Eine Aufführung zum Verlieben

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Wie einmal kolossal ins Zeug legt sich das Ensemble der Künstlerwerkstatt Stegaurach. Fotos: R. Eckert
Wie einmal kolossal ins Zeug legt sich das Ensemble der Künstlerwerkstatt Stegaurach. Fotos: R. Eckert
 
 
 
 
 
 

Die Künstlerwerkstatt Stegaurach inszeniert im Bürgersaal das Musical "The Wedding Singer".

Eine Hochzeit zum Verlieben. Und ein Ensemble zum Verlieben: die Künstlerwerkstatt e. V. aus Stegaurach. Matthew Sklar, Chad Beguelin und Tim Herlihy schufen das Musical zu dem Film "The Wedding Singer". Katharina Stamp, die Vorstandsvorsitzende der Werkstattkünstler, stieß mehr oder weniger zufällig bei einem Besuch im New Yorker Dutch Apple Dinner Theatre auf das Stück. Und war "hin und weg". Es dauerte dann noch ein paar Jahre, aber im Juni 2016 begannen die Proben, belohnt mit einer umjubelten Premiere, die jetzt im knackvollen Stegauracher Bürgersaal über die Bühne ging.


Vollendetes Ganzes

Alle Mosaiksteine der Inszenierung von Georg Graefe und Katharina Stamp (sie führte auch Regie) fügten sich zu einem vollendeten Ganzen zusammen - die brillante Choreographie (Daniela Burkhardt), ein sorgfältig komponiertes Ton- und Lichtdesign (Roland Eichhorn und Georg Graefe, assistiert von Matthias Gehring, Thomas Kaufmann und Christina Ziegler), die Kostüme ein farbenfroher Rausch ganz im Stil der mitunter etwas schrägen 80er Jahre (die Darsteller hatten ein Mitspracherecht), die Maske, die Haare (Larissa Wegert und Laura Waldmann, letztere dann auch noch eine süße, falsche "Cindy Lauper"), die Musik, Songs von flauschig-sehnsuchtsvoll bis fetzig-rockig, tiefe Verzweiflung und überschäumende Lebensfreude, live begleitet von einer siebenköpfigen Band unter der Leitung von Markus Haberkorn. Und natürlich - das Ensemble und die Solisten.

Marcus Grau ist Robbie Hart, der Leadsänger des Trios SimplyWED, der Wedding Singer. Pia Kaufmann ist Julia Sullivan. Beide sind in vermeintlich festen Händen. Beide werden bitter und schmerzlich enttäuscht: Robbie von Linda (ein Naturereignis - Cristina Szlopp) und Julia von Glen Guglia, der als Finanzjongleur nichts anderes tut, als um sein eigenes Goldenes Kalb zu tanzen, das Geld (aalglatt-schmierig und völlig kaltherzig - Nicolai Wachter).

"Do you believe in a love at first sight?" fragt Joe Cocker in seiner Cover-Version des Beatles-Songs "With a little help from my friends". "Guess it happens all the time", antwortet der Chor. Beides passiert.


Tolle Trümmerfrauen

Es knistert schon, als sich Robbie und Julia zum ersten Mal begegnen, und, neben seinen Freunden und Oma Rosie, ist es vor allem Julia, die den nach der geplatzten Hochzeit mit Linda in Selbstmitleid und Todessehnsucht versinkenden Robbie Stück für Stück wieder zusammenbaut. Die Soli-Balladen der beiden sind zum dahinschmelzen. Sollen sie ja auch sein. So klingen wohltuende Nackenmassagen. Zu diesem Zeitpunkt liegen noch sämtliche Gefühlswelten in Trümmern. Zu den "Trümmerfrauen" gehört ohne Frage Oma Rosie (herrlich - Elke Müller-Schellhorn), die gerade ihre goldene Hochzeit feiert und ihren Enkel mit markigen Sprüchen wieder in die Spur bringt: "Los, schnapp sie dir!" oder "Turne bis zur Urne". Sie ist noch recht beweglich, die Oma. Szenenapplaus für ihre Tanzeinlage mit dem köstlich überdrehten, zu 1000 Prozent schwulen Keyborder von SimplyWED, total überzeugend und was zum liebhaben - Philipp Spittel als George. Viel, viel Applaus auch für sein explosives Solo.

Trümmerlandschaften. Holly (wunderbar, stimmgewaltig - Daniela Burkhardt) schickt den darob total frustrierten Sammy (man sieht es ihm an, dem Gittaristen des Trios - Christian Salomon, ausgestattet mit Trump-Tolle) in die Wüste, aber eigentlich nicht wirklich, Linda will Robbie zurück, aber der weiß nun endlich, dass er Julia liebt, und die düst gerade nach Vegas um Glen zu heiraten, aber so wirklich will sie das auch nicht. Julia Guglia. Das hört sich so prickelnd auch nicht an. Ausserdem hasst sie die Wall Street. Aber der eigentliche Grund ist natürlich ein ganz anderer. Sie hat sich unsterblich in Robbie verliebt.


Rambo, Marylin und Tina

Robbie folgt der Stimme seines Herzens. Er reist ihr nach, begegnet in Las Vegas einem wortkargen, zupackenden aber gleichwohl falschen "Rambo (Thomas Kaufmann)", einer falschen "Marylin Monroe (sieht ziemlich echt aus - Franziska Teschemacher)", einer falschen "Tina Turner (Alexandra Behrens. Wow.)" und einer frechen, falschen "Cindy Lauper (Waldmann hat entschieden nur noch auf den Namen "Falsche Cindy Lauper" zu hören)". Am Ende gab es Ovationen für Darsteller und Inszenierung.

Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht? Das ist hier die Frage. Da ist ja noch der Götzenanbeter Glen. Aber da sind ja auch noch Rambo und Tina.

Termine Weitere Vorstellungen finden am 17./18., 24./25./26., 31. März sowie am 1. April statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.