Zapfendorf und Killstett sind jetzt offiziell Partner. Die Franken bereiteten ihren elsässischen Gästen einen herzlichen Empfang.
"Wir wohnen direkt am Rhein, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Daher ist es für uns selbstverständlich, dass wir häufig nach Deutschland fahren - zum Beispiel zum Einkaufen. Auch viele Deutsche kommen zu uns", erzählt Christophe Lichtenauer aus Kilstett. Der deutsch-französische Austausch wird für die Kilstetter künftig noch bedeutsamer - denn seit Samstag sind sie offiziell Partner von Zapfendorf.
Die Kilstetter waren mit mehreren Bussen nach Zapfendorf gekommen. Vier Bürger der französischen Gemeinde im Elsaß hatten sich sogar per Fahrrad aufgemacht und die Strecke in zwei Tagen bewältigt. Am frühen Samstagnachmittag begrüßte Bürgermeister Josef Martin (CSU) die Besucher am Rathaus, die zuvor schon Bamberg besichtigt hatten. Zum Festakt am Abend in der Turnhalle der Zapfendorfer Schule waren über 300 Menschen gekommen.
Josef Martin zeigte Bilder aus den Gemeindeteilen. Bürgermeister Gabriel Muller erzählte nochmals die Geschichte der Partnerschaft und präsentierte seinen Ort ebenfalls mit Bildern. Alles begann vor anderthalb Jahren mit einem Zufall. Gabriel Muller, Bürgermeister aus Kilstett, befand sich auf der Durchreise und rastete in der Gastwirtschaft "Drei Kronen" in Zapfendorf. "Ich wurde freundlich empfangen und kam sofort mit dem Wirt ins Gespräch", erinnert sich Muller. Dabei stellte sich heraus, dass die beiden Gemeinden viele Parallelen aufweisen: Kilstett litt durch eine Schlacht im Januar 1945 unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs, Zapfendorf wurde drei Monate später fast völlig zerstört. Beide Gemeinden haben einen Gesangverein gleichen Namens und liegen in der Nähe einer größeren Stadt, in die sich viele Einwohner beruflich orientieren.
Zudem verlaufen um beide Kommunen Autobahn und Bahnstrecke herum - und die Flüsse Rhein beziehungsweise Main sind nicht weit.
Nach seinem Besuch in Zapfendorf richtete Muller eine Anfrage an die Gemeinde Zapfendorf. Ein erstes Aufeinander-Zugehen wurde in der Gemeinderatsitzung vom 26. November 2009 beschlossen, seitdem haben Delegationen jeweils die andere Gemeinde besucht. Kilstett hat etwa 2400 Einwohner, Zapfendorf etwa 5000.
Auch die wechselvolle Geschichte sollte dabei ein Thema sein: In einer Schlacht vom 5. bis 25. Januar starben im Jahre 1945 über 800 Franzosen und über 1000 Deutsche - und schon sechs Jahre zuvor war Kilstett Kriegsschauplatz, viele Einwohner flohen und wurden in anderen Städten im Departement Haute-Vienne aufgenommen, mit denen Kilstett heute noch Partnerschaften pflegt.
"Die Partnerschaft zwischen Zapfendorf und Kilstett soll ein kleiner Baustein für Europa sein - und ich hoffe, dass er wachsen wird", sagte Muller.
Dr. Thomas Gunzelmann übernahm die Vorstellung der Geschichte Zapfendorfs - von den ersten Siedlungen in der Bronzezeit bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert durch die Errichtung der Bahnstrecke München-Berlin und die Zerstörung Zapfendorfs am 1. April durch amerikanische Flieger, die einen im Bahnhof geparkten Munitionszug angriffen. Im Zweiten Weltkrieg verlor Zapfendorf durch diesen Angriff und gefallene Soldaten mehr als zehn Prozent seiner Einwohner.Seitdem wurde viel Aufbauarbeit geleistet, die 1980 mit der Zwiebelhaube für den Kirchturm von St. Peter und Paul ihren Abschluss fand.
Feierlich verlasen die beiden Bürgermeister vor der offiziellen Besiegelung der Partnerschaft die Urkunden in Französisch und Deutsch.
Die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier freute sich in ihrem Grußwort über die Partnerschaft der beiden Gemeinden. "Neben den genannten Gemeinsamkeiten haben Sie aber eines vergessen: Beide Kommunen liegen in ausgesprochenen Genussregionen", sagte Hohlmeier. "Auch das verbindet." Umrahmt wurde der Festakt von der Zapfendorfer Jugendblaskapelle und der Musikkapelle aus Kilstett. Beide spielten zum Abschluss des Festaktes die Nationalhymnen und die Europahymne.
Der zweite Festtagt begann mit einer Kranzniederlegung der Kilstetter Delegation am Denkmal für die im Krieg gefallenen Zapfendorfer. "Der Weltkrieg war für Niemanden ein Sieg, sondern nur ein Sieg des Narzissmus", sagte Gabriel Muller. "Für mich ist der Krieg erst mit dem Fall der Mauer zu Ende gegangen. Wunden bekommen Narben - und diese verheilen.
Heute sind deutsche und französische Soldaten gemeinsam im Einsatz für unsere Sicherheit und Freiheit."
In der Turnhalle wurd eein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Pfarrerin Silvia Henzler gratulierte zur "Hochzeit" der beiden Gemeinden. "Gestern Abend hatten sie die standesamtliche, heute die kirchliche Hochzeit." Auch Monsignore Edgar Hagel war von der Partnerschaft begeistert - und ließ sich gleich auf die Teilnehmerliste für den nächsten Zapfendorfer Besuch in Kilstett setzen. Künftig wollen die beiden Gemeinden vor allem kulturell und schulisch zusammenarbeiten und so zum Beispiel einen Schüleraustausch organisieren. Auch für die Vereine ergeben sich viele Anknüpfungspunkte.