Gabi Rübel plant und managt (Nord-)Irland-Reisen. Gern zieht sie mit ihren Reisegruppen auch mal durch die Pubs und die Arbeiterviertel.
F een und Kobolde, steile Klippen und rauer Wind, Würstchen zum Frühstück. Pubs, in denen Guinness und Whiskey in Strömen fließen und Folk-Musik für Stimmung sorgt. Dazu noch Linksverkehr und Unmengen von Schafen - so stellt man sich Irland vor, wenn man noch nie dort war. Nur Klischees? Wie ist das Leben in der Republik Irland und in Nordirland, das zum Vereinigten Königreich gehört, wirklich? Fragen wir die ausgebildete Reiseleiterin Gabi Rübel aus Gelnhausen, die gut die Hälfte des Jahres in Irland lebt, bevorzugt in Nordirland.
Essen die Iren morgens wirklich Toast mit Würstchen und Bohnen drauf?Gabi Rübel: Heutzutage sind die Iren im Alltag so hektisch wie wir auch, aber am Wochenende gehört das "Irish Breakfast" oder das "Ulster Fry" im Norden schon dazu: Würstchen, Schinken, Rühr- oder Spiegelei, eine halbe gebratene Tomate, ein halber gebratener Pilz sowie je eine halbe Scheibe Black & White Pudding - das sind aus Blut- oder Leberwurst, Brot und Haferflocken zusammengepresste Taler. Gebackene Bohnen sind dagegen eine englische Erfindung. Als Getränke wählt der traditionsbewusste Ire schwarzen Tee mit Milch und Orangensaft.
Und? Wie schmeckt das Ganze?Der Geruch ist klasse. Über den Geschmack lässt sich streiten. Mein Mann und mein Sohn lieben es.
Bei Ihnen ging die Irland-Liebe also nicht durch den Magen?
Ich bin Jahrgang 1961, also in einer Zeit aufgewachsen, als der Bürgerkrieg in Nordirland täglich die Schlagzeilen füllte. Nachrichten aus der Unruheprovinz Ulster waren an der Tagesordnung. Politisch-historische Zusammenhänge haben mich schon damals interessiert. Meine Liebe zu Irland hat - anders als es in den meisten Fällen wohl läuft - also in Nordirland angefangen und sich dann auf die Republik Irland ausgeweitet.
... und ist nach dem Bürgerkrieg noch gewachsen?Falls das noch geht, ja. Ich habe sehr bewusst mitbekommen, wie die Situation sich gewandelt hat, etwa in Belfast. Längst beäugt man sich nicht mehr gegenseitig voller Misstrauen. Und doch sind - ganz vereinzelt - noch Zeichen aus dieser Zeit zu sehen.
Welche denn zum Beispiel?Etwa die bekannten Wandbilder, die sogenannten "Murals", in den Arbeitervierteln von Belfast und London/Derry. Darüber hinaus werden zu bestimmten Anlässen, an besonderen Gedenktagen, viele Fahnen gehisst. Am Nationalfeiertag der Iren, dem St. Patricks Day am 17. März, taucht man in ein grün-weiß-orangenes Fahnenmeer ein, während um den 12. Juli herum, wenn die berühmten Oraniermärsche stattfinden, in gewissen Gegenden Nordirlands sowie in Stadtteilen von Belfast und London/Derry überall der "Union Jack" weht.
Finden die Iren es gut, wenn Gäste sich bei ihnen auf Spurensuche begeben?Der Ire ist Besuchern gegenüber generell aufgeschlossen und auf irisch-charmante Art ein wenig neugierig - getreu dem Motto: "Ein Fremder ist ein Freund, den ich nur noch nicht kennengelernt habe." Man kommt zum Beispiel im Pub auch als Gast leicht ins Gespräch - selbst wenn es mit der englischen Sprache nicht ganz so klappen sollte. Dann nimmt man einfach Hände und Füße zu Hilfe. Der Ire hat eine ganz besondere Art von Humor, nimmt sich selbst nicht über die Maßen wichtig und kann über sich selbst lachen. In dieser Hinsicht bin ich ziemlich irisch.
Waren Sie schon immer reiselustig? Auf jeden Fall. Schon als Kind war ich viel mit meinen Eltern unterwegs und als Jugendliche habe ich immer mein ganzes Geld für Reisen gespart. Mit 15 habe ich eine Familienreise nach England und Schottland ganz allein organisiert. Es ging mit dem Hovercraft-Luftkissenboot über den Ärmelkanal. Das Wetter war stürmisch - und ich habe fürchterlich gelitten.
Was muss mit, wenn Sie verreisen? Ein, zwei oder auch drei gute Bücher, meine Querflöte und auf jeden Fall eine gute Landkarte. Allein auf Navi oder andere elektronische Geräte verlasse ich mich ungern - zumal ich mich wohl nie an dieses ständige Wischen auf dem Smartphone gewöhnen werde...
Wohin zieht es Sie immer wieder, wenn Sie auf der Insel sind?Mich zieht's immer wieder in den Norden. Und im Westen, zum Wandern ohne Tamtam, in den Connemara-Nationalpark mit seinen Buchten und Stränden, Bergen und Tälern, Moorlandschaften und Seen. Im Süden haben mein Mann und ich auf Be ara Peninsula, der östlichen Nachbarinsel des berühmten Ring of Kerry, ein touristisch wenig überlaufenes Paradies für Wanderer und Motorradfahrer wie uns entdeckt.
INFO:
ReiseEine Leserreise der Mediengruppe Oberfranken führt nach (Nord-)Irland. Gabi Rübel gestaltet dazu am Donnerstag, 23. Februar, einen Info-Abend. Ab 18.30 Uhr sind Interessierte ins Medienhaus Bamberg, Gutenbergstr. 1, eingeladen. Der Eintritt ist frei. Infos: https://www.infranken.de/nordirland oder Tel. 0800/ 38 00 111 (kostenfrei).
Gabi Rübel Sechs bis sieben Monate pro Jahr verbringt die 55-jährige Deutsche in Irland, bevorzugt in Nordirland. Nachdem sie im Anschluss an ihre Ausbildung zur Erzieherin "alles Mögliche studiert" hatte, fand sie am Ende das, was sie im Leben am liebsten macht: Individuelle Irland-Reisen ausarbeiten, managen und begleiten. Gabi Rübel hat einen ebenfalls reiselustigen Mann und zwei erwachsene Kinder.