Geruchsbelästigung durch Brauerei in Bamberg?

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Auf einer Geländeterrasse über der Regnitz am nordwestlichen Stadtrand soll ein neues Baugebiet entstehen. Der benachbarte Brauereibetrieb fürchtet dadurch Beinträchtigungen seiner Geschäftstätigkeit. Foto: Ronald Rinklef
Auf einer Geländeterrasse über der Regnitz am nordwestlichen Stadtrand soll ein neues Baugebiet entstehen. Der benachbarte Brauereibetrieb fürchtet dadurch Beinträchtigungen seiner Geschäftstätigkeit.  Foto: Ronald Rinklef
 
Skizze des neuen Wohngebiets von Planer Franz Ullrich
Skizze des neuen Wohngebiets von Planer Franz Ullrich
 

Das Tauziehen um ein Wohngebiet auf dem Megalith-Gelände geht ins 11. Jahr. Vorerst letzter Akt: Ein Geruchsgutachten wegen der Brauerei.

Bamberg Zufälligen Passanten hätte es schon etwas anrüchig vorkommen können, was an 52 Tagen im vergangenen Jahr teils mitten in der Nacht auf einer Geländeterrasse geschah: Spezialisten von Müller-BBM haben dort, oberhalb von Gaustadt, der Intensität von Bier- und Brauerei-Gerüchen nachgespürt.

Die Erklärung ist auch in einer Bierstadt ungewöhnlich: Hier wurde eine so genannte Geruchsrasterbegehung vorgenommen. Das Ergebnis der über 30 000 Euro teueren Nasenstudie wurde jetzt im Bausenat vorgestellt und, wie es sich gehört, mit Hingabe diskutiert. Es ist der vorerst letzte Akt in einem mittlerweile elfjährigen Tauziehen um ein neues Wohngebiet neben einer Brauerei.

Grund für den Dauerstreit um Lärmabschirmung, Lkw-Verkehr und jetzt auch den Geruch: Nach dem Wunsch des Eigentümers Andreas Gumbmann sollen auf dem Areal der mittlerweile abgebrochenen Ziegelei Megalith 110 Einfamilienhäuser entstehen.

Auch der Bausenat unterstützt das Vorhaben und ist 2005 in ein Bebauungsplanverfahren eingestiegen - damals noch hoffnungsfroh. Längst sollte aus dem bislang als Industriegebiet eingestuften Gelände ein Wohngebiet entstanden sein, das dazu beitragen könnte, den viel beklagten Mangel an preisgünstigem Wohnungen in Bamberg zu entschärfen.


Einwände der Brauerei

Doch das ist leichter gesagt als getan in einer solchen Gemengelage: Die benachbarte Brauerei fürchtet durch die Siedlung in unmittelbarer Nähe, dass ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtigt wird und hat im Rahmen des Beteiligungsverfahrens eine ganze Reihe von Einwänden gegen die Wohnbebauung erhoben. Diese Kritik zu prüfen und zum Zwecke des gesetzlich vorgeschriebenen Interessenausgleiches neutral gegeneinander abzuwägen, ist die Pflicht des Bauordnungsamts, das sich deshalb auch des Themas Brauereigerüche sehr feinsinnig angenommen hat. So ließ man es nicht damit bewenden, eine rechnerische "Geruchsimmissionsprognose" zu erstellen, wie sie bereits im Herbst 2014 vorlag. Um die tatsächlichen Ausdünstungen von Brauereivorgängen im Falle Gaustadts etwa aus dem Sudhaus oder der Kanalisation unter die Lupe zu nehmen, wurde zeit- und personalaufwändig vor Ort nachgerochen.

Das Ergebnis der Schnüffelei überrascht Bewohner einer Bierstadt nicht, die die dort vorkommenden Brauereigerüche eher als Teil ihrer Lebensart betrachten denn als Anlass zum Protest. Es gibt, wie die Studie zeigte, auch auf der Hochterrasse über Gaustadt Brauereigerüche, die in Abhängigkeit von der Entfernung zum Betrieb in etwa acht bis 21 Prozent der Jahresstunden vorkommen. Und es sind Schwaden von mehrheitlich "schwacher oder sehr schwacher Intensität". "In keinem Fall handelt es sich um Gestank oder ekelerregende Gerüche", stellt Bernd Bauer-Banzhaf, Baujurist der Stadt Bamberg, klar. Manche Menschen in Bamberg würden sie sogar als angenehm bezeichnen.

So oder so hat das künftige Baugebiet nach Ansicht der Stadt den Schnuppertest bestanden. Denn wie die eingefangenen Messwerte zeigten, fällt die Wahrnehmbarkeit der Brauerei im Innenbereich der geplanten Siedlung rasch unter die Richtlinienwerte von 15 Prozent der Jahresstunden ab.

Dem geruchstechnischen Freispruch schloss sich auch der Stadtrat an, dem die unendliche Geschichte im Nordwesten schon viel zu lange dauert. "Gerüche haben wir in Bamberg viele", kommentierte CSU-Sprecher Franz-Wilhelm Heller eher launig als sachlich. Auch sein Kollege Heinz Kuntke von der SPD hatte keinen Grund zu stänkern. Nach seiner Einschätzung hat sich der Bedarf an preisgünstigen Baugrundstücken nach dem Scheitern der Konversion sogar noch erhöht. Dazu muss man wissen: Die Bodenrichtwerte für die Lage am nordwestlichen Stadtrand liegen für Bamberg im eher günstigen Bereich um 200 Euro.

Die selbe Argumentationsfährte haben auch Pankraz Deu-ber (BUB) und Ursula Sowa aufgenommen. Die Grüne Stadträtin wittert allerdings Gefahr. Es schwebe das "Damoklesschwert der Klage" über dem Baugebiet, sagte sie. Nicht ohne Grund fürchten im Stadtrat einige, dass der Bebauungsplan nach dieser Vorgeschichte auch noch durch eine Klage beim Verwaltungsgericht angefochten wird.

Sollte es dazu kommen, wird das Thema Gerüche einer Bamberger Brauerei wohl auch beim in Bayreuth diskutiert werden müssen. Ob es dann richtigen Stunk gibt?

Bauinteressenten in Bamberg müssen dennoch nicht fürchten, dass sich die Aussicht auf einen Bauplatz in der Nähe des Michelsberger Waldes auf den St. Nimmerleinstag verzögert. Laut Stadt hat eine solche Klage keine aufschiebende Wirkung.

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