Bayerns Innenminister stellt einen S-Bahn-Halt in Bamberg-Süd in Aussicht, wenn sich der Stadtrat für einen oberirdischen ICE-Ausbau entscheidet.
"Unser Zeitplan steht", betont Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). Und der sehe vor, dass der Stadtrat vor einer Entscheidung über die ICE-Ausbautrasse durch
Bamberg das in Auftrag gegebenes Gutachten abwartet.
Erwartet wird es frühestens im Herbst, weil dem Experten bislang eine ganz wesentliche Information fehlt: belastbare Daten über die Zahl von Personen- und Güterzügen, die im Jahr 2030 wohl nach und durch Bamberg fahren werden. Geliefert werden muss die Prognose von der DB Netz AG, die für den Streckenausbau zuständig ist.
Vorher, so machte Starke am Mittwoch im Telefoninterview deutlich, wolle und könne der Bamberger Stadtrat sich nicht auf eine der möglichen Ausbau-Varianten festlegen. Daran ändere sich auch nichts durch das Signal, das jetzt der bayerische Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) ausgesandt hat: Bamberg kann sich demnach Hoffnungen auf einen zweiten S-Bahn-Halt am südlichen Stadtrand machen.
Vorausgesetzt, der Stadtrat stimmt einem oberirdischen ICE-Ausbau zu. Wird diese Bedingung erfüllt, sind Freistaat und Bund "bereit, den Bamberger Süden mit einem S-Bahn-Halt ans Bahnnetz anzuschließen, die Station zu finanzieren und S-Bahn-Züge dort halten zu lassen", heißt es in der Mitteilung weiter.
Die aus Bamberg stammende bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) wird mit einem Appell an die Stadt und den Stadtrat Bamberg zitiert, sich für die oberirdische Ausbauvariante zu entscheiden. Der Ministerin zufolge wäre das auch für den Schutz des Gärtnerlands wichtig, weil bei einer Tunnelvariante der Flächenverbrauch in der Nordflur deutlich größer sei. Von einem zusätzlichen S-Bahn-Haltepunkt in Bamberg-Süd erwartet Huml nicht nur eine Attraktivitätssteigerung für die Region; es würde zudem Bayerns drittgrößte Veranstaltungshalle, die Brose Arena, besser erschlossen.
Herrmann kündigt in der Pressemitteilung an, dass sein Haus gemeinsam mit der Bahn die ersten Planungen angehen werde, damit das Projekt unmittelbar nach der Entscheidung über den Bahnausbau in Bamberg gestartet werden könne.
Auf eine zügige Positionierung des Stadtrats drängt einmal mehr der parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn: "Bamberg sollte seine spezifischen Anliegen jetzt aufs Gleis setzen. Der bestmögliche Lärmschutz und der geringstmögliche Eingriff ins Gärtnerland sind nur mit dem oberirdischen Streckenausbau machbar." So wird der CSU-Bundestagsabgeordnete von der Pressestelle des bayerischen Innen- und Verkehrsministeriums zitiert.
Darin wird auf aktuelle Untersuchungen der DB Netz AG verwiesen, wonach der Bau des zusätzlichen Haltepunkts in Bamberg-Süd um ein Vielfaches teurer wäre, falls die Neubaustrecke unter die Erde verlegt werden würde. Das wäre "wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen", so Herrmann: "Der neue Halt ist daher nur im Paket mit der oberirdischen Variante zu haben."
Der Staatsminister bezieht sich auf ein Spitzengespräch, an dem alle am Bahnausbau in Bamberg beteiligten Stellen teilgenommen haben: die Bamberger Stadtspitze, die DB Netz AG, des Bundesverkehrsministerium und regionale Mandatsträger.
Bei dieser Unterredung, die dem Vernehmen nach Anfang Mai stattgefunden hat, soll auf Vermittlung von Herrmann beschlossen worden sein, dass die DB Netz AG zwar nun vorerst nur die Planungen für den oberirdischen Ausbau vertiefen wird, jedoch nicht das Baurecht anvisiert, solange sich nicht die Stadt Bamberg auf eine Ausbauvariante festgelegt hat.
Damit ist laut Starke nicht vor Herbst zu rechnen. Je zügiger die DB Netz AG belastbare Zahlen liefere, desto schneller könne der Gutachter seine Empfehlungen für den Stadtrat erarbeiten. Der Oberbürgermeister sieht in erster Linie den Bund in der Pflicht, zu liefern.
Unabhängig davon, wie die Trassenempfehlung des Gutachters ausfallen wird: Ein S-Bahn-Halt am südlichen Stadtrand wäre laut Starke nur zu begrüßen. Er erinnert daran, dass die Stadt diesen zweiten Bahnhof schon lange fordere; insofern sei das Signal von Herrmann "ein kleiner Fortschritt", um Bamberg besser an den Öffentlichen Personennahverkehr anzubinden. Davon würden viele Berufspendler profitieren und der Bamberger Süden aufgewertet, glaubt das Stadtoberhaupt.
Anderer Ansicht ist der Vorsitzende des Bürgervereins Gereuth, Norbert Tscherner. Er legt keinen Wert auf einen Bahn-Halt in "seinem" Stadtteil. Davon hätten nur "ein paar Pendler" etwas. Erst kürzlich hat Tscherner in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender des Bamberger Bürgerblocks (BBB) im Stadtrat beantragt, die gesamte Bahntrasse als Tunnel durch Bamberg zu führen.
Daran will er festhalten und denkt angeblich bereits über das Initiieren eines Bürgerbegehrens nach - für den Fall, dass der OB nicht bereit wäre, vom Gutachter auch die komplette Untertunnelung als weitere mögliche Ausbauvariante prüfen zu lassen.
Zu Versprechungen von den Altbayern (und dazu zähl ich auch fränkische CSUler, die sich schön haben vereinnahmen lassen):
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.
Also erst mal liefern und Vertrauen verdienen. Bspw. über das Landesentwicklungsprogramm.
Und nicht nur irgendwelche Brosamen wie im Moment.
Wenn schon ein S-Bahn Halt, dann in Bamberg Nord (Hallstadt, zwischen Kaspar-Schulz und Ertl, da wo der MC Donalds ist = Gleis Richtung Eltmann) Dann wäre das ganze "Laubangergebiet" erschlossen. Das ist ja angeblich das größte zusammenhängende Gewerbegebiet in Nordbayern.
Ein Halt im Süden, in Nähe der Arena, ist genauso ein Unsinn wie der ganze Ausbau.
Flächenverbrauch, Milliarden Steuergelder, Grund-Trinkwasserrisiko...
Und der Güterverkehr auf der Autobahn wird nicht weniger!
Und der Lärmschutz im Bestand ist längst überfällig!!!
Unabhängig von der Frage, ob der Ausbau ober- oder unterirdisch sinnvoller wäre, fällt auf:
In Stuttgart wird mit aller Gewalt ein unterirdischer Bahnhof durchgesetzt, der zumindest nicht leistungsfähiger, dafür aber störanfälliger ist als der bisherige über der Erde. Alle während der Planungsphase und vor der Volksabstimmung vorgebrachten Bedenken wurden brüsk zurückgewiesen und haben sich bestätigt.
In München wird eine zweite unterirdische S-Bahn-Strecke durchgepeitscht, welche auf ca. drei Jahrzehnte nahezu alle originär für den öffentlichen Nahverkehr im gesamten Freistaat vorgesehenen Investitionsmittel bindet. Auch dort wären oberirdische Nahverkehrslösungen wesentlich preisgünstiger und (!) effektiver gewesen.
In Bamberg aber soll die offensichtliche Erpressung mit der Bindung eines zusätzlichen S-Bahn-Halts an den oberirdischen Ausbau der Bahnstrecke schon den Versuch einer objektiven Abwägung im Keim ersticken.
Ist das die Verpflichtung auf das Gemeinwohl?
Entschuldigung, falls die Frage blöd klingt, aber in schierer Unkenntnis des Stadtteils: Was ist denn dort, dass es eines S-Bahnhaltes bedürfe?
Eine Halle in der ab und zu mal Basketball gespielt wird und alle Jubeljahre ein Konzert stattfindet.
Dazu noch wenige Anwohner deren aktuelles Verkehrsbedürfniss durch eine Buslinie 905 nach Gereuth (alle 15min) und eine Buslinie 922 in die Gutenbergstrasse (alle 40min) befriedigt wird.
<ironie>Ja, ein S-Bahn Haltepunkt im Bamberger Süden wird seit Jahrzehnten dringend benötigt!</ironie>
Der Herrmann, dieser (sorry) Depp, hatte wohl wieder einen Weißbierrausch...