Der Golfplatz am Hauptsmoorwald ist wieder bespielbar. Das war nach dem Abzug der Amerikaner aus Bamberg nicht selbstverständlich. Unterdessen hatten sich Anwohner um den Zugang zum Naherholungsgebiet in Bambergs Osten gesorgt.
Sie sind zufrieden - und auch ein bisschen stolz. Denn sie haben "ihren" Platz durch den Winter gebracht, mit dem erlaubten Maß an provisorischer Pflege. Da war es für die Mitglieder des Golfclubs Hauptsmoorwald ein erhebendes Gefühl, als am 1. August der erste Ball über das Green rollte.
Gegolft werden darf, obwohl der Platz weder der Stadt noch dem Club gehört. Aktuell befindet sich das Areal, wie das gesamte Konversionsgebiet, im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).
An diese fiel die Fläche nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Bamberg. Konversionsreferent Christian Hinterstein erklärt: Zwischen der Bima und der Stadt gibt es eine Nutzungsvereinbarung, zwischen Stadt und Golfclub wiederum eine Unternutzungsvereinbarung. Das Ergebnis dieser Verträge: Der Golfclub darf den Platz bespielen.
Die Vereinbarung trat am 15. Juli in Kraft und läuft vorerst bis zum 31. Dezember 2016. Allerdings könnten die Warner-Barracks - und damit der Golfplatz - bereits Ende Januar 2016 in den Besitz der Stadt Bamberg übergehen. Bima und Stadt seien laut Hinterstein bemüht, das Zeitfenster einzuhalten.
Beschleunigte Konversion
Möglich wird die beschleunigte Konversion, sprich die Umnutzung der ehemaligen Kasernernflächen, durch einen Deal mit dem Bund: Die Stadt stimmte einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit in der Flynn-Housing-Area zu. Im Gegenzug soll die Kommune schneller an die gesamten Konversionsflächen kommen.
Doch noch zahlt der Golfclub seine Pacht direkt an die Bima. Er hat zum Erhalt des Platzes - und, um ihn in seine jetzige Form zu bringen - Geld in die Hand genommen: für die Sicherung der Zufahrt, die von der Pödeldorfer über die Kastanienstraße erfolgt; für die Wasserversorgung auf dem Gelände oder die Pflege der Greens.
Die einzige Angabe, die sich Pressebeauftrage Jutta Kirschner entlocken lässt, lautet: "eine fünfstellige Summe". Das Geld stammt laut Club-Präsident Klaus Dirks aus den Rücklagen, die der Club seit 1994 gebildet hat. Er lobt die Mitglieder, die in Eigenregie die Gebäude restauriert hätten. Nun gebe es endlich auch Duschen und Umkleidekabinen. Das Haus des "Rod and Gun"-Club ist vorerst zum Büro- und Lagerraum geworden. Schließlich haben die Golfer von den Amerikanern noch Maschinen zur Pflege des Platzes übernommen.
Kein Engagement von Michael Stoschek
Dem Präsidenten ist wichtig: Der Platz wurde über den Winter gerettet, und er hat Bestand. In der golflosen Zeit sei nur ein Mitglied abgewandert, insgesamt habe es mit der Wiedereröffnung sogar Zuwachs gegeben: Laut Dirks zählt der Club 350 Mitglieder, die vor kurzem bereits ihr erstes großes Turnier gespielt haben. Auf einem Platz, der sein äußeres Erscheinungsbild und seine Organisationsstruktur zumindest nicht massiv ändern wird.
Denn der Club hat abgestimmt, gegen ein mögliches Engagement von Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose Fahrzeugteile GmbH & Co KG. Dieser hätte sich vorstellen können, am Platz einige teilweise weitreichende Baumaßnahmen durchzuführen, inklusive Driving Range und Clubhaus. Ist das Thema für Stoschek nach der Abstimmung der Club-Mitglieder abgehakt? Auf Anfrage der Redaktion teilt er mit: "Für die Sportstadt Bamberg ist das bedauerlich, aber ich akzeptiere natürlich die Entscheidung der Mitglieder. Damit ist die Sache für mich erledigt, ich wollte mich ja keinesfalls irgendwie aufdrängen."
Golfclub-Präsident Dirks meint jedenfalls: "Wir möchten ein eigenständiger Club sein. Die Mitglieder stehen voll hinter der Entscheidung." Diese würden vor allem Wert auf gute nachbarschaftliche Beziehungen legen. Die waren in der Vergangenheit teilweise von Bedenken von Anwohnern der Gartenstadt und Bamberg-Ost geprägt gewesen. Doch nach zweimaliger Begehung des wiedereröffneten Geländes sei man "als Freunde" auseinander gegangen, so Dirks.
Wie Matthias Neller, Vorsitzender des Bürgervereins Gartenstadt erläutert, seien Anwohner vor allem wegen der neuen Zufahrt zum Golfplatz besorgt gewesen. "Wir wollten nicht, dass der Verkehr mitten durchs Naherholungsgebiet geführt wird."
Neller: Gartenstadt hat schon genug Problemchen mit Autos
Die derzeitige Lösung über die Kastanienstraße sei akzeptabel. Neller merkt an, dass man in der Gartenstadt genug Problemchen mit Autos habe, die auf schmalen Straßen zu schnell durch Wohngebiete von Familien mit kleinen Kindern fahren. Die Golfer würden sich aber soweit "ordentlich" verhalten.
In der Gartenstadt sowie teilweise in Bamberg-Ost hatte man die Sorge, "dass der Golfplatz für Erholungssuchende nicht mehr zugänglich ist", wie Bürgervereins-Vorsitzender und SPD-Stadtrat Heinz Kuntke sagte. Außerdem habe mancher befürchtet: Fußgänger und Golfspieler, das beiße sich. "Aber das hat ja immer schon funktioniert", sagt Kuntke pragmatisch.
Ähnlich formuliert es Club-Präsident Klaus Dirks: "Wir freuen uns über Jogger, die durch den Wald laufen. Besonders über einen, der immer verloren gegangene Bälle zurückwirft."