Ab Januar wird die Pflegeausbildung neu organisiert. Statt sich auf Kranken-, Kinderkranken- oder Altenpflege festlegen zu müssen, starten die Azubis einheitlich. Der Berufszweig soll attraktiver werden. Doch die Probleme der Branche sind dadurch noch lange nicht gelöst.
Eine Notlösung ist es bei keinem von ihnen. Der Pflegeberuf kann durchaus reizen. Helfen, unterstützen, Verantwortung übernehmen, einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Und im Mittelpunkt der Mensch. "Ich wollte immer etwas mit Menschen machen", erzählt Lisa Spangel. Die 22-Jährige aus dem Landkreis Bamberg ist im dritten Lehrjahr zur Altenpflegefachkraft. Nach dem Abitur hat sich Spangel überlegt, wie es nun weitergehen soll. Als eine Cousine von ihren positiven Erfahrungen in der Krankenpflegeausbildung berichtete, "hab' ich geschaut, ob man etwas dazu studieren kann", sagt Spangel.
Das macht die junge Frau jetzt. Neben der Ausbildung studiert sie über die Fernhochschule "Therapie- und Pflegewissenschaften". Die Ausbildung dauert drei Jahre, das Studium passend dazu sechs Semester. Die Hochschule ist für Spangel quasi Freizeitvergnügen. Vorlesungen sind in der Regel samstags.
Realschulzeugnis als Voraussetzung
Auch Spangels Kollegin Miriam von der Wehl hat nach ihrer Fachhochschulreife exakt diesen Weg eingeschlagen: Altenpflegeausbildung kombiniert mit Studium. Kontakt mit Spangel hat die 23-Jährige aus dem Landkreis Forchheim aber nicht über die tägliche Praxis, sondern über die Berufsfachschule - die Bamberger Akademien für Gesundheits- und Pflegeberufe.
Dort wird auch Heiko Weis unterrichtet. Anders als Spangel, die in einem Seniorenzentrum in Bamberg arbeitet, und von der Wehl, deren aktuelle Ausbildungsstelle im dritten Lehrjahr ein Demenzzentrum im Landkreis Forchheim ist, hat sich Weis nicht für die Alten-, sondern für die Krankenpflege entschieden. "Ich wollte immer Krankenpfleger werden", sagt der 35-Jährige.
Erfahrung mit der Pflege von Senioren hat Weis dennoch. Der Azubi aus dem Landkreis Bamberg, der erst vor einigen Wochen seine Lehre im Klinikum Bamberg begonnen hat, hat eine einjährige Ausbildung zum Altenpflegefachhelfer hinter sich. Die war Voraussetzung, da er nur mit Mittelschulabschluss sonst nicht zugelassen worden wäre. Grundsätzlich ist das Realschulzeugnis notwendig.
Modellversuch seit 2012 in Bamberg
Wenn jetzt zum 1. Januar die Ausbildung reformiert wird, ändert sich zumindest für Weis gar nichts. Laut dem Beschluss der Bundesregierung wird es dann eine generalistische Ausbildung geben. Das heißt, die Azubis entscheiden sich frühestens im dritten Lehrjahr für einen Schwerpunkt. Mitunter bleiben sie aber bei der allumfassenden Ausbildung und erwerben grundsätzlich den Abschluss "Pflegefachfrau/-mann". Also keine frühe Wahl mehr zwischen Kranken- oder Altenpflege.
Heiko Weis macht das jetzt schon. In Bamberg ist so etwas seit 2012 möglich. "Wir haben bereits seit dieser Zeit einen Modellversuch", erklärt Matthias Drossel, Schulleiter der Bamberger Akademien. "Zwar gab es bisher noch nicht den generalistischen Titel, aber die Schulinhalte waren so wie jetzt vorgesehen."