Ein Scheiterhaufen brennt in Bamberg, drumherum Dutzende frierende Menschen, meist in Säcke gekleidet: Für das ZDF wird der Roman "Seelen im Feuer" verfilmt und als Komparsin ist eine Würzburgerin dabei, die sich dafür eine Glatze scheren ließ.
Eine offene Wunde klafft auf Eva Schades dreckiger Wange, die Hände sind zerschunden, voller Hämatome, die blauen Augen leuchten. "Super", sagt die Würzburgerin. Die 45-Jährige ist eine von gut 80 Komparsen, die bei der Verfilmung von "Die Seelen im Feuer" mitspielen. Im normalen Leben arbeitet sie als medizinische Fachangestellte. Sie ist schwer beeindruckt, wie echt die Verletzungen aussehen. "Das ist alles so spannend!"
Vorlage des ZDF-Films ist der gleichnamige historische Roman der Nürnbergerin Sabine Weigand, in dem es um die Hexenverfolgung im Bamberg des 17. Jahrhundert geht. Vor 400 Jahren begann die erste große Welle der Hexenverbrennungen in Bamberg, einem Schwerpunkt des Hexenwahns der frühen Neuzeit. Schätzungen zufolge starben deshalb etwa 1000 Menschen im Fürstbistum Bamberg.
Ein Liebespaar gerät in den Bannkreis aus Denuziation, Verhaftung und Hinrichtung Dieses Thema greifen der Roman und seine Verfilmung am Beispiel eines Liebespaares auf: Der fortschrittliche Wiener Arzt Cornelius (Mark Waschke) trifft in Bamberg seine Jugendliebe, die Apothekerin Johanna (Silke Bodenbender) wieder, doch mit den beiden nimmt es kein Happy End. Sie geraten in einen Bannkreis aus Denuziation, Verhaftung und Hinrichtung.
Diese tragische Szene wird auf einer Wiese oberhalb des Bamberger Domes aufgenommen. Sehr authentisch - bis auf das Feuerwehrauto, das zur Sicherheit in der Nähe wartet. Und die dicken Daunenjacken, die sich die Darsteller in den Drehpausen über ihre Leinenkostüme werfen. Und weil's damals noch keine knallroten Feuerwehrautos gab, die im Zweifel löschen konnten, wurden die Scheiterhaufen eigentlich auch nicht in Bamberg, sondern meist in Zeil am Main entzündet. Im Film wird das keiner sehen: Da spielt die Szene auf einem Feld außerhalb Bambergs.
Ein Teil ist bereits im Kasten, Anfang September begannen die Dreharbeiten in Wien, von wo aus ein Tross von 80 Leuten am Donnerstag nach Bamberg kam. Die letzten Aufnahmen werden kommende Woche in Seßlach bei Coburg gedreht. Aber erst einmal die Scheiterhaufen-Szene.
"Sie ist perfekt. So hager und mager" Eva Schade ist eine der "Hexen", die verbrannt werden. Über unsere Zeitung hatte das Produktionsteam mutige Laiendarstellerinnen gesucht, die bereit waren, sich eine Glatze scheren zu lassen. An die 50 Frauen meldeten sich - darunter sogar eine Braut, die beinahe kahlköpfig vor den Traualtar getreten wäre. "Die Auswahl war schwierig", sagt Alexandra Ortmair vom Filmteam. Tätowierungen, Piercings und die Wohlgenährtheit vieler Bewerberinnen waren ein Problem.
Eva Schade sieht jetzt aus, als wäre sie von Kerker und Folter gezeichnet. Früh um vier war sie schon in der Maske. "Sie ist perfekt. So hager und mager", sagt Ortmair. Eva Schade wiegt 54 Kilo bei einer Körpergröße von 1,80 Metern. Sie grinst: "Irgendeinen Vorteil muss meine Figur ja auch mal haben." Mit der neuen "Frisur" kommt sie gut klar: "Ich hatte mir die Haare im Januar schon auf vier Millimeter rasiert, weil ich gehofft habe, dass ich dann nicht mehr färben muss." Sie lacht, und die Narbe an der Wange zieht sich zusammen als wäre sie echt.
Der Regisseur und die Leute aus der Zukunft "Ruhe bitte, wir drehen. 52- 4, die zweite." Der Holzwagen mit den "Hexen" rumpelt erneut zum Scheiterhaufen, Eva Schade klammert sich wieder ans Gitter, wird noch einmal auf den Scheiterhaufen gezerrt und festgekettet. Wieder und wieder betet Michael A. Grimm in der Rolle des Kirchenvaters - und wieder und wieder brüllt Regisseur Urs Egger Anweisungen: "Kamera B läuft!", "Hüte runter" und "Die Leute mit den bunten Kleidern aus der Zukunft sollen da weg!"
Das war früher , jetzt ist es das moderne Mobbing