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Ein Jugendzentrum im Wandel


Autor: Valerija Levin

Bamberg, Freitag, 10. November 2017

Die Einrichtung in Bamberg feiert. Dabei gibt es nicht nur ein volles Programm, sondern auch ein bisschen Geschichtsunterricht.
Jugendliche beim Freigeistfestival, einer der zahlreichen Veranstaltungen des Jugendzentrums in den letzten Jahrenprivat


Auch ein Jugendzentrum kann in die Jahre kommen - so wie das JuZ am Bamberger Margarethendamm, das jetzt 40. Geburtstag feiern kann. Für eine Ausstellung zur Jubiläumswoche sichteten die Mitarbeiter auch alte Zeitungsberichte und Fotos. Daraus ist eine Ausstellung zu Stande gekommen, die Geschichten über die Entstehung und den Wandel des Hauses erzählt.

Von 1885 bis 1970 gehörte das Gelände noch zu einer Metall- und Lederfabrik. Das Areal erstreckte sich von der Siechenstraße bis zum Margaretendamm. Der Betreiber, Josef Lorenz, produzierte Massenfabrikation und exportierte in viele Länder. Ende der 70er Jahre gab es, auch wie heute, Bedarf an Räumen für junge (Sub-)Kulturen. So entstand das JuZ.

Schon damals ging man hier auf die Bedürfnisse der jungen Menschen ein: 1977 schenkte Oberbürgermeister Mathieu dem Jugendzentrum Spiele und die Carrerabahn. Im gleichen Jahr fand ein Folkloreabend einer japanischen Delegation statt. In den 80ern wurden dann in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums diverse Theatergruppen aktiv, wie "Magengeschwür", "Die Lemuren" oder die englische Drama-Group der Universität Bamberg. 1984 gab es u. a. ein Open-Air-Festival im Hain und 1989, nach dem Mauerfall und der Grenzöffnung, wurden hilfsbedürftige Menschen hier aufgenommen.

Wer aus der DDR ausgereist war und keine Familie, Angehörige oder Unterkunft in Bamberg hatte, erhielten eine Übernachtungsmöglichkeit. 1983 entstand die Disco für Menschen mit und ohne Behinderung und 2002 die erste Lanparty in der Halle.

Doch Archiv des Jugendzentrums besteht nicht nur aus der Dokumentation von kulturellen Ereignissen. Ersichtlich ist auch die Umgestaltung des Gebäudes und seiner Räumlichkeiten. Räume wurden vielfältig genutzt und diverse Male optisch verändert. Dies und vieles mehr wird Thema der Ausstellung sein.

Die Ausstellung "40 Jahre Jugendkulturen am Margaretendamm" wird an diesem Samstag um 17 Uhr eröffnet. Die Ausstellung wird von "ja:ba", der offenen Jugendarbeit Bamberg, präsentiert und kann eine Woche lang besichtigt werden. Während dieser Veranstaltungswoche präsentieren sich die verschiedenen Gruppen des Hauses. So wird nach der Ausstellungseröffnung eine Ausgabe von "My Party" stattfinden.

Seit 2012 befindet sich nun das Jugendzentrum in Trägerschaft von iSo (innovative Sozialarbeit). In den sechs Jahren Jugend- und Kulturengagement wurde deutlich, dass die über 1000 Quadratmeter große Fläche mit all ihren Räumlichkeiten mehr als nur ein Treffpunkt für Jugendliche aus einem bestimmten Stadtteil sein konnte. Deren Vielfalt zeigt, wie groß die Reichweite des Angebots und des Kulturprogramms tatsächlich ist. Seitdem wird der Fokus wieder stärker auf Konzerte, Ausstellungen und Workshops gelegt, bei denen sowohl Jugendliche, als auch junge Erwachsene mitwirken können und ihre kreativen Ideen umsetzen.

Unterstützt werden sie dabei von Mitarbeitern des Hauses. Heute sind es jährlich ca. 40 ehrenamtliche Aktive und 20 ehrenamtliche Gruppen, die sich regelmäßig im JuZ treffen und Teil des Kulturprogramms werden. Dazu zählen auch monatliche Aktionen, wie z.B. "Essen für Alle", die wöchentlichen Freigeist-Workshops oder der Aufbau eines Tonstudios für musikbegeisterte junge Menschen.

Das Zentrum will modern bleiben, den Puls der Zeit leben und ein wichtiger Bezugsort für Jugendliche und junge Erwachsene in Bamberg werden. Deshalb setzt sich die Institution und ihre Mitarbeiter für junge Kulturen ein. Die Wände können die alten sein, aber das JuZ verändert sich mit der Zeit und mit den Gruppen, die sich dort treffen und aktiv sind.