Bamberger Familie tritt Mietshäuser-Syndikat bei - so funktioniert das revolutionäre Wohnprojekt
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Sonntag, 10. Juli 2022
Anna W. (29) zieht demnächst mit Mann und Tochter in das erste Mietshäuser-Syndikat-Projekt Oberfrankens. Dahinter steckt eine besondere Idee, die auch explodierenden Mieten etwas entgegensetzen soll.
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Teure Mieten und zunehmende Vereinsamung: In immer mehr deutschen Städten ist das bittere Realität. Auch in Bamberg wird Wohnraum immer teurer - viele Familien können sich das kaum noch leisten. Anna W. wollte diesem Trend etwas entgegensetzen. "Wir sind eine bestehende Wohngemeinschaft in Bamberg, die von einem Mitbewohner vor mehr als zehn Jahren gegründet wurde", erzählt sie gegenüber inFranken.de.
Bamberger Mutter lebt mit Tochter und Partner in WG - dann kommt der Mietpreis-Schock
Die 29-Jährige sei seit sieben Jahren dabei und lebe aktuell mit ihrem Partner und ihrer zweieinhalbjährigen Tochter in der WG. "Insgesamt sind wir sieben Erwachsene, fünf Handwerker, ein Koch und ich bin Pädagogin", so W. Außer ihrer Tochter seien noch zwei weitere Kinder im Haushalt. Eine tolle Konstellation, wie sie betont. Doch Anfang 2021 dann der Schock.
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"Damals wurde unser Haus zum ersten Mal verkauft und es gab eine drastische Mieterhöhung. Als das Haus dann im Herbst 2021 zum zweiten Mal verkauft wurde, wollten wir das Vorverkaufsrecht nutzen, aber das konnten wir uns schlicht nicht leisten." Die Familie sei in einer Spirale gelandet, die viele Menschen kennen: "Die Miete wurde noch teurer, das ist einfach nicht mehr gerechtfertigt", erzählt W.
Daraufhin habe man einen Ausweg gesucht - und gefunden. "Also haben wir uns schon recht frühzeitig für das sogenannte Mietshäuser-Syndikat entschieden", erklärt die 29-Jährige. Ein Modell, das in Zeiten explodierender Wohnkosten immer mehr zum Trend wird - gerade in deutschen Großstädten. Doch in Oberfranken stellt das Ganze eine absolute Premiere dar.
"Dann sagt das Syndikat Nein": So funktioniert das außergewöhnliche Wohnmodell
"Das Modell funktioniert so, dass sich eine Gruppe von Menschen zusammenfindet, die Lust auf ein gemeinsames Wohnprojekt hat. Meistens sucht man sich dafür ein altes Haus aus, das noch der jeweiligen Kommune gehört – wir haben auf dem privaten Immobilienmarkt gekauft", erzählt die 29-Jährige. "Dann gründet man einen eingetragenen Verein und der gründet dann eine GmbH."
Einen einzelnen Eigentümer des Objekts gibt es nicht, stattdessen ist jedes Mitglied des Vereins voll stimmberechtigt. "Und wenn man irgendwann auszieht, dann geht man auch aus dem Verein raus", so W. Das Mietshäuser-Syndikat, eine Beteiligungsgesellschaft aus Freiburg, geht als zweiter Gesellschafter in die GmbH, hat dort aber nur ein bestimmtes Veto-Recht.