Gänse sind am Main gefräßige Dauergäste

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Kanadagänse auf einer überschwemmten Wiese bei HallstadtFoto: Ronald Rinklef/Archiv
Kanadagänse auf einer überschwemmten Wiese bei HallstadtFoto: Ronald Rinklef/Archiv
(K)ein Getreidefeld: So wie hier bei Oberhaid schaut es aus wenn sich ein Schwarm Gänse an den Ähren satt gefressen hat. Foto: LfL
(K)ein Getreidefeld: So wie hier bei Oberhaid schaut es aus wenn sich ein Schwarm Gänse an den Ähren satt gefressen hat. Foto: LfL
 

Die großen Wildvögel sind in erst in den vergangenen Jahrzehnten in Franken heimisch geworden und haben sich stark vermehrt. Vor allem die Landwirte am Main haben ein Problem mit den Tieren.

Der Gänsebraten ist gegessen, der Gänseschaden dagegen bleibt. Denn in den vergangenen Jahrzehnten haben sich Wildgänse in den Mainauen niedergelassen. Die ehemaligen Zugvögel - Grau-, Kanada- und Nilgänse - sind hier sesshaft geworden. In den letzten Jahren ist ihr Bestand geradezu explodiert - und damit auch die Schäden, die vor allem Landwirte zu beklagen haben.

Für viele Menschen sind die Tiere ein schöner Anblick, doch bei genauerem Hinsehen werden die Schäden deutlich, die sie anrichten können. Während an Badeseen und auf Wiesen vor allem der Kot der Tiere ein Problem ist, bereiten den Landwirten Fraßschäden durch die massenhaft auftretenden Großvögel Probleme.

So ernähren sich etwa Kanadagänse überwiegend von Gräsern, Kräutern, Sumpf- und Wasserpflanzen.
Doch auf Feldern lieben sie auch das Getreide - vom ersten grünen Trieb bis zur erntereifen Ähre. Graugänse sagen auch zu Klee, Raps und Mais nicht sein. Das nicht nur direkt am Main, sondern auch in bis zu zehn Kilometer Radius um die Brutplätze.


Gänsemanagement gefragt

Seit Anfang des Jahres entwickelt eine Projektgruppe an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gemeinsam mit Vertretern aus der Landwirtschaft, dem Naturschutz, der Jagd und anderen Flächennutzern ein regionales Gänsemanagementkonzept. In diesem sollen laut LfL "Gesamtkonzepte zur Minimierung von Konflikten mit Wildgänsen erarbeitet werden". Das Konzept soll "regional verankert und gesellschaftlich akzeptiert sein". Der Main zwischen Bamberg und Haßfurt ist dabei eine von zwei Modellregionen in Bayern.

Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigte beispielsweise Anfang Dezember eine Veranstaltung von LfL und Bayerischem Bauernverband (BBV) in Stettfeld, bei der sich mehr als 100 Landwirte aus den Landkreisen Bamberg und Haßberge über das Thema informierten. Dabei ging es vor allem um die Möglichkeiten der Vergrämung von Gänsen, etwa durch das Überspannen der Felder, das Zäunen von Zugangswegen oder den Einsatz von Knallapparaten. Die Vergrämung reduziere die Anzahl der Tiere zwar nicht nachhaltig, sie könne aber vor allem in der Schonzeit ein wirkungsvolles Mittel sein, um den Fraßdruck von einzelnen Flächen abzuwenden, hieß es.

Zahlreich sind aber auch die Stimmen, die eine nachhaltige Reduzierung der Gänsepopulation fordern. Doch die Bejagung der Tiere kann nur ein Element im Gänsemanagement sein. Denn vom 16. Januar bis zum 31. Juli haben die Tiere Schonzeit. Und die Auswirkung der Jagd auf die Population ist umstritten.

Die Jagdstrecke ist jedenfalls in den vergangenen Jahren deutlich größer geworden. So wurden zum Beispiel vor zehn Jahren in Ganz Bayern rund 200 Kanadagänse geschossen. 2014 waren es dann erstmals mehr als 1200, davon allein im Landkreis Bamberg 260 und im Kreis Haßberge 111.


Wo Fuchs und Marder hinkommen

Eine vielversprechende Maßnahme scheint es dagegen zu sein, Inseln in Baggerseen und im Main, auf denen die Gänse bevorzugt brüten, mit dem Land zu verbinden. So können Füchse und Marder, die Hauptfressfeinde der Gänse auf die Inseln gelangen und diese als Brutplätze unattraktiv machen.

So berichtet die LfL von einem erfolgreichen Versuch: In einem Baggersee nordöstlich von Sand am Main wurde eine der vier dortigen Inseln 2014 mit dem Festland verbunden. 2015 wurde dort eine Gelegekartierung von 2013 wiederholt. Das Ergebnis: Während bei den nicht angebundenen Inseln 2013 und 2015 vergleichbare Gelegezahlen gefunden wurden, wurden auf der angebundenen Insel 2015 keine mehr kartiert.


Info: Wildgänse

Kanadagänse wurden im 17. Jahrhundert aus Nordamerika in Großbritannien und im 20. Jahrhundert in Skandinavien eingebürgert. Von dort aus besiedeln sie zunehmend auch Deutschland und etablieren sich hier mittlerweile als ganzjähriger Brutvogel. Die Kanadagans ist etwas größer als die Graugans und somit die größte Gänseart in Europa. Sie brütet seit 1970 in Deutschland und hat ihr Vorkommen seitdem stark ausgedehnt. Charakteristisch für sie ist ihr schwarzer Kopf- und Halsbereich, der von einer weißen Kinnbinde unterbrochen wird.

Graugänse sind Zugvögel, die aus ihren Brutgebieten im Norden Europas in ihre Überwinterungsgebiete an der Nordküste Afrikas fliegen. In Bayern brüteten sie vor 1950 nicht. In den 1950er Jahren wurden wilde Graugänse in Bayern ausgesetzt. Seither breiten sie sich immer intensiver aus, haben allerdings ihr Zugverhalten weitgehend abgelegt. Wie alle Gänse sind Graugänse auf Stillgewässer, auf denen sie nachts oder auch tagsüber geschützt ruhen können, angewiesen. Im Umkreis um die Rastgewässer (bis 10 km Entfernung) benötigen sie zur Nahrungssuche offenes Grünland.

Nilgänse sind ursprünglich in Afrika beheimatet. Sie kamen aber schon früh als Ziervögel nach Westeuropa. Von dort breitete sie sich vor allem über die Niederlande nach Norddeutschland und weiter in den Süden aus. Mittlerweile sind mehrere Brutpaare auch in Bayern anzutreffen. Nilgänse ist bunt gefärbt und weisen einen charakteristischen dunklen Augenfleck auf. Schnabel und Füße sind rötlich.

Quelle: Wildtierportal Bayern