Im ländlichen Raum gibt es immer weniger kleinere Lebensmittelgeschäfte. Viele Bürger wollen das nicht akzeptieren - und gründen einen Dorfladen.
Wie ernst es die Unterleinleiterer mit dem Dorfladen meinen, wird den Initiatoren spätestens am 8. Juli klar. Die Gründungsveranstaltung der Genossenschaft fällt genau auf das WM-Halbfinale Deutschland gegen Brasilien - und trotzdem platzt das Sportheim in der Gemeinde im Landkreis Forchheim aus allen Nähten. "140 Bürger sind damals gekommen", ist Reinhold Wunder immer noch baff.
Wunder und die übrigen Mitstreiter spüren an diesem Sommerabend: Das klappt mit unserem "Ladarer Dorfladen", der nun am 15. November im Ortskern eröffnet wird. "Wir sind uns sicher, dass das Konzept angenommen wird. Im Ort und im Umland ist das Interesse sehr groß", freut sich Elke Philipp, die wie Wunder dem Vorstand der Genossenschaft angehört.
Kein Bäcker, kein Metzger, keine Wirtschaft, keine Bank und seit dem Tod von Elise Ochs auch kein Lebensmittelladen mehr - im Sommer 2013 ist den Unterleinleiterern klar: Ein Dorfladen muss her. Man schaut sich um, erste Planungen laufen, in Arbeitskreisen befassen sich die Wortführer in den folgenden Monaten mit Themen wie Standort, Personal, Lieferanten und Sortiment.
Über ein Jahr später stehen einige von ihnen nicht ohne Stolz im frisch renovierten ehemaligen Sparkassengebäude im Zentrum des 1000-Einwohner-Ortes und freuen sich auf die Eröffnung. Die Polit-Prominenz hat sich angekündigt, unter anderem will der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner kommen. "Man spürt so langsam das Adrenalin", sagt Elke Philipp.
Das Geschäft soll ein Vollsortimenter werden, mit vielen regionalen Anbietern wird eng zusammen gearbeitet. Vor allem aber soll der "Ladarer Dorfladen" eines sein: gesellschaftlicher Treffpunkt. Deshalb wird extra ein Kaffee-Eck eingerichtet. "Genau so was fehlt doch immer mehr im ländlichen Raum", betont Zweiter Bürgermeister Peter Schmitt. "Wir wollen alle mitnehmen. Alt und Jung. Sie sollen sagen: Ich gehe in unseren Laden einkaufen", ergänzt Philipp, die stolz ist, dass sich bereits 170 Bürger an der "Dorfladen eG" beteiligt haben.
Hinsichtlich der Zukunftsaussichten sind die Initiatoren zuversichtlich. Wunder: "Der Bedarf ist da!" Er ist sich sicher: Dorfläden können sich halten - solange man die Wünsche der Bürger ernst nimmt.
Damit spricht er Günter Kraus aus der Seele. Der ist ebenfalls Vorstandsmitglied eines fränkischen Dorfladens. Der "RugenDorfladen" in der kleinen Gemeinde im Landkreis Kulmbach hat seit knapp vier Wochen geöffnet. "Er wird gut angenommen. Auch, weil wir uns an den Bedürfnissen der Bürger orientieren. Was die Rugendorfer wollen, versuchen wir zu besorgen", so Kraus, der ebenfalls zuversichtlich ist, dass sich das Geschäftsmodell auf dem Land durchsetzen kann. "Das ist doch etwas anderes als der klassische Discounter."
Kein Tante Emma-Laden
Fest steht: Bei Themen wie demografischer Wandel und schlechter Verkehrsanbindung im ländlichen Raum kommen neuen Nahversorgungs-Ideen immer größere Bedeutung zu. 1970 gab es deutschlandweit noch 160.000 kleine Einkaufsläden auf dem Land. Drei Viertel davon sind verschwunden. Günter Lühning, Sprecher des Dorfladen-Netzwerks, sagt: "Der Bedarf nach Dorfläden wird weiter steigen, weil die großen Lebensmittelkonzerne mindestens 3000 Einwohner im Einzugsgebiet verlangen."
In Bayern sei das Konzept Dorfladen "in", habe sich etabliert. "Bayernweit sind in den letzten Jahren über 100 bürgerschaftlich organisierte und betriebene Dorfläden gegründet worden. Nur etwa sechs waren dauerhaft nicht erfolgreich."
Das Rezept: Dorfläden würden dort anfangen, wo andere Geschäfte aufhören. Mit dem Einkaufsmarkt zu Großmutters Zeiten hat dies allerdings nicht mehr viel gemeinsam. "Die Tante Emma-Läden zu konservieren, reicht nicht aus. Multifunktionalen Dorfläden gehört die Zukunft - wenn die Einwohner im Dorf die Chancen auch erkennen.
nach Wissen in einem Ort mit etwa 1200 Einwohnern konnte sich letztendlich ein privater Lebensmitteleinzelhändler mit gut sortierter Frischfleisch- und Brotabteilung nach allseits begrüßter Eröffnung nach längerer Schließung eines Vorgängerunternehmens, nicht halten. Die meisten Bürger kauften ihren normalen Bedarf im Supermarkt in der Stadt auf dem Weg vom Arbeitsplatz nach Hause und nur das, was gerade vergessen war, wurde am Ort geholt. Als er nach deutlichen Verlusten zur Sicherung der eigenen Existenz wieder schließen musste, war dann das Geschrei wieder groß. Hoffentlich halten nicht nur die etwa 170 Genossenschaftler zum Laden sondern alle Bürger, denn von diesen 170 Genossenschaftlern kann ein Laden nicht wirtschaftlich überleben. Und den langfristigen Erfolg kann man nicht nach einzelnen Jahren beurteilen, sondern muss man langfristig beobachten, wenn auch bei den Kunden die Anfangseuphorie verflogen ist.
nach Wissen in einem Ort mit etwa 1200 Einwohnern konnte sich letztendlich ein privater Lebensmitteleinzelhändler mit gut sortierter Frischfleisch- und Brotabteilung nach allseits begrüßter Eröffnung nach längerer Schließung eines Vorgängerunternehmens, nicht halten. Die meisten Bürger kauften ihren normalen Bedarf im Supermarkt in der Stadt auf dem Weg vom Arbeitsplatz nach Hause und nur das, was gerade vergessen war, wurde am Ort geholt. Als er nach deutlichen Verlusten zur Sicherung der eigenen Existenz wieder schließen musste, war dann das Geschrei wieder groß. Hoffentlich halten nicht nur die etwa 170 Genossenschaftler zum Laden sondern alle Bürger, denn von diesen 170 Genossenschaftlern kann ein Laden nicht wirtschaftlich überleben. Und den langfristigen Erfolg kann man nicht nach einzelnen Jahren beurteilen, sondern muss man langfristig beobachten, wenn auch bei den Kunden die Anfangseuphorie verflogen ist.