Es hat drei Stunden gedauert, bis aus dem Rathaus weißer Rauch aufstieg. Stadt und Vertreter der Sandkerwa GmbH haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Dem muss allerdings noch der Bürgerverein Sand zustimmen.
Eine schwere Geburt: Drei Monate vor dem Auftakt der 65. Sandkirchweih haben sich Vertreter der Genehmigungsbehörden der Stadt Bamberg und die Veranstalter der Sandkirchweih auf einen Kompromiss geeinigt, der die Durchführung der 65. Sandkirchweih allen Widerständen zum Trotz in greifbare Nähe rücken lässt.
Die Zustimmung des Bürgervereins Sand vorausgesetzt kann das beliebteste Volksfest Bambergs wie geplant vom 20. bis zum 24. August über die Bühne gehen. Den Stein ins Rollen brachte Alt-OB Herbert Lauer (FW), der als Unterhändler seit Wochen versucht, die verschiedenen Interessenlagen unter einen Hut zu bringen.
Gewachsene Bedrohungslage Um die verhärteten Fronten in Bewegung zu bringen, mussten vor allem die Befürchtungen in der Veranstaltungsgesellschaft des Bürgervereins ausgeräumt werden, in einem Katastrophenfall in unvorhersehbare Haftungsrisiken zu schlittern. Diese Ängste haben vor dem Hintergrund der Erfahrungen bei der Loveparade in Duisburg 2011 aber auch angesichts der allgemein gewachsenen Bedrohungslage deutlich zugenommen.
Nach Angaben aus dem Umfeld der Verhandler sind es mehrere gemeinsam vereinbarte Eckpunkte, die eine Brücke zwischen Stadt und Bürgerverein schlagen sollen, indem sie das Sicherheitskonzept in entscheidenden Punkten ergänzen und das Haftungsrisiko abmildern.
So sollen bei der nächsten Sandkerwa zehn zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz sein, die in direktem Kontakt mit der Polizei stehen. Gleichzeitig wird wie bereits bisher eine mobile Lautsprecheranlage der Polizei vorhanden sein, über die im Notfall Durchsagen gemacht werden können. Die Kosten für den zusätzlichen Aufwand übernimmt die Stadt Bamberg, die zudem noch weitere Unterstützung zugesagt hat.
Neuralgische Punkte entschärfen Aber auch der Veranstalter soll seinen Teil dazu beitragen, um die Sicherheitsbedenken zu entkräften und neuralgische Punkte zu entschärfen. So sollen am Grünhundsbrunnen und an der Markusbrücke Belegungsflächen von Ständen aufgelassen werden, damit der Massenzustrom gebremst wird.
Wichtig: Stadt und Veranstalter wollen es nicht bei den Sofortmaßnahmen für den Festbetrieb 2015 belassen, sondern unmittelbar nach der Kirchweih über die nötige Weichenstellung für die Zukunft beraten. Dies beginnt bei der Frage, welche Unterstützung nötig ist, um die geforderte Lautsprecheranlage zu finanzieren und reicht bis zur Erwartung, dass die Stadt Mitverantwortung für das Fest als Veranstalter übernehmen könnte. Auch die Überlegung, das Fest auf eine Größenordnung zurückzuführen, die den Aufwand für den Bürgerverein in erträglichen Grenzen hält, soll dann eine Rolle spielen. Einen entsprechenden Vorstandsbeschluss hatten Vorstand und Ausschuss als Konsequenz aus den Sicherheitsanforderungen Anfang dieser Woche gefasst.
Kommentar des Autors: Das späte
ErwachenWie konnte es so weit kommen? Nur noch zwölf Wochen sind es bis zum größten Spektakel in den Mauern Bambergs - und im Rathaus wird aktuell um Fragen gerungen, die längst hätten geklärt sein können, die längst hätten geklärt sein müssen - Sicherheit, Sanitätsdienste, Genehmigung und Kosten.
Wer hat es zu verantworten, dass ein lange terminiertes Großereignis so in Verzug geraten ist, dass sogar von Absage die Rede war, mit allen Folgen für Bamberg, die das hätte? Ohne einer Seite zu nahe treten zu wollen, so zeigt das Tauziehen um die Haftungsrisiken und die ungeklärte Frage nach den Kosten für eine Lautsprecheranlage zweierlei: Die bisherige Organisationsstruktur der Veranstalter, die im Wesentlichen auf Ehrenamtlichkeit beruht, ist angesichts der Anforderungen einer Sandkerwa mit hunderttausenden Besuchern offenkundig an ihre Grenzen gelangt. Anderseits hat die politische Führung im Rathaus das nicht erst seit heuer bekannte Haftungsrisiko viel zu lange ignoriert, als dass sie jetzt die Verantwortung dem Bürgerverein Sand in die Schuhe schieben könnte. Ganz egal, ob man die Kerwa liebt oder nicht, sie ist eine Bamberger Marke und ihre Zukunft damit eine höchst städtische Angelegenheit.
Vielleicht ist das späte Erwachen der Verantwortlichen am Ende doch ein heilsamer Schock. Dann, wenn man die Zäsur nutzt, um den in Bamberg viel zu häufigen Notoperationen eine grundsätzliche Diagnose folgen zu lassen. Wohin will man die Sandkirchweih lenken? Wie kann die Stadt den Bürgerverein unterstützen? Das sind Fragen, die sich aufdrängen.
...ihr Wildpinkler, ihr Dauergröler, ihr marodierenden Auswärtigen Gäste, ihr Falschparker und alle die, die ich vergessen habe.
Die Sandkirchweih öffnet nun doch ihre Pforten.
Zwölf Wochen vor dem größten Spektakel in den Mauern Bambergs wird im Rathaus um Fragen (Sicherheit, Sanitätsdienste, Genehmigung und Kosten) gerungen, die längst geklärt sein müssten. Sowohl der Bürgerverein als auch die Stadt haben kläglich versagt (auch Lauer, der jetzt als Retter in der Not fungiert).
Ich habe vor ein paar Jahren drastisch vor Augen geführt bekommen, wie der Einsatz von Rettungskräften funktionierte, als meine Frau in einen Unfall verwickelt wurde und sie per Tragbahre durch das Getümmel zum Sanitätsauto in der Nähe vom Pelikan verbracht und von dort über die Friedensbrücke und den Berliner Ring zum Klinikum verbracht werden musste, weil ein anderes Durchkommen nicht möglich gewesen ist. Der Feuerschutz dieses Gebietes ist m. E. nicht einmal im Ansatz gewährleistet.
Das hat der jetzige OB auszubaden, dem es seine Vorgänger hinterließen. Der ist aber auch schon ein paar Jahre im Amt und folglich nicht ganz unschuldig. Abhilfe nach der Sandkerwa, statt vorher zu schaffen, kann keine Lösung sein. Wer sehenden Auges auf dieses Fest mit seinen Unwägbarkeiten zusteuert, nimmt billigend eine Katastrophe in Kauf, die durch ein noch so schöner Volksfest nicht gerechtfertigt ist. Das sollten die Verantwortlichen beherzigen (die das von berufs wegen tun müssten) und nicht auf jene hören, denen panem et circenses mehr als alles andere bedeutet.
Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg
Nach dem Unglück bei der Loveparade am 24. Juli 2010, durch das 21 Menschen ums Leben kamen und mehr als 500 Besucher während der gesamten Veranstaltung verletzt wurden, geriet Sauerland in der Öffentlichkeit in die Kritik. Als OB leitete er die Stadtverwaltung, welche die Veranstaltung als zuständige Behörde amtlich genehmigt hatte...
sind lächerlich. Damit kann man im Ernstfall keine Katastrophe verhindern. Die Örtlichkeiten lassen ganz einfach kein Fest in dieser Größenordnung mehr zu, es sei denn Alt OB Lauer übernimmt die Verantwortung für den Ernstfall...
So ein Quatsch............