Druckartikel: Grippewelle trifft Bamberger Schulen und Kitas hart - "Kinderklinik gut gefüllt"

Grippewelle trifft Bamberger Schulen und Kitas hart - "Kinderklinik gut gefüllt"


Autor: Ralf Welz

Bamberg, Donnerstag, 06. Februar 2025

Die Grippewelle hat Bamberg erreicht: Insbesondere Kinder und Jugendliche sind derzeit erkrankt. An Schulen und Kitas gibt es zudem etliche Personalausfälle.
"Sobald eine 'Welle' eine Kita erreicht, sind bis zu einem Drittel der Kinder erkrankt und die Hälfte des Personals", erklärt der Geschäftsführer der katholischen Kitas Bamberg.


In Bayern herrscht gegenwärtig eine signifikante Grippewelle, die insbesondere unter Kindern erhebliche Auswirkungen zeigt. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit berichtet von über 15.000 Grippefällen seit Beginn des Jahres 2025, wobei die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen besonders hoch ist. Die Influenzawelle hat sich auch auf den Schulbetrieb ausgewirkt, da viele Schüler und Lehrer erkrankt sind. Dies führt zu Unterrichtsausfällen und in einigen Fällen zu Fernunterricht.

Auch die Zahl der Arztbesuche aufgrund von Atemwegserkrankungen ist stark gestiegen, wobei neben Grippeerkrankungen auch das RS-Virus eine Rolle spielt. Wer eine Grippe hat, fühlt sich oft sehr elend. Ein Experte erklärt, wer sich aktuell besonders häufig ansteckt und gibt einen eindringlichen Rat. Das Robert-Koch-Institut gibt derweil Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen Influenza. Doch wie sehr ist der Raum Bamberg von den kursierenden Atemwegsinfekten betroffen? inFranken.de hat nachgefragt, wie die Situation insbesondere bei Kindern und Jugendlichen aussieht.  

"Die Kinderklinik ist gut gefüllt": Klinikum Bamberg berichtet von vielen Grippe-Patienten

Am Klinikum Bamberg sind gerade rund 50 bis 60 Prozent der Patienten im Kinder- und Jugendbereich wegen Infekten im Krankenhaus. Überwiegend handele es sich hierbei um Atemwegsinfekte und weniger um Magen-Darm-Infekte, berichtet Susanne Lindner-Northey, Pressesprecherin der Sozialstiftung, dem Träger des Klinikums. "Bei den Kindern mit Atemwegsinfekten sehen wir in den letzten Wochen viele Patienten mit Influenza, hier insbesondere Influenza B, seit einer Woche auch vermehrt Patienten mit RSV", hält die Sprecherin fest. Bei den an RSV erkrankten Kindern handele es sich überwiegend um Kleinkinder im Alter von einem Jahr bis drei Jahren und weniger um kleine Säuglinge.

Laut dem Robert-Koch-Institut handelt es sich bei dem RS-Virus (RSV)um einen weltweit verbreiteten Erreger akuter Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. "Die Kinderklinik ist gut gefüllt, hat aber in der Regel aber noch Aufnahmekapazität", schildert Lindner-Northey. Die Personalsituation ist offenkundig vergleichsweise normal. "Bezüglich des ärztlichen Personals in der Kinderklinik sehen wir derzeit keine gehäuften Ausfälle aufgrund von Erkrankungen", so die Sprecherin. Und wie ist die Lage am Krankenhaus in Hinblick auf Erkältungskrankheiten insgesamt? Werden momentan viele erwachsene Patienten mit entsprechenden Symptomen behandelt?

"Über das Wochenende wurden am Klinikum Bamberg zusätzlich zahlreiche Patienten mit Infektionen der Atemwege aufgenommen, so dass auch Patienten außerhalb der internistischen Stationen in anderen Fachbereichen zur Behandlung untergebracht werden mussten", berichtet Lindner-Northey. Die Grippewelle macht darüber hinaus offensichtlich auch nicht vor dem Personal Halt. "Im Bereich der Mitarbeitenden liegen derzeit viele Krankmeldungen vor, wobei diese bisher alle aus dem Kollegenkreis kompensiert werden konnten", erklärt die Sprecherin. "Bisher mussten keine Behandlungen oder Operationen im Klinikum Bamberg krankheitsbedingt abgesagt oder verschoben werden."

Grund- und Mittelschulen mit "sehr hohem Krankheitsstand bei den Lehrkräften"

Auch an den Schulen im Raum Bamberg ist die Grippe- beziehungsweise Erkältungswelle derzeit deutlich wahrzunehmen. "Es gibt einen sehr hohen Krankheitsstand bei den Lehrkräften", berichtet Michael Memmel, Pressesprecher der Stadt Bamberg, mit Blick auf die 62 Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis. "Allein am Mittwoch sind 23 neue Krankmeldungen von Lehrkräften beim Schulamt eingetroffen.

Bei Langzeit-Erkrankungen und Ausfällen gelingt es noch, mit der mobilen Reserve gegenzusteuern, bei kurzfristigen Ausfällen müssen die Schulen das zumeist selbst organisieren." Bislang schafften das die Grund- und Mittelschulen der Region noch mit schulinternen Vertretungsregelungen. "Aktuell ist keine der 62 Schulen ohne erkrankte Lehrkräfte", betont Memmel. "Was auffällig derzeit ist: die Erkrankungen ziehen sich länger hin, dauern also eher ein, zwei Wochen als 'nur' ein paar Tage."

Die städtischen Schulen, das Eichendorff-Gymnasium und die Graf-Stauffenberg-Wirtschaftsschule melden derweil normale Zahlen für die Jahreszeit und keine Unterrichtsausfälle. "In der Graf-Stauffenberg-Realschule sind sechs Lehrkräfte erkrankt", so der Stadtsprecher. Am Dienstag mussten demnach sieben Unterrichtsstunden in den Klassen 9 und 10 entfallen. "Der Rest wird vertreten."

"Krankheitsbedingter Mangel": Bamberger Kitas leiden zunehmend unter Personalausfällen

Auch in den Kitas gibt es zahlreiche kranke Mitarbeiter. "Seit dem Jahreswechsel ist in der Stadt Bamberg eine Zunahme an Meldungen von Personalausfällen in den Kindertagesstätten zu beobachten", schildert Memmel mit Blick auf Krippen, Kindergärten und Horte. "Aktuell sind fünf Einrichtungen betroffen. Die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Kinder reichen von Kürzung der Öffnungszeiten über Notbetreuung und Zusammenlegung von Gruppen bis zur vorübergehenden Schließung einzelner Gruppen", erklärt der Sprecher der Stadt Bamberg. "Die Schließung einer gesamten mehrgruppigen Einrichtung konnte bisher durch den engagierten Einsatz des verbleibenden Personals vermieden werden."

Inwieweit die Krankmeldungen mit der Erkältungswelle zusammenhängen, ist indes unklar. "Es ist in der Regel allerdings nicht bekannt, welche Erkrankungsbilder zu den Personalausfällen führen", erläutert Memmel. "Zum Teil wird aber tatsächlich auch eine Grippewelle genannt." An den Kindertagesstätten der Kirche ergibt sich ein ähnliches Bild. "Wir haben schon seit längerer Zeit einen krankheitsbedingten Mangel", erklärt Andreas von Wahlberg, Geschäftsführer der katholischen Kitas Bamberg. Etwa vier Kitas seien derzeit von Magen-Darm- und Grippefällen betroffen. Als Symptome treten demnach Schüttelfrost und Fieber auf.

Das Problem: "Sobald eine 'Welle' eine Kita erreicht, sind bis zu einem Drittel der Kinder erkrankt und die Hälfte des Personals", teilt von Wahlberg inFranken.de mit. Einrichtungen müssen gegenwärtig aber nicht zu bleiben, weil Beschäftigte fehlen. "Es gibt keine Schließung von Kitas." Sobald eine Kita betroffen sei, gebe es verkürzte Öffnungszeiten, da das Personal am Nachmittag ausfalle. "Gruppen werden zusammengelegt, wegen geringer Kinderanzahl und erkranktem Personal", konstatiert der Chef der katholischen Tagesstätten in Bamberg.

Gesundheitsamt: "Hausarzt- und Kinderarztpraxen hoher Belastung ausgesetzt"

"Grundsätzlich ist die Jahreszeit immer von einer Vielzahl von akuten respiratorischen Erkrankungen gekennzeichnet", erklärt Lothar Riemer stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts am Bamberger Landratsamt. "Daher sind die Hausarzt- und Kinderarztpraxen immer einer hohen Belastung ausgesetzt." Eine besondere Auffälligkeit im Vergleich mit der Wintersaison 2023/2024 ist demnach nicht zu beobachten. "Bei der Influenza haben wir leicht erhöhte Zahlen zur Vorsaison, aber keine signifikanten Ausschläge", so der Experte. Bei dem Humanen Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus) liegen die Zahlen ihm zufolge zum aktuellen Zeitpunkt sogar unter den Zahlen in der Vorsaison.

"Beim RS-Virus beobachten wir eine Verschiebung zum letzten Jahr, was den Beginn betrifft", berichtet Riemer inFranken.de. Im vorherigen Winter ließ sich demnach ein erster Höhepunkt bereits in der Kalenderwoche 50 feststellen. "In diesem Jahr haben wir etwas versetzt seit der Kalenderwoche 2 einen steilen Anstieg." Bei der Influenza verlaufe die Erkrankungswelle praktisch identisch zum Jahr 2023/24. "Ein steiler Anstieg seit Jahresbeginn, welcher sich derzeit fortsetzt", konstatiert der stellvertretende Chef des Gesundheitsamts.

"Ausgehend von der letztjährigen Erkrankungswelle wäre der Höhepunkt dann in den nächsten zwei Wochen erreicht." Diese Prognose müsse aber natürlich nicht valide sein. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort. 

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