Der größte Faschingsumzug des Landkreises Bamberg schlängelte sich wieder durch Memmelsdorf. Lokales ergab genug Stoff für allerlei Gruppen und Wagen.
"Memmelsdorf zur Faschingszeit - DIE Narrenhochburg weit und breit." Unter diesem Schlachtruf hatte der Ortskulturring (OKR) Memmelsdorf auch heuer wieder den 64. Faschingszug organisiert und genau so viele Gruppen und Wagen nahmen dieses Jahr am größten Umzug des Landkreises Bamberg teil.
Die Narren hatten Petrus auf ihrer Seite, es war am Anfang noch etwas windig, aber geregnet hat es während des ganzen Umzugs keinen einzigen Tropfen. Tausende Zuschauer säumten die Straßen, durch die der Zug sich schlängelte. Ein Sponsor hatte 2000 Eimer gestiftet, damit die Besucher die Bonbons und anderen Sachen, die von den Jecken verteilt wurden, aufsammeln konnten.
Angeführt wurde der Umzug traditionell vom Mottowagen des OKR, dem eine Fuß-Fahrgruppe des Memmelsdorfer Seniorenheimes folgte. Sie waren die "Rikscha for future"-Bewegung, freuten sich sehr über ihre Teilnahme, schauten aber oft nach hinten zu den Europameistern der RMC Concordia Strullendorf mit ihrer "Tanz- und Spielgruppe". Musikalisch untermalt wurde das Ganze vom Musikverein Memmelsdorf. Für die weitere Musik im Gaudizug sorgten der Spielmannszug St. Otto, der Musikverein Priegendorf, der Musikverein Gundelsheim, die Musikgruppe JBO Oberhaid und eigene Musikwagen der Garden und Sportgruppen.
Bamberg unter der Lupe
Gespannt warteten die Zuschauer wieder, was dieses Jahr von der Kommunal- und Bundespolitik auf die Schippe genommen würde. Verlass ist da immer auf die Wagen von Norbert Tscherner, der Bamberg unter die Lupe nahm. Der BBV-Wagen wollte "Gemeinwohl vor Alleinwohl". Deshalb wird ein S-Bahn-Halt neben einem Spielplatz in der Breitenau abgelehnt. Altlastensanierung und bezahlbarer Wohnraum waren weitere Punkte.
Neu war ein Wagen von "Bamberg Mitte" mit Kandidatenplakaten und einer mit diesen Kandidaten als die sieben Zwerge. Lokalpolitik brachte der Memmelsdorfer Faschingsverein auf einem tollen Wagen zur Schau: "Wird Memmelsdorf zum Märchenwald? Wir wählen den Bürgermeister bald!" Von einem hohen Turm des Rathauses baumelt um den Hals des jetzigen Bürgermeisters ein Seil hinab. An ihm will der zukünftige Bürgermeister hinaufklettern, um sich im Amtszimmer einzunisten. Dieser Wagen erntet besonders viel Applaus.
Der Landrat kommt ungeschoren davon
Wieso Landrat Johann Kalb wieder ungeschoren davonkam, ist unerklärlich, wurde er doch im laufenden Wahlkampf von seinen Gegnern wiederholt attackiert. Überhaupt wurde der Kreis-, Landes- und Bundespolitik in Memmelsdorf keine Beachtung geschenkt.
Wer sich nicht so sehr für die Politik interessierte, wurde durch die vielen Garden entschädigt. Am stärksten präsentierte sich der MCC Memmelsdorf mit Tanzmäusen, Bambini, Kinder-, Jugend- und Prinzengarde und einem Nachwuchswagen. Aber auch der TSV Schammelsdorf, der TSV Scheßlitz, die BG Litzendorf mit ihren vielen Cheerleadergarden und die Garden der Narretei Baunach tanzten hervorragend in Formation und zeigten vor allem den Männern ihre Beine. Die tollste Akrobatik lieferten die Tanz- und Funkenmariechen des MCC Memmelsdorf und des TSV Scheßlitz.
Wie kann man noch Werbung dafür machen, dass Kunststoffeimer gratis verteilt werden?
Sollen wir nicht Plastikmüll vermeiden? Während der Faschingsumzüge wird schon genug Plastikmüll erzeugt.
Besser wären doch Stoff- oder Papiertaschen gewesen, vielleicht noch mit einem lächelnden Bürgermeisterkanditaten drauf.