Scheßlitzer Wirt: Warum sich Gäste auf Enttäuschung vorbereiten müssen
Autor: Ellen Schneider
Scheßlitz, Donnerstag, 04. Dezember 2025
Nach einem Beschluss des Bundestags könnte sich in der Gastro-Branche einiges ändern. Laut einem fränkischen Wirt müssen sich Gäste aber auf eine Enttäuschung einstellen.
Noch ist nichts sicher, doch der erste Schritt ist gemacht: Der Bundestag hat die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 19 auf 7 Prozent beschlossen. Auch für Pendler sind Entlastungen geplant. Nun steht noch die Entscheidung des Bundesrats am 19. Dezember aus. Auf die blickt auch Joachim Kastner, Kreisvorsitzender der Dehoga Bamberg, gespannt. Er betont: "Ohne diese Steuersenkung fehlt den meisten Gastronomen einfach der Spielraum, um attraktive Preise für die Gäste zu gestalten, ohne dass der Gastronom selber draufzahlt." Wer jetzt hoffe, dass der Restaurantbesuch dadurch wieder günstiger werde, müsse sich jedoch auf eine Enttäuschung einstellen.
Mit dem Hotel Schloss Burgellern leitet Kastner selbst eine Gastronomie in Scheßlitz (Kreis Bamberg). Viele Wirte in der Region stimme die Aussicht auf eine finanzielle Entlastung zuversichtlich. Denn die Zeiten seien derzeit alles andere als rosig: Die Kosten für Einkauf, Personal und Energie seien massiv gestiegen, gleichzeitig spüre man bei den Gästen eine deutliche Zurückhaltung, was den Besuch von Gastronomiebetrieben angehe. "Da stoßen wir im Moment wirklich an unsere Grenzen, dass man das noch finanzieren kann", betont Kastner. Dass die Steuersenkung auch bei den Gästen ankomme, hält er für ausgeschlossen.
"Glaube nicht, dass das irgendjemand weitergeben kann" - Wirt aus Kreis Bamberg spricht Klartext
"Wir versuchen natürlich, entsprechende Senkungen weiterzugeben. Aber wenn ich allein die Steigerungen der Einkaufspreise in diesem Jahr betrachte, glaube ich nicht, dass das irgendjemand weitergeben kann", stellt Kastner klar. Es gehe viel mehr darum, dass Betriebe durch die Maßnahme, "wieder mehr Luft holen" könnten. Denn in der Gastronomie noch Geld zu verdienen, sei laut dem Gastronomen mittlerweile schwierig: "Die Kostensteigerungen sind fatal, wir kommen mit den Preiserhöhungen kaum mehr hinterher."
Während der Corona-Pandemie hatte es eine entsprechende Steuersenkung bereits gegeben - und auch Wirte in der Region, die sich entschieden, diese zu hundert Prozent an die Gäste weiterzugeben. Viele habe das jedoch die Existenz gekostet, da sie selbst draufzahlen und schließlich aufgeben mussten, resümiert Kastner. Er macht deshalb deutlich: Dass die erneute Steuersenkung bei den Kunden ankommt, "wird nicht passieren".
Kastner hebt auch einen anderen Punkt hervor: "Was viele nicht verstehen: Es geht um eine Gerechtigkeitslücke." Denn während in Gasthäusern und Restaurants der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gelte, würden To-Go-Gerichte beispielsweise bei Imbissbuden oder Fast-Food-Ketten auch aktuell schon mit sieben Prozent besteuert. Fair finden das viele Wirte nicht. "Wir brauchen diese Mehrwertsteuersenkung, damit wir in Konkurrenz mit To Go überhaupt noch überleben", betont Kastner. Einige Wirte in der Region hätten ihr Mittagsgeschäft bereits einstellen müssen, "weil einfach niemand mehr kommt".
Beispielrechnung zeigt: Wirte können mit To-Go-Angebot kaum konkurrieren
Der Wirt verdeutlicht die Problematik anhand einer Beispielrechnung, in der die Kosten für eine Pizza To Go und jene für ein Schweineschnitzel vor Ort verglichen werden - auch wenn das natürlich in der Realität nur bedingt möglich sei. Gehe man bei beiden Gerichten von einem Bruttopreis von 15 Euro aus, blieben beim Schweinschnitzel gerade einmal 1,21 Euro Gewinn - bei der Pizza hingegen 9,22 Euro.
Die Rechnung sieht dafür folgendermaßen aus: Vom Schweineschnitzel würden die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, der Wareneinsatz (3,50 Euro), Personalkosten (5 Euro), Energiekosten (80 Cent), Pacht (2 Euro) und Marketingkosten (10 Cent) abgezogen.