Große Pläne für Ebrach

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Architekt Joachim Perleth (links), Bürgermeister Max-Dieter Schneider und Knut Kettel vom Amt für ländliche Entwicklung beim Rundgang durch EbrachDaniela Becht-Zwetkov
Architekt Joachim Perleth (links), Bürgermeister Max-Dieter Schneider und  Knut Kettel vom Amt für ländliche Entwicklung  beim Rundgang durch EbrachDaniela Becht-Zwetkov
Ortstermin bei eisigen Temperaturen (von links): Heike Pöllath, ein studentischer Mitarbeiter, Pius Schmelzer, Knut Kettel, (alle Amt für Ländliche Entwicklung), Joachim Perleth (Architekt), Bürgermeister Max-Dieter Schneider und Stefan Malinka (Bautechniker)Daniela Becht-Zwetkov
Ortstermin bei eisigen Temperaturen (von links): Heike Pöllath, ein studentischer Mitarbeiter, Pius Schmelzer, Knut Kettel, (alle Amt für Ländliche Entwicklung), Joachim Perleth (Architekt), Bürgermeister Max-Dieter Schneider und  Stefan Malinka (Bautechniker)Daniela Becht-Zwetkov
 
Im Rathaus werfen Joachim Perleth, Knut Kettel, Pius Schmelzer und Bürgermeister Max-Dieter Schneider einen Blick auf den Liegenschaftsplan.Daniela Becht-Zwetkov
Im Rathaus  werfen  Joachim Perleth, Knut Kettel, Pius Schmelzer und  Bürgermeister Max-Dieter Schneider einen Blick auf den Liegenschaftsplan.Daniela Becht-Zwetkov
 
Daniela Becht-Zwetkov
Daniela Becht-Zwetkov
 

Ebrach soll schöner werden. Und - wenn es nach Bürgermeister Max-Dieter Schneider geht - auch ruhiger. Ein Ortstermin in Sachen Dorferneuerung.

Sechs Männer und eine Frau unterwegs durch Ebrach. Kladden werden gehalten, Skizzen gemacht, immer wieder einmal wird angehalten und geschaut. Nach rechts, nach links. Es ist neun Uhr am Morgen, die Sonne strahlt, als wollte sie Ebrach in ein besonders schönes Licht tauchen. Es ist bitter kalt und deshalb setzt sich die kleine Gruppe immer schnell wieder in Bewegung.

Nach zwei Stunden wird für Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD) fest stehen: In seinem Ort muss viel gemacht und mit vielen Leuten geredet werden. Denn zum Beispiel Teile von Gehwegen, die verändert werden sollen, gehören Anwohnern. "Eigentum ist im Moment unwichtig, wir machen es so, dass es schön aussieht", wird am Ende des Spaziergangs durch Ebrach der Satz sein, der wohl auch dem Bürgermeister am längsten im Gedächtnis bleiben wird.

Gesagt hat ihn Knut Kettel vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken und eben dort zuständig für alles, was mit Bauen zu tun hat. Er ist gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Pius Schmelzer, Heike Pöllath und einem Studenten nach Ebrach gekommen. Doch im Gegensatz zu Kettel sind Pöllath und Schmelzer nicht nur als Amtspersonen dort, sondern als Vorstandsvorsitzender bzw. dessen Stellvertreterin der Teilnehmergemeinschaft. Die wiederum gibt den größten Teil des Geldes für die anstehende Dorferneuerung.


Es geht um 2,3 Millionen Euro

Die Teilnehmergemeinschaften sind bürgerliche Vertreter des Landkreises, die - genau wie die Gemeinderäte, mit dem sie im besten Falle gut zusammen arbeiten - mit darüber bestimmen, ob Geld für die Vorhaben der Bürgermeister gegeben wird oder nicht. Im Fall von Ebrach geht es um eine Gesamtsumme für die ersten drei Anliegen bei der Dorferneuerung von 2,3 Millionen Euro. Einen Teil davon zahlt die Gemeinde selbst. "Wie hoch der genau ist, kann ich gar nicht sagen", erklärt Bürgermeister Schneider. "Der Schlüssel für diese Zuweisungen ist ziemlich kompliziert." Zusammen gefasst könnte man sagen: Wer viel hat, bekommt wenig und anders herum.

Sofort schielt Schneider neidisch nach Burgwindheim, mit dem Ebrach eine kommunale Allianz gebildet hat: "Die haben Plus auf dem Konto und bekommen dennoch immer wieder Geld", sagt er am Rande des Weges. Der führt die kleine Gruppe, der außerdem noch der ausführende Architekt Joachim Perleth und dessen Mann für Bautechnik, Stefan Malinka, angehören, durch den Torbogen, der den Beginn des Ortskerns markiert. Die Bundesstraße 22 führt dort entlang, quer durch den Ort. Vom Torbogen bis zum Ortsausgang. Und egal, was Schneider und seine Mitstreiter auch immer im Rahmen der Dorferneuerung bewegen: Der Traum von einer Umgehungsstraße wird auf unabsehbare Zeit unerfüllt bleiben.

Was neben Lärm und Gestank noch andere Probleme verursacht: "Wem genau was am Rande der Straße gehört und wer was von den Maßnahmen an Bürgersteigen und eventuellem Anheben oder Absenken der Fahrbahn bezahlen muss und mitbestimmen darf, muss erst noch geklärt werden", sagt Schneider.


Wohin mit den Autos?

Vom Torbogen bis zum Marktplatz sind es rund 300 Meter. Von da an geht es um die drei Punkte, die in Sachen "Schöneres Ebrach" zuerst auf der To-Do-Liste stehen: Barrierefreie Wege und Zugänge - auch zum Rathaus -, neue und/oder schönere Gehsteige sowie die zentrale Frage: Wohin mit den Autos?

"Wir müssen erst ein schlüssiges Konzept für die Parkplätze haben, bevor wir über das Umgestalten des Marktplatzes nachdenken", erläutert Architekt Perleth vom gleichnamigen Büro in Schweinfurt. Er arbeitete schon mit Bürgermeister Schneider zusammen, als es noch um das Vorbereiten und erste Ideen ging, wie Ebrach am besten für die Zukunft schöner gemacht werden könnte. Nun hat er mit seinem Büro die Ausschreibung für Ebrachs Dorferneuerung gewonnen.


Für Gäste und Einheimische

Mehr als 50 000 Gäste besuchen die Marktgemeinde jedes Jahr. Tendenz steigend. "Und wenn man möchte, dass die sich hier wohl fühlen und deshalb gern ein bisschen länger bleiben, um am Ende hier auch Geld auszugeben, wäre das doch gut", beschreibt Bürgermeister Schneider ein Ziel der Dorferneuerung. "Und für die eigenen Bürger ist es ebenfalls wichtig, dass sie sich hier wohl fühlen. Sie sind es schließlich, die hier leben, Geschäfte eröffnen oder weiter führen und alles, was sie brauchen, hier haben sollten", sagt Schneider, der seit inzwischen 15 Jahren Bürgermeister von Ebrach ist. Ein Ort solle Heimat sein, damit die Jungen bleiben oder nach Studium und Ausbildung zurückkehren und selbst etwas voran bringen. In ihrem Ort.

Die Gruppe ist inzwischen vorbei an der Orangerie, die einen neuen und besseren barrierefreien Eingang bekommen soll, bis zum Marktplatz gelaufen. Der ist momentan ein Parkplatz, der - geht es nach den Wünschen von Ästhetikern unter den Bürgern und Gemeinderatsmitgliedern - verschwinden und der Platz wieder zu dem gemacht werden soll, was sein Name bedeutet. In den vergangenen Jahren gab es nur zweimal im Jahr einen Markt. Und Platz, sich zu setzen, Kaffee zu trinken oder einfach nur die Sonne zu genießen: Im Moment Fehlanzeige.

Auch die Allee, die zum Marktplatz führt, soll umgestaltet werden. "Für alles, was mit Grünflächen zusammenhängt, ziehen wir natürlich einen Landschaftsplaner hinzu", sagt Architekt Perleth. Die Bäume entlang der Allee verdecken im Sommer den Blick auf die prächtigen Gebäude, die vor neun Jahrhunderten als Zisterzienserkloster gebaut wurden und seit 60 Jahren als Justizvollzugsanstalt genutzt werden. Breiter und luftiger soll sie werden, damit die Anlage mit der beeindruckenden Klosterkirche wieder gut zu sehen ist.

Dann geht es weiter bis zum Ortsausgang. Dort, wo Hinweisschilder den Besuch des nahen Baumwipfelpfades empfehlen. Immer wieder wird überlegt, wo Stellflächen für Autos geschaffen werden könnten. Dort, am Ende des Ortes gäbe es noch Möglichkeiten, sagt Bürgermeister Schneider, der ein bisschen angespannt wirkt. Im Geiste geht er vielleicht schon die Gespräche durch, die er mit einigen Anwohnern oder Besitzern von Flächen wird führen müssen.


Planung beginnt erst

"Unser Rundgang war ja erstmal dafür, ein Gefühl dafür zu bekommen, was geht, was würde eventuell gehen und was geht auf keine Fall", sagt Knut Kettel vom Amt. "Mit konkreten Plänen beginnen wir jetzt erst", stimmt Architekt Joachim Perleth zu.

Der Rückweg ins Rathaus geht schnell. Alle frieren und freuen sich auf den heißen Kaffee, bei dem über einem großen Liegenschaftsplan weiter diskutiert wird. Vielleicht nimmt sich Bürgermeister Max-Dieter Schneider diesen Plan eines Tages wieder vor. Und erinnert sich an den eiskalten aber sonnigen Tag, an dem alles begann - mit einem Spaziergang durch seinen Ort.