Demo in Bamberg: Gelbwesten vor dem Cinestar
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Dienstag, 12. März 2019
Mit einem Warnstreik haben die Beschäftigten im Kino im Atrium ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck verliehen. Cinestar verweist auf den schwierigen Markt. Am Mittwoch startet die nächste Verhandlungsrunde.
Nein, hier macht niemand Werbung für einen neuen Film. Die Transparente und Warnwesten vor dem Cinestar in Bamberg sollen auf die Arbeitssituation der 50 bis 60 Mitarbeiter des Kinos hinweisen: Die Beschäftigten wollen mehr Geld. Also weg von der Popcornmaschine und rein in den Warnstreik.
"Alle, die hier arbeiten, lieben Kino und sind mit Herz und Seele dabei. Was uns fehlt, ist die Wertschätzung", sagt Niklas Döbler, der seit 2014 hier arbeitet. "60 Prozent der Bamberger Beschäftigten haben mitgemacht, das ist eine sehr starke Beteiligung", berichtet Bernd Bauer, bei der Gewerkschaft Verdi in der Region für die Sparte Kunst zuständig. Kinogänger mussten deshalb am Freitag und Samstag teilweise länger warten als üblich. Die Streikenden mussten auf Anweisung der Kinoleitung das Cinestar verlassen. Laut Gewerkschaft wurde mit Abmahnungen gedroht. Der Betrieb lief weiter.
Cinestar-Mitarbeiter fordern "Löhne, die zum Leben reichen"
Elf Euro Einstiegslohn fordern die Arbeitnehmervertreter - bisher liegen die Bezahlungen in der Kinobranche laut Gewerkschaft nur knapp über dem Mindestlohn. Auch Student Döbler gibt seinen Lohn mit unter zehn Euro an. Außerdem kritisiert er, dass langjährige Mitarbeiter nur wenig mehr verdienen. "Löhne die zum Leben reichen", wollen die jungen Beschäftigten vor dem Cinestar Bamberg - bundesweit wurde laut Verdi in 54 Kinos die Arbeit niedergelegt.
Deren Gesamtgeschäftsführer Oliver Fock erklärt dazu: "Tatsächlich hat Ver.di erst sehr kurz vor dem letzten Verhandlungstermin erstmals überhaupt konkrete Tarifforderungen in Form einer Lohnsteigerung von durchschnittlich fast 30 Prozent vorgelegt, auf die wir aufgrund dieser Kurzfristigkeit noch gar nicht reagieren konnten. Insofern wird im jetzigen Stadium allein auf Basis der Annahme gestreikt, dass es zu keiner Einigung zwischen der Arbeitgeberin und Verdi kommen wird."
Fock verweist außerdem auf die "äußerst angespannt Situation", in denen sich Kinos in Deutschland befinden. Besucherrückgänge von fast 15 Prozent im vergangenen Jahr und ein "riesiger Investitionsstau in den Bereichen Technologie und Ausstattung" machten die Ausgangslage schwierig.
Weitere Streiks in Bamberg denkbar
"Verdi argumentiert in den aktuellen Verhandlungen gegenüber allen Kinobetreibern mit der Forderung nach existenzsichernden Löhnen. Allerdings gibt es in der Kinobranche kaum Mitarbeiter, die der Servicetätigkeit als sozialversicherungspflichtige Vollzeittätigkeit nachgehen und entsprechend existenzgefährdet sind", erklärt Fock. Vielmehr handele es sich überwiegend um studentische Teilzeitkräfte, die im Service arbeiten. Der Anteil der in Vollzeit beschäftigten Servicekräfte liegt nach Auskunft der Geschäftsführung in den Cinestar-Kinos gerade einmal im einstelligen Prozentbereich. Auch im Cinestar in Bamberg arbeiten vor allem studentische Hilfskräfte, bestätigen die Streikenden in ihren gelben Warnwesten. Doch sie sehen darin ein Argument für bessere Löhne: "Wir müssen damit auch irgendwie unseren Lebensunterhalt bestreiten und sind keine billigen Arbeiter."
Am Mittwoch geht die Tarifverhandlung in eine neue Runde. "Wir erhoffen uns, dass bundesweit weitere Häuser mobilisiert werden", sagt Bauer. Weitere Streiks sind also möglich - auch in Bamberg.