Die Einmündung der Annastraße in die Starkenfeldstraße ist breit, aber unübersichtlich. Vor allem Radfahrer bekommen dies zu spüren, sagen Anton Lamprecht und Gisbert Reiter. Sie wissen, wovon sie reden.
Seit Jahren kämpft Gisbert Reiter dafür, dass eine aus seiner Sicht sehr gefährliche Stelle im Stadtverkehr entschärft wird. Gefährlich vor allem für Radfahrer. Es geht um die Einmündung der Annastraße in die Starkenfeldstraße, die eine wichtige und bei Auto- wie Radfahrern beliebte Ost-West-Verbindung ist: Über den Pfisterberg gelangt man schnell in die Stadt oder nach Bamberg-Ost.
Nach den Beobachtungen Reiters vergeht kaum ein Tag, an dem auf Höhe Annastraße nicht Radfahrer gefährdet werden. Vor allem jene, die stadteinwärts Richtung Pfisterbrücke unterwegs sind, würden immer wieder von Autofahrern übersehen, wenn diese von der Annastraße in die Starkenfeldstraße einfahren. Im Oktober 2009 kam an dieser Stelle eine 62-jährige Radlerin ums Leben, als ihr eine Autofahrerin die Vorfahrt nahm.
2012 hat es Anton Lamprecht erwischt. Er wollte als Radfahrer, von der Pfisterbrücke kommend, nach links in die Annastraße abbiegen, wo er seine Gärtnerei betreibt. Trotz eines, wie er versichert, deutlich gegebenen Handzeichens habe ihn eine Autofahrerin überrollt. Der 77-Jährige hat Glück, dass er noch lebt, leidet aber bis heute an den Folgen. Aus seiner Sicht handelt es sich um "ein ganz gefährliches Eck". Auch Gisbert Reiter ist dort schon verunglückt: 1995 wurde er auf dem Radweg von einer "eilig abbiegenden Autofahrerin" übersehen und ebenfalls erheblich verletzt. "Ich war sechs Wochen dienstunfähig."
Mehr Unfälle als amtlich bekannt?
Laut Reiter und Lamprecht passieren an der Einmündung mehr Unfälle, als bei Polizei und der städtischen Verkehrsbehörde überhaupt bekannt sind. Nach amtlicher Zählung waren es in den Jahren 2012 bis 2014 zehn. Wenn niemand verletzt wird, sollen sich die Beteiligten häufig einigen, ohne die Polizei zu rufen, berichtet der Gärtnermeister. Nicht selten kämen Leute nach einer Karambolage in seinen Betrieb und möchten ihr demoliertes Rad unterstellen oder jemanden anrufen.
Reiter ist überzeugt davon, dass die Situation entschärft wäre, wenn die Autos auf der Starkenfeldstraße nur noch 30 statt 50 fahren dürften. Seine Überlegung ist: Wenn sich die Autos auf der bevorrechtigten Route weniger schnell nähern, müssten die Autofahrer von der Annastraße weniger überstürzt einbiegen. Dann, so seine These, würden sie auch besser als bisher auf heran nahende Radfahrer achten.
Bei den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung und bei der Polizei findet eine Geschwindigkeitsbegrenzung keine Gegenliebe. Für Tempo 30 auf der Starkenfeldstraße würden die rechtlichen Voraussetzungen fehlen, sagt Claus Reinhardt, der Sprecher des Baureferats. Nur bei einer Häufung von "geschwindigkeitsbedingten Unfällen" hätte die kommunale Verkehrsbehörde die Möglichkeit, auf der Starkenfeldstraße Tempo 30 anzuordnen.
Reiter interpretiert die Vorschrift anders. Aus seiner Sicht sind alle Unfälle an dieser Einmündung geschwindigkeitsbedingt.
Nachdem der Umweltsenat 2015 einen ersten Antrag des Bambergers auf Tempo 30 im gesamten Einmündungsbereich abgelehnt hat - damals eingereicht über den Seniorenbeirat der Stadt - nützte Reiter die Bürgerversammlung im Oktober, um sein Anliegen erneut vorzubringen. Der Antrag wurde angenommen und muss nun binnen drei Monaten im Stadtrat behandelt werden. So steht er am 27. Januar auf der Tagesordnung der Vollsitzung.
Viele Ideen, keine Lösung
Vielleicht erteile die Politik der Verwaltung ja einen Auftrag, so Reinhardt im Hinblick auf Mittwoch: "Es wäre ein Ansatz, zu sagen, man versucht es mit einem Provisorium." Er berichtet von etlichen internen und übergreifenden Diskussionen und Überlegungen, wie die Einmündung sicherer gemacht werden könnte.
Insbesondere ein Gremium namens "Routine Verkehr", in dem auch die Polizei und Organisationen wie der Verkehrsclub Deutschland und der ADFC vertreten sind, habe sich wiederholt mit der Problematik beschäftigt.
Es seien verschiedene Ideen erwogen, aber keine gefunden worden, die die Zustimmung aller fand: von der Verlegung des Radwegs noch näher an die Fahrbahn der Starkenfeldstraße, über die Markierung von Sperrflächen auf der Fahrbahn bis zum Bau einer neuen Ampel.
Auch der Vorschlag der Polizei, die Kreuzung umzugestalten, findet keine ungeteilte Gegenliebe. Holger Dremel, Sprecher der Inspektion Bamberg-Stadt, beurteilt die weite, trichterförmige Einmündung als "ziemlich unübersichtlich".
Macht man sie enger, könne das zu Problemen für die abbiegenden Busse und Lastwagen führen, gibt Reinhardt zu bedenken. Und davon gibt es an der Annastraße angeblich ziemlich viele, seit an der Ecke Brenner-/Pödeldorfer Straße Einkaufsmärkte eröffnet haben.
Freilich ist dadurch auch die Zahl der Fußgänger und Radfahrer gestiegen: Viele Kunden aus den Vierteln südlich der Starkenfeldstraße gehen zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen. Besonders sorgt sich Reiter um die vielen Schüler, die - von der Brennerstraße kommend - in Richtung Kloster-Langheim- und Ohmstraße unterwegs sind und die Einmündung passieren. Wer sich zu den Stoßzeiten dort umschaut, erlebt nach seinen Worten "haarsträubende Situationen".
Verkehrslenkende Anordnungen sollen, so die Rechtslage, es grundsätzlich einfach machen, sich regelkonform zu verhalten. Des weiteren ist klar festgelegt, daß die Sicherheit aller (!) Verkehrsteilnehmer höher zu gewichten ist als die Flüssigkeit des Verkehrs.
Im Bereich der Einmündung der Anna- in die Starkenfeldstraße ist dies nicht gegeben. Die Behörden messen dem ungehindert schnellen Autoverkehr klare Priorität gegenüber den Belangen der unmotorisiert mobilen Menschen zu. Überdies wird der Radverkehr über völlig unzureichende, die Anforderungen der einschlägigen Regelwerke gröblichst mißachtende Radwege geführt. Dabei kann, ungeachtet des hohen Verkehrsaufkommens, keine Rede davon sein, daß durch die Örtlichkeit bedingte, das normale Maß erheblich überschreitende Gefahren auf der Fahrbahn aufträten. Diese aber wären selbst bei regelkonform gestalteten Radwegen zwingend nachzuweisen, wenn Benutzungspflicht angeordnet werden soll.
Die Lage des geradeaus stadteinwärts führenden Radwegs rechts der Rechtsabbiegespur für Kraftfahrzeuge verschärft die Gefährlichkeit dieses Sonderwegs noch erheblich. Denn eine Vielzahl abbiegender Kfz-Lenker schenkt dem vorfahrtberechtigten Radverkehr keine Aufmerksamkeit oder hält das eigene Fahrzeug erst quer über der Fahrradfurt an. Gleiches gilt aber auch für von der Pfisterbrücke kommende Linksabbieger und aus der Annastraße kommende Fahrzeugführer.
Tatsächlich darf zum Zweck des Linksabbiegens ein benutzungspflichtiger Radweg so früh verlassen werden, daß rechtzeitiges Einordnen auf der Fahrbahn möglich ist. Das wäre im Fall der Pfisterbrücke für beide Fahrtrichtungen vor (!) der Brücke, da es später nicht mehr sicher möglich ist. Leider kennen (zu) viele Kraftfahrer die Verkehrsregeln zu wenig - oder wollen sie nicht akzeptieren: Hupen, Schimpfen sowie hochgradig gefährdende Fahrmanöver (Abdrängen, Ausbremsen) gehören zur Tagesordnung.
Streckenbezogene Temporeduzierung und viel Verkehrserziehung sind bitter nötig!
diese Kreuzung ist absolut übersichtlich. Wer damit nicht klarkommt, sollte nicht mehr am Verkehr teilnehmen.
Die geschilderten "Sorgen" sind mehr als subjektiv und einzelnen Teilnehmern geschuldet. Dumme Autofahrer findet man auch an anderen Kreuzungen. Dumme oder rechthaberische Radfahrer sogar in der Fußgängerzone.
Über diese absolut übersichtliche Kreuzung überhaupt zu diskutieren finde ich als häufiger Radfahrer sehr kindisch. Im Vergleich zum Markusplatz oder dem Regensburger Ring sogar eine Frechheit.
Daß die Kreuzung übersichtlich ist, sehe ich genauso.
Es hilft aber dem unter die Räder gekommenen Radfahrer oder Fußgänger nicht, wenn gerade diese Übersichtlichkeit dazu führt, daß die Kraftfahrzeuge zu schnell und zu unaufmerksam gefahren werden.
Es kann und darf aber auch nicht sein, daß von Rechts wegen vorfahrtberechtigte Radler auf eben dieses Recht per se verzichten müssen, um überleben zu können. Verkehrsgestaltung darf nicht erleichtern oder gar erzwingen, daß sie faktisch vogelfrei sind. Die nötige Vorsicht walten zu lassen und mit Fehlern anderer zu rechnen, sollte schon selbstverständlich sein. Aber die reale Situation schafft die formalen Rechte praktisch ab - und erzähle mir niemand, die hiesigen Behörden (Straßenverkehrsamt, Polizei) nähmen das in ihrer Autoverliebtheit nicht bewußt wohlwollend billigend in Kauf.
kommt es in Bamberg sicherlich nicht mehr an....davon gibt es ja genug ( auch viele Unsinnige die auch nachts in Betrieb sind) einfach in die Grünphase des Pfisterberges ( vom Bahnhof kommend) einbinden. Aber dabei auch 2 Übergänge zur Pödeldorfer Str. hin ausweisen, damit die Fußgänger und die Radfahrer noch vor den abbiegenden Fahrzeugen - von der Pödeldorfer Str. kommend auf die Starkenfeldstraße - überqueren können und zwar vorschrfitsmäßig Stadtein- und Stadtauswärts. Die Überquerung der Annastraße erfolgt dann ohne Probleme mit der Grünphase der Starkenfeldstraße.
Also stadtauswärts schon vor der Brücke runter vom Radweg.
Das entspricht der Strassenverkehrsordnung.
Auch wenn es einige Autofahrer nicht wissen (wollen?).
Dazu sollte man aber über Schrittgeschwindigkeit fahren können und sein Fahrrad beherrschen.
Wer unsicher ist kann ja absteigen oder besser eine Kreuzung weiterfahren.
Wer das auch nicht gebacken kriegt sollte seine Teilnahmefähigkeit am Strassenverkehr selbst kritisch hinterfragen.
Warum es in der Richtung stadteinwärts scheppert (selbst schon gesehen) ist mir unklar.
Vielleicht wird zu unaufmerksam und ohne Blickkontakt Auto und Rad gefahren.