Klaus-Dieter Scheloske besitzt eine einzigartige Sammlung keramischer Produkte der Steingutmanufaktur Tambach. Das meiste stammt aus dem Familienbesitz, denn nach dem Krieg vertrieb sein Vater in Neubanz die Service und Einzelstücke.
Sein Haus ist ein Schatzkästlein: Wer Dieter Scheloske in Köttmannsdorf besucht, sollte Zeit mitbringen. Denn der 71-Jährige, der in Neubanz aufgewachsen ist, führt ein leidschaftliches Leben als Jäger und Sammler. Über alle seine großen und kleinen Schätze kann er Geschichten erzählen: Wo er dieses und jenes Stück aufgetrieben hat, wie selten es ist oder wem es einst gehört hat. Auf Dachböden und in Kellern stöbert er die Pretiosen auf. Zudem pirscht er über Flohmärkte und macht Jagd auf vielerlei Kleinode: historische Gebetbücher hat er ebenso zusammengetragen wie zahllose Bierkrüge und Bierfilzla.
Besonders stolz ist Klaus-Dieter Scheloske aber auf eine Keramiksammlung, die im Wesentlichen aus dem Nachlass seines Vaters Bruno stammt, und das kam so: Als der Berufssoldat Bruno Scheloske 1945 aus dem Krieg heimgekehrt war, musste er sich nach einem neuen Beruf umsehen. Also widmete sich der Major a. D. in Neubanz verschiedenen Professionen. Er vertrieb Holzspielzeug, das in Kloster Banz hergestellt wurde und eröffnete eine Großhandlung für Seife und Waschpulver.
Porzellan in Franken vermarktet Doch die Menschen mussten flexibel und findig sein in den späten 1940er Jahren. Also griff Bruno Scheloske zu, als sich 1950 die Gelegenheit bot, die Produkte der Porzellanfabrik Alka (damals noch in Hausen) zu verkaufen. "Er hat Sachen der zweiten Wahl gekauft und ist damit auf die Märkte in ganz Franken gezogen", sagt sein Sohn.
Anfang der fünfziger Jahre kam er dann in Kontakt mit der "Keramischen Werkstätte Graf Ortenburg" in Tambach. "Er konnte bei der Grafenfamilie einen Lageraufkauf machen - und daraus stammt der größte Teil meiner Sammlung", fährt Klaus-Dieter Scheloske fort. "Vor einigen Jahren haben wir einen Dachboden in Neubanz entrümpelt; dort haben wir viele Teile gefunden." In mehreren Vitrinen präsentiert der 71-Jährige heute die Vasen und Tassen, Kannen und Zuckerdosen, Milchkännchen, Teller und sogar Lampenfüße. Über manches Service aus Tambach weiß er eine Geschichte zu erzählen, und auch zu den Herstellungsverfahren kann er Auskunft geben. Ein Sammler, der seine Stücke liebt, versucht schließlich, mehr über deren Herkunft zu erfahren.
Natürlich hat sich Klaus-Dieter Scheloske über die Geschichte des Herstellerbetriebs erkundigt. 1946 habe der Betrieb unter dem Namen "Gräflich Ortenburg'sche Steingutmanufaktur" in Tambach die Produktion aufgenommen. Tee- und Kaffeeservice, Vasen und sogar Figuren aus Ton wurden geformt, gebrannt und bemalt. Gegründet worden sei die Manufaktur 1945/46, weil Porzelliner aus dem Raum Karlsbad als Flüchtlinge in Franken strandeten, sagt Klaus-Dieter Scheloske. Die gräfliche Familie habe so versucht, diesen Menschen eine Möglichkeit zu geben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. "Die meisten Sachen waren aber Mitte der Fünfziger Jahre unmodern", fährt er fort, "so dass mein Vater auf den aufgekauften Gegenständen sitzen blieb".
Die Keramikstücke, die bis zur Währungsreform von 1948 in Tambach hergestellt wurden, seien sehr schön, sagt der Sammler. Bis zu dieser Zeit habe die Manufaktur nur handgefertige Töpferwaren hergestellt. Danach habe sie Tassen, Teller, Kannen und Vasen maschinell produziert. Bis 1968 habe die gräfliche Familie die Manufaktur geführt. Der Niedergang des Betriebs kam nach der Übernahme durch einen Italiener in wenigen Jahren. 1972 kam das Aus.