"Die US-Wahl ist eigentlich kaum Thema bei uns"

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Yvonne Magee liebt Amerika und wird die Wahlen am Fernsehgerät verfolgen. Foto: Ronald Rinklef
Yvonne Magee liebt Amerika und wird die Wahlen am Fernsehgerät verfolgen. Foto: Ronald Rinklef

Yvonne Magee ist mit einem US-Soldaten verheiratet und lebt in der Region Bamberg. Selbst kurz vor dem entscheidenden Dienstag wird in ihrer Familie und bei Freunden wenig übers Wählen gesprochen.

"Ich würde Hilary Clinton wählen", sagt Yvonne Magee mit hörbarem Schmunzeln. "Weil es auch Amerika gut täte, mal eine Präsidentin zu haben." Die 38-Jährige wird am Dienstag, dem Dienstag der US-Präsidentschaftswahl, wie so viele Millionen gebannt vor dem Fernsehapparat sitzen. In Bamberg und in der Kaserne. Deutsches Fernsehen und AFN abwechselnd.

Yvonne Magee ist mit einem Soldaten verheiratet, selbst hat sie die US-Staatsbürgerschaft nicht angenommen und darf deswegen nicht wählen. Was ihr Mann wählen wird? Sie weiß es nicht, und sie wird es vermutlich nicht erfahren. Bei Armee-Angehörigen ist eben manches anders.

Und die Wahlen, werden die derzeit nicht heiß diskutiert? Immerhin ist der Präsident der Vereinigten Staaten immer auch der oberste Befehlshaber, der Comander in Chief der U.S.Army... "Nein, das ist kein Thema", sagt die Soldatenfrau. Vor vier Jahren, da war das ganz anders, erinnert sie sich zurück.

Da beschäftigte sich die ganze Nation mit einem absoluten Novum: Ein Mann mit afroamerikanischem Hintergrund hatte erstmals die Chance, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. "Noch in den 60ern undenkbar", stellt Yvonne Magee fest. Das hat die Menschen fasziniert, gebannt, Stoff für viele Gespräche geliefert. Aber jetzt? Fehlanzeige.

Das liegt wohl auch ein bisschen im Wesen der Amerikaner. Amerikaner sind von Natur aus Patrioten, zeigen die Schilderungen der Wahl-Bambergerin.
Was sie damit ausdrücken will ist, dass die Armee einen hohen Stellenwert genießt, Soldaten Wertschätzung erfahren und es sich deswegen kein Präsident leisten kann, die Armee abzuschaffen oder so drastisch zu reduzieren, dass sie und ihre Familie sich nun Sorgen um den Arbeitsplatz des Mannes machen müsste, wie es möglicherweise in einem anderen Land der Fall sein könnte.

"Wir haben schon so viel Positives erfahren und erlebt, wenn Leute erkannten, dass mein Mann Soldat ist", gibt die 38-Jährige Erlebnisse wieder.

Ihre beiden Kinder besitzen sowohl die deutsche als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Yvonne Magee stand kurz davor, sie anzunehmen. Was hat sie abgehalten? "Ich liebe Amerika, aber wenn ich dafür kämpfen müsste, ich weiß nicht, ob ich das könnte."

Außerdem muss sie doch ein bisschen Kritik üben am Land der vielleicht nicht ganz so unbegrenzten Möglichkeiten. Auf dem sozialen Sektor sieht sie schon noch Handlungsbedarf, gerade im direkten Vergleich mit dem, was in Deutschland geboten wird.

Auch wenn Obama, wie sie findet hier schon einige Verbesserungen erreicht hat. "Wie er es versprochen hatte." Wenn sie bezüglich der Wahlen ein bisschen eine Prognose wagen würde, dann die, dass Hurrikan "Sandy" dem Amtsinhaber wohl schon Pluspunkte bringen dürfte. "Er hat das richtig gemacht, hat gleich gehandelt", findet sie.

Dennoch sind die Wahlen weiterhin kein Thema bei ihren Gesprächen mit Freundinnen und Bekannten. Das wäre vermutlich ganz anders, wenn Hilary Clinton zur Wahl als Präsidentin stünde...