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Die Strategie der "Müllerin" Oberhaid


Autor: Anette Schreiber

Oberhaid, Sonntag, 09. Juli 2017

Die Gemeinde Oberhaid ist seit dem vergangenen Jahr im Besitz der Alten Mühle beim Rathaus. Die wird saniert.
Das ist die Alte Mühle in Oberhaid. Letztes Jahr hat die Gemeinde sie erworben. Foto: Anette Schreiber


In der Stadt und im Landkreis Bamberg ist die Konstellation einmalig: eine Gemeinde als Mühlenbesitzer. Seit vergangenem Jahr gehört der Gemeinde Oberhaid die Alte Mühle gleich neben dem Rathaus. Damit hat sie Großes vor. Vor allem aber will die Kommune mit Sachverstand vorgehen. Dazu passt es, dass man nun dem bayerischen Landesverband für Mühlenkunde und Mühlenverband beitritt.

35 Euro werden dafür jährlich fällig. Ein eher verschwindender Betrag im Gemeindehaushalt, aber in jedem Fall eine äußerst sinnvolle Investition meint auch im Namen des gesamten Gemeinderats Erster Bürgermeister Carsten Joneitis. Er weiß das Gremium dabei geschlossen hinter sich. Joneitis hat sich ausgiebigt informiert und weiß so beispielsweise um den Deutschen Mühlentag, der jährlich am Pfingstmontag auf das Thema Mühle aufmerksam macht.

Dieses Jahr hätte es keinen Sinn gehabt wäre auch kaum möglich gewesen, die denkmalgeschützte und aus dem 18. Jahrhundert stammende Mühle der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Irgendwann freilich möchte sich als Mühlenbesitzerin auch die Gemeinde Oberhaid beteiligen. Doch bis dahin wird wohl noch einiges Wasser den Mühlbach hinunter fließen.
Warum aber tritt die Gemeinde dem Landesverband bei? "Wir erwarten uns Unterstützung und denken, dass wir von der Expertise im Verband sowie von der Vernetzung profitieren", fasst Joneitis die Motivation Oberhaids zusammen.

Mit einer eigenen Mühle komme man am Thema Mühlentag und Denkmalschutz nicht vorbei, so Joneitis weiter. Bis zum Beitritt war es dann nur ein kleiner Schritt.


Lange Bemühungen

Nach jahrzehntelangem Bemühen, die Mühle auf dem rund 480 Quadratmeter großen Areal am Kirchplatz zu erwerben, war dies im vergangenen Jahr endlich gelungen. Zusammen mit dem Ensemble (Mühle und 1890 errichtete Scheune) hat man auch das Wasserrecht erworben, Womit die Gemeinde zusätzlich sehr zufrieden sei.
In der Zwischenzeit ist man weiter vorangekommen auf dem Mühlenareal: Es ist nahezu ausgeräumt. "Neben festen Gegenständen sind nun auch alle Geräte herausgeräumt."

Die Zahl der Getreidemühlen hat in Deutschland innerhalb der letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Fanden sich etwa im Jahr 1950 in der Bundesrepublik noch 19 000 Mühlen, so hat sich deren Zahl auf heute nur mehr 550 reduziert. Davon stehen 150 in Bayern und die Oberhaider ist eine davon. Der Dachverband, also die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Erhaltung, wurde 1987 gegründet. Wie es auf deren Homepage heißt, sind darin rund 3500 Mitglieder - Müller, Mühlenbauer, Mühlenforscher und Freunde der Mühlen und Müllerei verein. Gemeinsames Ziel ist es, zu Pflege, und Erhalt von Wind-, Wassermühlen und artverwandter historischer Technik beizutragen. Genau darauf setze Oberhaid, so Joneitis.

Derzeit wird noch an der Machbarkeitsstudie gearbeitet. Darin geht es um die künftig beste Nutzung. Diese will Oberhaid der Regierung von Oberfranken zum Jahresende vorlegen. Sie bilde eine wichtige Voraussetzung für die weiteren Förderungen. Für den Erwerb des Ensembles hat Oberhaid eine 60-prozentige Förderung erhalten. Mit gleichfalls 60 Prozent fördert die Regierung von Oberfranken die etwa 30 000 Euro teure Machbarkeitsstudie.


Scheune wird wohl weichen

Bei den Gesprächen mit der Regierung hat sich inzwischen auch herauskristallisiert, dass man die vor längerer Zeit umgebaute Scheune wohl abreißen könnte, um sie durch einen Neubau zu ersetzen. Was Oberhaid aber in jedem Falle will, ist eine erlebbare Mühle, wobei Joneitis unter anderem das Mühlrad im Blick hat.

Die nun neu entstehenden Kontakte mit den Experten vom Mühlenverband werden sicherlich den einen oder anderen wertvollen Tipp abwerfen.


Info-Versammlung

Um bei dem großen Vorhaben Mühlensanierung die Bürger einzubinden, steht das Thema im Fokus einer Versammlung am kommenden Dienstag um 18.30 Uhr im Bürgersaal. Da wird bestimmt auch das neue, vom ortsansässigen Künstler Claudio Osorio vor kurzem gefertigte Mühlenlogo vorgestellt und über die Mitgliedschaft im "Mühlenverband" informiert.