Freifunk ermöglicht freies Wlan-Netz in Bamberg
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Dienstag, 08. Sept. 2015
Die Idee ist mehr als charmant: freies Internet von Bürgern für Bürger. Noch ist das Thema in Bamberg unbekannt, doch breitet sich die Idee auch hier weiter aus. Was dahinter steckt und welche rechtlichen Unsicherheiten es gibt.
Wenn Martin Mai zur Asylbewerberunterkunft in der Neuerbstraße kommt, wird er auf den Wlan-Internetzugang in der Einrichtung angesprochen oder er erkundigt sich bei den Bewohnern, wie gut die Netzabdeckung ist. "Für die Flüchtlinge ist Internet das zentrale Thema", sagt Mai. Sie können ganz einfach gratis mit den Angehörigen in der Heimat kommunizieren, ohne sich kompliziert anmelden zu müssen.
Seit zwei Wochen gibt es das frei zugängliche Wlan in der Unterkunft. Mai hat es eingerichtet. Der Mitarbeiter am Rechenzentrum der Uni Bamberg engagiert sich für die Initiative Freifunk-Franken, die auch über den Verein Backspace in Bamberg aktiv ist. Die Idee dahinter: Freies Wlan für alle, indem ein dezentrales, nicht-kommerzielles und kostenfreies Netz geschaffen wird: "Es ist die konsequente Weiterentwicklung des Bürgernetzgedankens", erklärt Mai.
Privatpersonen oder Unternehmen geben dazu einen Teil ihres vorhandenen Internets für die Öffentlichkeit frei. Sie ermöglichen so einen Zugriffspunkt, den jeder mit seinem Smartphone oder Laptop ohne Anmeldung nutzen kann.
Freifunk-Netz in Bamberg noch ausbaufähig
Noch ist die Handhabung nicht einfach. Es gibt kaum Schilder, die auf das freie Wlan hinweisen. Wer das Netz nutzen will, sollte sich vorher auf der Internetseite der Initiative über die Standorte erkundigen und die Wlan-Funktion seines Smartphones eingeschaltet haben, um dann das Freifunk-Franken-Netz zu wählen.
In Bamberg bestehen bereits einige Freifunk-Zugänge, zum Beispiel rund um den Troppauplatz in der Feldkirchenstraße. Dennoch ist die Entwicklung nicht so weit vorangeschritten wie in Haßfurt oder Rothenburg ob der Tauber, wo die Stadt mit im Boot sitzt. Dort sind weite Teile mit freien Wlan-Netzen abgedeckt. Einzelne Router verbinden sich dabei und bilden eine Kette an drahtlosen Zugriffs punkten. Interessant sei das vor allem für stark frequentierte Orte, erklärt Mai. Deshalb nutzen momentan sieben Hotels in Bamberg das Freifunknetz für ihre Gäste, aber auch Studenten-WGs stellen die Infrastruktur zur Verfügung.
Haftung bei Missbrauch
Ein großes Manko war bisher die Haftung beim Missbrauch eines freien Wlan-Netzes, wenn etwa verbotene Inhalte heruntergeladen werden.
Diese Rechtshürde wird nun mit einer technischen Lösung umgangen, was allerdings Auswirkungen auf die Surfgeschwindigkeit hat: Mit den Freifunk-Netzen sind laut Mai nur Geschwindigkeiten von zehn Mbit pro Sekunde möglich.Deshalb sehen Internetanbieter wie die Stadtnetz GmbH der Stadtwerke darin keine Konkurrenz. "Die Idee ist charmant", gibt Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg zu. "Es bestätigt, wie groß der Hunger nach schnellen Datenleitungen ist." Öffentliches Wlan sei derzeit aber noch kein Thema für die Stadtwerke: Man konzentriere sich auf den Ausbau des schnellen Internets mit bis 200 Mbit/s - für das Kunden natürlich bezahlen müssen.
Die Freifunker engagieren sich weiter. Martin Mai hofft, dass bald auch die Flüchtlingsunterkunft auf dem Konversionsgelände versorgt werden kann. Was möglich ist, zeigt sich in Kommunen wie Ebermannstadt, dort gibt es auch am Feuerwehrhaus freies Wlan.
Streitpunkt Haftungsfrage: Nach Plänen der Bundesregierung sollen Internetprovider stärker als bisher für Rechtsverletzungen der Nutzer verantwortlich gemacht werden. Der Verbraucherzentrale-Bundesverband kritisiert den Gesetzentwurf: Der freie Zugang zu offenen Wlan-Netzen, bei denen Inhalte der Nutzer nicht kontrolliert werden, sei eine Grundvoraussetzung für digitale Teilhabe.