Granaten gefunden: Friesener Wald birgt Zündstoff

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Am Dienstag hat ein Kampfmittelräumdienst scharfe Panzermunition aus dem Zweiten Weltkrieg bei Hirschaid geborgen - nicht zum ersten Mal. Rund um NS-Flakstellung und US-Sprengplatz schlummern noch Blindgänger.

Die Gefahr lauert nur Zentimeter unter dem Laub. Mehrfach hat ein Sondengänger aus dem Landkreis Bamberg im Friesener Wald mit seinem Metalldetektor Funde gemacht. Östlich, westlich und nördlich des Flugplatzes. Gesucht habe er eigentlich nach historisch wertvollen Zeitzeugnissen wie Münzen oder Werkzeugen, beteuert er. Gefunden hat er stattdessen scharfe Panzergranaten aus dem Zweiten Weltkrieg. "Ich weiß ja nicht, was ich unter der Spule habe und was ich ausbuddle", erklärt der junge Mann zu seinem umstrittenen Hobby. Viermal schon habe er in den vergangenen Monaten den Kampfmittelräumdienst verständigt, der im Friesener Wald Granaten sicherte und unschädlich machte.

"Das ganze Gebiet ist mit scharfen Spreng- und Panzergranaten verseucht", ist sich der Monteur sicher. "Ein falscher Tritt an der falschen Stelle und das war's." Weil dort viele Wanderer zum Flugplatz laufen, hält der Finder es für "mehr als fahrlässig", dass dort keine Hinweise angebracht seien. Seinen Namen will der junge Mann lieber nicht in der Zeitung preisgeben, denn er fürchtet rechtlichen Ärger - Sondengänger wandeln am Rande der Legalität. Im Friesener Wald auch am Rande der Lebensgefahr.

Granaten der US-Streitkräfte

"Ich warne dringend davor, in diesem Gebiet zu sondieren", stellt Andreas Heil klar. Der Betriebsleiter bei der bundesweit tätigen Kampfmittelräumfirma Tauber bestätigt die Funde bei Friesen. Erst am Dienstag sicherte eines seiner Teams laut Heil dort mehrere Kampfmittel - nach einem eiligen Einsatz bei Ebing, wo bei Bauarbeiten ebenfalls Granaten gefunden worden waren.

Zu Friesen sagt Heil: "Das waren alles 3,7-Zentimeter-Granaten der US-Streitkräfte zur Panzer- und Fahrzeugabwehr, häufig ausgestattet mit sprengkräftigen Zündern." Die Einschätzung des Kampfmittelexperten: "Das Zeug ist brandgefährlich." Die Funde seinen ein Alarmzeichen. "Hier sollte die Sicherheitsbehörde etwas tun."

Sicherheitsbehörde ist zunächst einmal der Markt Hirschaid. Bürgermeister Klaus Homann (CSU) ist sauer, dass ihm die Funde bisher niemand gemeldet hat. Der Sondengänger hätte sich auch an ihn wenden sollen. "Ich werde das zum Anlass nehmen, dem nachzugehen", sagt er zu den Funden. "Auf der Friesener Warte tobte der Endkampf des Zweiten Weltkrieges, weil hier Flakstellungen bis zum Schluss verteidigt wurden", weiß Homann aus historischen Dokumentationen. Doch dass dort offenbar noch zahlreiche Blindgänger in der Erde schlummern, davon war Homann bisher nichts bekannt.

Auch dem Landratsamt nicht. "In diesem Bereich sind keine Kampfmittelfunde bekannt", heißt es auf Nachfrage. Bekannt ist jedoch, dass die US-Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg in diesem Gebiet Sprengplätze eingerichtet haben, um Munition unschädlich zu machen. "Im Landkreis wurden insgesamt sieben solcher Sprengplätze betrieben: bei Baunach, Friesen, Rattelsdorf, Viereth, Teuchatz und Strullendorf", erklärt Pressesprecher Frank Förtsch.

Bei Friesen gab es sogar zwei: Bei einem Sprengplatz handelte es sich laut Förtsch um den Flugplatz. Der zweite Sprengplatz sei bereits Anfang der 60er-Jahre aufgeforstet worden. "Bei diesen Sprengplätzen wurden 2002 bis 2004 vom Wasserwirtschaftsamt per Schürftrichter Bodenproben entnommen und keine Gefährdung für Grundwasser oder Mensch festgestellt", berichtet der Pressesprecher.

In der Behörde und im Hirschaider Rathaus wird nun beraten, wie mit den Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg umzugehen ist. Wie kompliziert das ist, zeigt sich in Rattelsdorf. Auch dort hatten die Amerikaner einen Sprengplatz betrieben. Mehrere Tonnen Kampfmittel wurden in der bereits seit Monaten laufenden Aktion geborgen und unschädlich gemacht. Lange war jedoch darum gerungen worden, wer die Kosten zu tragen hat. Letztlich gab es eine Vereinbarung zwischen dem bayerischen Innenministerium, dem Landratsamt und der Marktgemeinde Rattelsdorf.

Das Landratsamt warnt davor, mit Sonden zu suchen, weil die Gänger damit sich und andere gefährdeten: "Soweit Kampfmittel als Zufallsfund angetroffen werden, sind sie unverändert in der vorgefundenen Lage zu belassen und es ist sofort die Polizei zu verständigen. Diese verständigt den Kampfmittelräumdienst." Erst ab dem Zeitpunkt, wenn Fundstellen und die Art der Kampfmittel bekannt seien, könne die Gefährdungslage bewertet und Maßnahmen abgestimmt werden. "Dies geschieht aktuell", berichtet Förtsch.

Für den Sondengänger aus dem Landkreis ist das Gebiet mittlerweile sowieso Tabuzone, wie er versichert. Er hat ein Platzverbot auferlegt bekommen - damit er nicht sich selbst und andere gefährdet.