich rund 700 Schulen mit deren Programm.
Und es könnten bald mehr werden: Die türkische Regierung will bis 2015 für die Schulen 15 Millionen Tablet-Computer kaufen. In Südkorea soll es bald alle Schulbücher als eBooks geben. Und in Holland wurden zu Schuljahresbeginn 2013 sogar erste iPad-Schulen eröffnet. Ebenso in den USA.

In Erfurt werden schon Tablets eingesetzt

Snappet versucht derzeit, den deutschen Markt zu erobern. Auch andere Firmen wollen sich mit ihrer Software in Deutschland etablieren und haben schon Abnehmer gefunden. Beispielsweise lernen die Schüler der John F. Kennedy Gemeinschaftsschule in Erfurt ab der 1. Klasse mit Lernprogrammen auf dem flachen Computer. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit werden die ABC-Schützen im Unterricht mit den Computern ausgestattet.

Im Freistaat gibt es derzeit noch keine konkreten Planungen, "ein bayernweites Projekt zum Einsatz von Tablets an Grundschulen zu starten", so die stellvertretende Pressesprecherin des Bayerischen Bildungsministeriums, Kathrin Gallitz. Jedoch könne jede Schule, wenn die technische Ausstattung irgendwie finanziert wird, Tablet-Klassen einrichten. Im Schuljahr 2013/2014 gab es rund 20 Grundschulen mit schuleigenen Tablet-Klassensätzen.

Aus Sicht von Snappet-Geschäftsführer Axel Liao bringt das Lernen mit dem Tablet einen großen Vorteil mit sich: In der "alten Welt", so Liao, würde der Lehrer ein Blatt mit den gleichen Übungen für alle Schüler verteilen. "Einige sind nach zehn Minuten fertig und langweilen sich. Mit unserem Lernprogramm gibt die Lehrkraft lediglich die Themen vor. Das System wählt passend zum Leistungsniveau den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben aus." Haben die Schüler die jeweilige Aufgabe gelöst, können sie individuell weitermachen.

Aus Sicht von Gabriele Heller ist die Chance groß, dass sich dieses Konzept langfristig etabliert. "Was in der Schule gemacht wird, ist oft weit von dem entfernt, was Schüler heutzutage privat erleben. Mit den Tablets sehe ich die Möglichkeit, die Schüler wieder neu zu motivieren." Die Testphase in der Anna-B.-Eckstein-Schule habe gezeigt, dass sich die Schüler keineswegs ablenken lassen, sondern intensiv arbeiten würden - auch wenn sie Belohnungssysteme wie Cartoons oder Spiele vergeblich suchen.

Einige Eltern hatten sich in Meeder im Mai im Unterricht persönlich ein Bild gemacht. Alle, berichtet Heller, seien begeistert gewesen. "Sie sind rausgegangen und haben gesagt: Toll!" Natürlich wurde die Rektorin im Vorfeld auch mit kritischen Fragen konfrontiert. "Die Eltern haben beispielsweise Angst davor, dass die Handschrift darunter leidet. Aber die elektronische Lernhilfe ist ja nur ein ergänzender Teilbereich des Unterrichts."

Dass es in Meeder noch keine Tablets gibt, liegt alleine an der Finanzierbarkeit. Die flachen Elektrogeräte müssen gemietet und die Lern-Software bezahlt werden. "Ich bin immer noch auf der Suche nach Sponsoren. Die Bereitstellung ist nicht billig", sagt Heller. Das Snappet-System einschließlich der Tablets kann für mindestens 48 Euro pro Jahr und Schüler gemietet werden.

Heller hofft trotzdem, dass Tablets in Meeder zeitnah ihren festen Platz im Unterricht einnehmen. Sollte man ein Sponsor findet, wird das Konzept "sofort" in den Unterricht eingebaut. Auch in der 1. Klasse könnten die Tablets "problemlos" integriert werden.

Die moderne Lernform sei generell ein weiterer medialer Schritt, der aus Sicht der Pädagogin zwingend notwendig ist. "Nehmen wir das normale Lehrbuch. Das ist heute vielleicht auf dem aktuellen Stand. Aber in zehn Jahren?" Mittlerweile würden sich die Schüler viele Informationen immer häufiger aus den digitalen Medien holen. "Und vergessen wir nicht: Auch die Kleinsten sind damit mittlerweile schon sehr vertraut."


Schulweg: Der Trend geht zum "Eltern-Taxi"


Immer mehr Eltern bringen ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule. Wie eine Elternumfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) bestätigt, geht der Trend in Richtung "Eltern-Taxi". In Bayern wird bereits jeder achte Jugendliche mit dem Auto zur Schule gebracht - bundesweit lässt sich nur jeder Vierzehnte im Alter von zwölf bis 17 Jahre mit dem Pkw zum Unterricht bringen.
Teilweise richten einige Schulen bereits spezielle Park-Zonen auf dem Schulgelände ein, damit es im fließenden Verkehr nicht zu Behinderungen kommt. "Der Schulweg wird für die Kinder nicht automatisch sicherer, wenn die Kinder mit dem Pkw zur Schule gefahren werden", meint Manfred Raubold, Landesgeschäftsführer der Landesverkehrswacht Bayern.
Allgemein ist der Schulweg im Freistaat mit "wenig Fußarbeit" verbunden: Nur neun Prozent der 12- bis 17-Jährigen radeln zum Unterricht, bundesweit sind es immerhin 19 Prozent. Und jeder dritte Schüler im Jugendalter fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Schulbus.


Schulstart: Mehr Unfälle im Jahr 2013


Die oberfränkische Polizei appelliert zum Schulstart an alle Verkehrsteilnehmer zu mehr Rücksicht und Vorsicht im Straßenverkehr. Und das aus gutem Grund:

760 Kinder wurden 2013 in Bayern bei 682 polizeilich aufgenommenen Schulwegunfällen verletzt, ein Kind kam ums Leben.

In Oberfranken registrierte die Polizei mit 41 Schulwegunfällen erstmals wieder eine Steigerung um acht Unfälle. Dabei verletzten sich 43 Schüler leicht und vier schwer.

Die Polizei, die in den nächsten Wochen Überwachungsaktionen und Geschwindigkeitskontrollen durchführen wird, rät: Eltern sollten mit ihren Kindern schon vor dem Tag der Einschulung den Weg immer wieder üben, das Verhalten der Sprösslinge beobachten und den Ablauf wiederholen.

Die Polizei und die Landesverkehrswacht Bayern empfehlen zudem:

An Fußgängerampel und Zebrastreifen erst losgehen, wenn alle Autos wirklich stehen geblieben sind.
Wählen Sie einen Schulweg mit möglichst wenig Verkehrskreuzungen und schlecht einsehbaren Ausfahrten.
Lassen Sie sich den Schulweg auch von Ihrem Kind erklären. So erkennt es Gefahrenstellen häufig selbst.
Schicken Sie ihr Kind so rechtzeitig auf den Weg, dass es ihn in Ruhe bewältigen kann.
Kinder sollen so angezogen sein, dass sie auch bei schlechtem Wetter gut gesehen werden können.
Lassen Sie Ihr Kind erst mit dem Fahrrad in die Schule fahren, wenn es in der vierten Klasse die Fahrradprüfung erfolgreich bestanden hat.