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Das neue Gesicht der Unteren Mühlen in Bamberg


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Donnerstag, 01. Oktober 2015

Architekt Heinz Rosenberg präsentiert seine Pläne für die Unteren Mühlen in Bamberg. Die Ruine der Sterzermühle soll dort als Eingangsbereich für das neue Welterbezentrum erhalten bleiben. Die Kosten des Projekts stehen jedoch noch nicht fest.
So sollen die Unteren Mühlen in Bamberg aussehen. Quelle: Architekturbüro Rosenberg/Grafik: Carolin Höfler


"Ich muss mich sehr zusammenreißen", sagte Alt-OB Herbert Lauer (FW) am Donnerstag im Stadtgestaltungsbeirat. Dort sah es kurzzeitig so aus, als ob die Expertenrunde das Projekt Untere Mühlen zunichtemachen wollte. Zumindest kritisierten die in der Runde versammelten Architekten den Entwurf ihres Bamberger Kollegen Heinz Rosenberg überraschend hart.

Dabei waren die Planungen bisher wohlwollend - nahezu begeistert - in den politischen Gremien der Stadt aufgenommen worden. Lauer machte deutlich, dass man es hier mit einem Vorhaben zu tun hat, das nicht den Bebauungsplan ausreizt. Er erinnerte an das Theater rund um die Mühlen, das seinen Höhepunkt vor zehn Jahren in einem gescheiterten Architekturwettbewerb fand. "Keiner hatte sich damals an den Bebauungsplan gehalten", schimpfte Lauer am Donnerstag.

Der Mann, der in dem Gremium neben ihm saß, fühlte sich angesprochen: Architekt Ludwig Wappner, ein neues Mitglied im Stadtgestaltungsbeirat. Der Professor aus München hatte an jenem Wettbewerb teilgenommen. Er hielt sich am Donnerstag entsprechend zurück. Dagegen kritisierte Stadtrat Peter Neller (CSU) die Kritiker. Er warnte davor, mit "utopischen Vorstellungen" ranzugehen.

Fast schon zur Nebensache geriet der Entwurf von Heinz Rosenberg. Der sich bereits seit Jahren - auch ohne konkreten Auftrag - Gedanken macht, das Gelände an der Regnitz in- und auswendig kennt. Vor einem Jahr kam Investor Johannes Kraus aus München auf ihn zu. Seitdem plant Rosenbergs Büro intensiv und mit Auftrag.


Sandstein aus dem Steigerwald

Sein Anliegen: Den noch vorhandenen Teil der Sterzermühle - die Ruine an der Mühlbrücke, die Rosenberg im Übrigen vor Jahren auch geplant hat - zu erhalten und in das Ensemble zu integrieren. "Man soll erkennen, dass es eine Kriegsruine ist", sagt Rosenberg über seine Pläne. Doch soll auch der Neubau für das Welterbezentrum sichtbar sein. Im Bereich der ehemaligen Kaufmannsmühle wird dieser mit Glas an den alten Baukörper angeschlossen. Wer von Westen (von der Bischofsmühlbrücke) schräg auf die Fassade blicke, werde dennoch denken, dass es sich um ein massives Gebäude handle, verspricht Rosenberg. Der Glas- und Betonbau wird im Sockelbereich mit gemauertem Sandstein aus dem Steigerwald ummantelt, der sich farblich vom Bucher Sandstein der Ruine absetzt.

Über 2,70 Meter hohe und nur 60 Zentimeter schmale Fenster sorgten dafür, dass genug Licht ins Innere komme, wo später bis zu 80 Gäste in einem Restaurant im Erdgeschoss Platz finden. Da die Fenster nur 20 Zentimeter auseinander liegen, wirke es von der Seite wie eine geschlossene Fassade. Damit nähere sich der Neubau den benachbarten Gebäuden an.

Im Erdgeschoss und vor allem im Ober- und Dachgeschoss soll das Welterbezentrum auf insgesamt 365 Quadratmetern mit Ausstell- und Bürofläche unterkommen. Der Eingang des Zentrums liegt in der heutigen Ruine - das Gebäude ist barrierefrei.


Wasserkraftwerk unter der Freifläche

"Das Herzstück ist die Wasserkraft-Turbine", erklärt Rosenberg. Sie ist an der zum Alten Rathaus gerichteten Seite untergebracht. Auf der Freifläche darüber können bis zu 60 Restaurantgäste sitzen. Turbinenlärm sei nicht zu hören: Diese drehe sich nur 21 mal pro Minute. Auch Fische würden dadurch geschont.

Vom Alten Rathaus aus soll der 7,40 Meter schmale und zwölf Meter hohe Neubau mit dem Satteldach wie ein Schiffsbug wirken. Kritik gab es im Gestaltungsbeirat dafür, dass der Architekt über der Ruine ein untypisches Walmdach plant. Der macht deutlich: "Das Gebäude ist 13,5 Meter breit, ein Satteldach hätte zu stark dominiert."

Ungeachtet der Kritik des beratenden Gremiums will Rosenberg nach Absprache mit dem Investor den Bauantrag einreichen. Sollte Baurecht ab Mai 2016 vorliegen, sei der Fahrplan klar: "Mein Bestreben wäre, dass wir Ende 2017 fertig sind." Die Kosten für das Projekt habe er jedoch noch nicht berechnet.