Kombipräparate gegen Husten, Schnupfen und Heiserkeit werden heftig beworben und gern gekauft - aber helfen sie auch?
Die Stiftung Warentest bewertet die Wirkung der rezeptfreien Medikamente eher kritisch. Der letzte Test zum Thema "Rezeptfreie Medikamente gegen Erkältungen" liegt zwar schon zwei Jahre zurück, aber: "Die Infos und getroffenen Aussagen sind noch aktuell", bestätigt Wolfgang Hestermann, Sprecher der Stiftung Warentest.
Das heißt: Kombipräparate wie Grippostad C, Aspirin Complex oder Wick MediNait belasten den Körper unnötig. Grippostad C zum Beispiel enthalte mehrere Wirkstoffe, "die sich nicht sinnvoll ergänzen". So solle der Wirkstoff Chlorphenamin die Schleimhäute abschwellen und Atemwege befreien. Da er sich aber - als Kapsel geschluckt - im ganzen Körper verteilt, mache er müde. Generell würden Kombipräparate nach Einschätzung der Experten so lange eingenommen, bis sämtliche Symptome nachlassen - auch wenn manche Wirkstoffe dann überflüssig seien.
Obendrein sind Kombipräparate teuer, wie sich im Test zeigte. Das hänge unter anderem mit den Einkaufskonditionen zusammen: Die Apotheken bestellten schon im Sommer Erkältungsprodukte, erhielten Rechnungsrabatte zwischen 15 und 20 Prozent und sparten dadurch viel Geld. Entsprechend groß sei die Gewinnspanne beim Verkauf teurer Kombiprodukte, zu denen im Test auch Wick DayMed, Doregrippin und Esberitox gehörten.
Die Stiftung Warentest empfiehlt, Erkältungssymptome einzeln zu behandeln - mit Mitteln, die wirken und schonen und oft sogar preisgünstiger seien als Kombipräparate. Als Hustenlöser schnitten (Heft 12/2013) z.B. NAC 200 akut 1A Pharma, Bronchostad Hustenlöser Sirup oder Abtei Bronchial Sirup mit Thymian gut ab. Gegen Schmerzen und Fieber rät die Stiftung Warentest zu Ibudex 200 mg Filmtabletten, Paracetamol AbZ 500 mg oder ASS Stada 500 mg Tabletten.
Gegen Schnupfen wurden abschwellende Sprays von Hysan oder Snup empfohlen.
Sieben Hygiene-Tipps für die Gesundheitsvorsorge
1. Die Hände kommen den ganzen Tag über mit Gegenständen und Menschen in Berührung und deshalb auch mit Viren. Da die Erreger von den Händen leicht auf die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund übergehen können, sollte man die Hände vom Gesicht fern halten und auf Hygiene achten. Händewaschen ist angesagt vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen, nach dem Toilettengang oder wenn man nach Hause kommt. Dazu die Hände unter fließendes warmes Wasser halten, Seife 20 bis 30 Sekunden auch zwischen den Fingern verreiben, sorgfältig abspülen und gut abtrocknen - auf feuchter Haut fühlen sich Keime wohler.
2. Beim Husten und Niesen werden Viren aus dem Körper katapultiert, die an den Händen kleben bleiben und beim Berühren von Menschen oder Gegenständen weiter verbreitet werden. Deshalb gilt: In den Ärmel husten und niesen, statt die Hand vor den Mund zu halten. Dann bleiben die Hände sauber. Außerdem sollte man Abstand zu anderen Personen halten und sich beim Husten und Niesen vom Gegenüber abwenden.
3. Es ist naheliegend und doch halten sich viele nicht daran: Wer ernsthaft krank ist, sollte Zuhause bleiben und sich auskurieren. Andernfalls gefährdet man seine eigene Gesundheit und steckt andere an.
4. Apropos Ansteckung: Sie kann bei einer Grippe schon dann passieren, wenn die Krankheit noch gar nicht ausgebrochen ist.
Deshalb sollte man auf erste Anzeichen von Viruserkrankungen wie hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Husten und Gliederschmerzen achten.
5. Eine normale Erkältung wird mit Hausmitteln, Ruhe, Tee und Medikamenten z.B. gegen verstopfte Nase oder Halsschmerzen kuriert.
6. Bleiben wir beim Auskurieren: Wer Zuhause herumschnieft, schützt Familienmitglieder durch Abstand vor Ansteckung. Beim Naseputzen gilt, Einmaltaschentücher (wirklich nur einmal) zu benutzen und sofort zu entsorgen, zum Beispiel in einer am Bett bereitliegenden Plastiktüte. Anschließend Hände waschen, um keine Viren auf andere Menschen zu übertragen.
7. In geschlossenen Räumen, ob Zuhause oder am Arbeitsplatz, kann die Anzahl der Viren in der Luft stark ansteigen.
Abhilfe schafft regelmäßiges Lüften, mindestens drei- bis vier Mal am Tag für jeweils zehn Minuten: Es senkt das Ansteckungsrisiko und verbessert das Raumklima. Sollte es zu einer außerordentlichen Grippewelle kommen, gilt: Hände schütteln unterlassen, Abstand zu anderen halten und Menschenansammlungen meiden. Über die Wirksamkeit von Hygienemasken liegen keine ausreichenden Daten vor.
BZgA/irfe
Glossar: Von Halsweh bis Grippe Web
Was eine Erkältung von einer Grippe unterscheidet, wo es Infos zur Impfung gibt, wann und wie man sich als Arbeitgeber krankmelden muss und warum man für die Bekanntgabe seiner Erkrankung ein Notebook gewinnen kann, zeigt folgender Überblick.
Erkältung Sie bezeichnet einen Infekt der oberen Atemwege und hat Husten, Schnupfen und/oder Halsschmerzen zur Folge.
Zwei bis vier Infekte pro Jahr sind normal, bei Kindern können es bis zu zehn sein. Ist bei einer Erkältung von einem "grippalen Infekt" die Rede, ist das irreführend: Sie hat nichts mit der Grippe zu tun, die Symptome sind deutlich schwächer.
Grippe Als "echte Grippe" bezeichnet man eine Erkrankung durch das Influenza-Virus Typ A, B oder C. Am häufigsten ist das Influenza-Virus Typ A. Es ist auf der ganzen Welt verbreitet und verändert sich ständig, was es schwierig macht, einer Infektion vorzubeugen. Übertragen wird die "echte Grippe" meist durch Tröpfcheninfektion.
Impfung Ob man sich gegen die Grippe impfen lässt, ist eine individuelle Entscheidung.
Gut informiert fällt sie leichter: Einmal jährlich veröffentlicht die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts (RKI) unter
www.rki.de/stiko. Den Impfstoff entwickelt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Jedes Jahr stehen 20 Millionen Hühnereier für den Impfstoff bereit. In ihnen werden die abgetöteten Influenzaviren gezüchtet.
Krankmeldung Krank melden muss man sich laut Gesetz "unverzüglich". Das heißt, die Krankmeldung muss zu Beginn des ersten Fehltages beim Arbeitgeber, der Personalabteilung oder dem Vorgesetzten eingehen. Das kann telefonisch sein, per Fax oder Mail. Wenn die Krankheit länger als drei Kalendertage dauert, muss man eine ärztliche Bescheinigung vorlegen.
Als Arbeitnehmer erhält man für maximal sechs Wochen eine Entgeltfortzahlung, danach Krankengeld. Als Arbeitsloser bekommen man für maximal sechs Wochen weiterhin Arbeitslosengeld, danach zahlt die Krankenkasse Krankengeld in Höhe des Arbeitslosengelds.
Grippe Web 2001 gründete das RKI das Projekt ,Grippe Web'. Es ist das erste Internetportal, das in Deutschland die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen beobachtet und dazu Informationen aus der Bevölkerung verwendet. Interessenten teilen wöchentlich auf der Internetseite https://grippeweb.rki.de mit, ob sie selbst oder eines ihrer Kinder eine neu aufgetretene Atemwegserkrankung hatten oder nicht.
Unter den Teilnehmern werden vier Mal jährlich (nächster Stichtag: 31.1.2016) Preise wie Notebooks verlost.
Infos Alles Wissenswerte über Grippe und Impfung gibt es auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts unter
www.rki.de, bei der Arbeitsgemeinschaft Influenza unter
https://influenza.rki.de und beim Landesamt für Gesundheit in Erlangen unter
www.lgl.bayern.de. Letztere bietet auch laufend aktualisierte Zahlen zu Grippefällen und Infos zu potenziellen Grippewellen in Bayern. Umfassend sind auch die Internetseiten
www.impfen-info.de und
www.infektionsschutz.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.