Ein Garten ist ein Stückchen vom Paradies

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Die OGV-Vorsitzende Anette Bauer-Vollmann ehrte treue Mitglieder. Fotos: Dieter Grams
Die OGV-Vorsitzende Anette Bauer-Vollmann ehrte treue Mitglieder. Fotos: Dieter Grams
 
Die Praise Kids gratulierten musikalisch.
Die Praise Kids gratulierten musikalisch.
 
Es gab auch Natur-Kunst zu kaufen.
Es gab auch Natur-Kunst zu kaufen.
 
Ehrenvorsitzender Peter Zwirner
Ehrenvorsitzender Peter Zwirner
 
 
Kinderschminken gehörte zum Rahmenprogramm.
Kinderschminken gehörte zum Rahmenprogramm.
 
 
Staatssekretärin Melanie Huml war Ehrengast.
Staatssekretärin Melanie Huml war Ehrengast.
 
 
 
 

Als der Walsdorfer Obst- und Gartenbauverein vor 100 Jahren gegründet wurde, war der Obstanbau noch "vaterländische Pflicht". Heute liegt Gärtnern im Trend, weil die Menschen Bodenhaftung suchen, meint Melanie Huml.

Es begann mit einer Katastrophe. Der ungewöhnlich harte Winter 1879/80 hatte tausende wertvoller Obstbäume vernichtet. Landwirte mussten um ihre nackte Existenz kämpfen, und die Ernährungslage der Landbevölkerung verschlechterte sich dramatisch. Diese Situation wurde für den Kirchenrat Albert Eyring zu einer Initialzündung, seine Vision von einem gezielten, planmäßigen, von Vereinen und Verbänden getragenem Obstanbau Wirklichkeit werden zu lassen.
Seine Ideen fielen auf einen fruchtbaren Boden. Bereits 1894 trafen sich Obstbaupioniere aus dem ganzen Land in Nürnberg und gründeten den Bayerischen Landesverband für Obst- und Gartenbau, dem sich schon im ersten Jahr 242 Vereine mit 11 410 Mitgliedern anschlossen. In der Folge dieser rasanten Entwicklung wurde am 9.
März 1913 auch in Walsdorf ein Obstbauverein gegründet, der in seiner 100-jährigen Geschichte mehrere Umbenennungen erfuhr, bis er 1998 seinen heutigen Namen erhielt - Obst- und Gartenbauverein (OGV) Walsdorf.
Wie alle anderen vor ihnen, so schwimmen auch die heutigen Verantwortlichen des aktuell 192 Köpfe zählenden Vereins im Strom ihrer Zeit. Der Obstanbau ist keine "vaterländische Pflicht" mehr wie während und nach dem Ersten Weltkrieg, es muss kein Flurwächter mehr bestellt werden wie damals Friedrich Kachelmann, der für seine Tätigkeit sechs Mark im Jahr erhielt, und der "Reichsnährstand" im gleichgeschalteten "1000-jährigen Reich" gehört auch der Vergangenheit an. Längst vorbei sind auch die Nachkriegsjahre, als offensichtlich jeder danach trachtete, für sich selbst ein dickes Stück vom Wirtschaftswunder-Kuchen abzuschneiden, denn das Vereinsleben, das Gemeinwohl blieb auf der Strecke.

Jubiläumsbaum ist gepflanzt

Der Walsdorfer Verein schlief ein und wurde erst 1970 wiederbelebt. Von da an ging es steil bergauf, nicht zuletzt dank des Engagements des heutigen Ehrenvorsitzenden Peter Zwirner, der den Verein von 1984 bis 2008 führte und prägte und jetzt auch die Geburtstagsfeierlichkeiten organisierte.
Bereits am 20. April pflanzte der OGV im Jubiläumsjahr am Ortseingang von Steinsdorf kommend eine Winterlinde, die von ihrem Standort aus noch in die Büffelreviere westlich des Dorfes blicken wird, wenn wir alle längst Geschichte sind, denn dieser Baum kann leicht hundert Jahre und älter werden. Der Verein auch, denn Thomas Kastura und Tessa Korber stellten in ihren Krimi-Lesungen am Samstagabend bei der großen Jubiläumsfeier eindeutig fest, dass der Mörder nicht immer der Gärtner ist. Da keimt dann, trotz "Schneeweißchen und Rosentod", doch ein wenig Hoffnung auf.
Die Bühne war liebevoll und farbenprächtig geschmückt, wie auch die St. Laurentius-Kirche für den ökumenischen Gottesdienst, geleitet von Pfarrer Ulrich Rauh und Diakon Josef Geißinger. Ulrich Rauh haderte ein wenig mit seinem Dienstherrn: "A weng Regen könnten wir schon brauchen." Die Natur ohne Frage, die Veranstalter nicht. Nicht an diesem Tag. Nun, der liebe Gott stellte sich auf die Seite des Jubelvereins, der bei brütender Hitze dennoch hunderte von Gästen begrüßen konnte, darunter nicht wenige Nachbarvereine.
"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht", sagte Staatssekretärin Melanie Huml (CSU) in ihrem Grußwort. "Die Natur hat ihren eigenen Rhythmus. Ihr Takt heißt Geduld." Gärtnern liege voll im Trend und sei vielleicht auch der Ausdruck der Sehnsucht der Menschen nach Bodenhaftung und Heimat. "Im Garten gelingt es besonders gut, aus der Hektik des Alltags herauszutreten und den Gleichklang mit der Natur zu finden." Ein Garten sei ein Stück Paradies auf Erden, meinte Bürgermeister Heinrich Faatz (CSU).