Die Liberalen haben Lust auf Landtag
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Freitag, 05. Oktober 2018
Christian Lindner schwört bei seinem Gastspiel in Bamberg die bayerische und oberfränkische FDP auf die Endphase des Wahlkampfs ein.
Christian Lindner gilt laut Redenschreiberverband als derzeit bester deutscher Wahlkampf-Redner. Das stellte er auch für viele der 300 Besuchern in der Business-Lounge der Brose-Arena unter Beweis. Lindners Vortrag rund um die Themenkomplexe Wohnen, Diesel-Fahrverbot, Wirtschaftsförderung, Bildung und Migration schloss mit dem Hinweis, dass es im bayerischen Landtag ein Gegengewicht zu einer "völkisch-autoritären Partei wie der AfD" brauche: "Wir sind die Alternative für Demokratie."
Der FDP-Parteivorsitzende präsentierte jüngste Umfragen, nach denen die FDP auf sechs Prozent kommt und damit nach fünf Jahren Zwangspause wieder in den Landtag einzieht. "Da ist in den letzten Tagen vor der Wahl aber noch einiges drin", findet Lindner. Seine FDP sei ein "Projekt für alle Generationen", wie nicht nur der 36-jährige bayerische Spitzenkandidat Martin Haben, sondern auch die "81-jährige liberale Nachwuchskraft Helmut Markwort" zeigten, der erst vor kurzem seine Liebe zu den Liberalen entdeckte. Markwort könne sich der FDP-Vorsitzende auch als künftigen Alterspräsidenten im Landtag vorstellen.
Wiederkehrendes Element im Vortrag Lindners war seine Forderung nach einer "Politik aus der Mitte für die Mitte". Die derzeitige politische Diskussion spiegle nur die Extreme von Superreichen hin zu Flüchtlingen oder Hartz-IV-Empfängern. "Das spiegelt nicht das Leben der breiten Mehrheit in Deutschland." Wenn sich aber die breite Masse nicht repräsentiert fühle, suche sie sich andere Repräsentanten.
Aufgrund der gescheiterten Verhandlungen zu einer Jamaika-Koalition auf Bundesebene werfe man Lindner immer wieder vor, sich der Verantwortung entzogen zu haben. "Das Gegenteil ist der Fall", sagt der FDP-Parteivorsitzende. "Wenn gut regiert werden kann, regieren wir gerne. Aber für mich ist es ein Zeichen von Stärke, wenn man sich auch nach der Wahl noch an das gebunden fühlt, was man den Menschen vor der Wahl gesagt hat."
Dem Wohnungsproblem wollen die Liberalen unter anderem begegnen, indem sie Baustandards verändern. Auch der oberfränkische FDP-Spitzenkandidat Sebastian Körber fordert aufgrund seiner Berufserfahrungen als Architekt eine Entschlackung der Bauordnung. Zudem müsse man laut Lindner auch auf dem Land solche Bedingungen schaffen, dass es nicht alle Fachkräfte in die Städte ziehe.
Beim Diesel-Thema wünscht sich der FDP-Vorsitzende eine "Rückkehr zur Verhältnismäßigkeit". Statt jetzt Milliarden in alte Technologien zu investieren, solle man "lieber in Brüssel um zwei, drei Jahre Aufschub" für die Einhaltung der Emissionsrichtwerte bitten. Lindner ist auch kein Freund des Elektroautos, denn "es handelt sich dabei faktisch um ein Kohleauto und die seltenen Erden dafür werden im Kongo von Kinderhänden aus dem Boden gekratzt".
Statt Geschenken für viele Bevölkerungsgruppen forderte Hagen "Stabilität im bayerischen Haushalt". Der Freistaat müsse Statt Politik mit dem Füllhorn zu betreiben, fordern Lindner wie Hagen, zu investieren und den Konsum zu stärken. "Am 31. Dezember 2019 endet die Verfassungsmäßigkeit des Solidaritätszuschlags und wenn es ihn danach noch gibt, wird die FDP sofort beim Verfassungsgericht dagegen klagen."