Flora und Fauna scheint das bleihaltige Klima der ehemaligen Häuserkampfzone nicht geschadet zu haben. Doch auf die seltene Art des gemeinen Bundestagsabgeordneten lässt sich die sorglose Koexistenz mit einem ehemaligen Truppenübungsplatz nicht übertragen. Es droht unangenehmer Kontakt mit der Realität.
Jahrzehntelang war es nichts Ungewöhnliches, wenn es im Wald östlich des Frankenschnellwegs kräftig gerummst hat. Das Fechten um jede Mauer gehört gerade zu den typischen Erkennungszeichen eines Häuserkampfs. Normaler Geschäftsverkehr zwischen verfeindeten Parteien, möchte man sagen.
Flora und Fauna scheint das bleihaltige Klima eher genutzt als geschadet zu haben. Wenige Meter östlich der Gartenstadt aalen sich heute Kreuzkröte und Gelbbauchunke in den Sprengtümpeln. Neuerdings streicht sogar die Wildkatze um die fensterlosen Fassaden.
Auf die ebenfalls seltene Art des gemeinen Bundestagsabgeordneten lässt sich die sorglose Koexistenz mit Truppenübungsplätzen freilich nicht übertragen, wie diese Woche SPD-Mann Andreas Schwarz leidvoll erfahren musste.
Der Versuch, die Aussetzung des Nationalen Naturerbes bei Bamberg als politischen Erfolg zu verkaufen, erwies sich als fulminanter Rohrkrepierer. Schwarz steht jetzt als möglicher Verhinderer eines einzigartigen Natur- und Naherholungsgebiets am Rande Bambergs da, während sich die politische Konkurrenz als Retter der Artenvielfalt und Schützer des Bamberger Ostens gerieren kann. Dabei wird, wer den ehemaligen Strullendorfer Bürgermeister kennt, an den ehrenvollen Absichten des Machers kaum zweifeln.
Dennoch war sein Vorstoß nicht gerade von feinfühligem politischem Gespür geprägt. Wäre das so gewesen, hätte er wissen müssen, dass in Bamberg eine breite Mehrheit und namentlich die Bewohner des Ostens mit dem Status Nationales Naturerbe die berechtigte Hoffnung verbinden, einen Ausgleich für mancherlei gefühlte Belastungen zu bekommen. Das ungeschickte Vorpreschen musste zahllose Bürger verärgern - ganz egal, ob er sich auf die Bürgermeister im Landkreis beruft.
Doch Schwarz und der Tunnelblick um die Befindlichkeiten zum Naturerbe ist ja kein Einzelfall. Der Streit um die Wohnungen auf dem Kasernengelände und auch der Fall Villa Schröppel weisen Parallelen auf. Es gehört zu den Schwächen des politischen Systems, dass zu viele Bürgervertreter sich von den komplexen und für nicht Eingeweihte kaum noch darstellbaren Mechanismen, in denen sie entscheiden müssen, allzu leicht gefangen nehmen lassen und den Blick auf die verlieren, für die sie eigentlich da sind. Eine Parallelwelt.
So mag das Zögern beim Naturerbe zugunsten eines umstrittenen Gewerbegebiet im Hauptsmoorwald mit Blick auf die Gemeindefinanzen vielleicht nachvollziehbar sein, aber es ist nur ein und beileibe nicht der entscheidende Aspekt.
Das ist nicht der wohlfeile Rat, dem Volk populistisch nach dem Mund zu reden. Dennoch wären Amtsinhaber gut beraten, wenn sie ihm vor Entscheidungen öfter aufs Maul schauen würden statt nur auf gewisse Eliten zu schielen. Tun sie es nicht, kann es dann und wann zur unangenehmen Berührung mit der Realität kommen. Und es rummst in der politischen Nahkampfzone.
Sollte das NNE nun doch nicht verwirklicht werden, wäre das jammerschade für Bamberg. Die Menschen, die im Bamberger Osten leben, werden sich sehr benachteiligt fühlen. Verschaffen Sie doch dem Bamberger Osten auch mal seine Qualitäten.
Jaaa, wenn die Leute sich erholen wollen, dann sollen sie halt in den Hain gehen. Doch der Hain ist zwar schön, aber klein!
Die Naturinseln, die den Menschen für alles, was sich von der Daseinsfürsorge im grauen Alltag abspielt, offenstehen, sind gering, zwar sehen wir überall die Natur, aber die ist ja nicht immer für die Öffentlichkeit zugänglich. Und Wirtschaften und Gewerbe sind wahrlich nicht alles. Ich empfinde das inzwischen als ungesunde Bevorzugung materieller Werte in den vergangenen Jahrzehnten unserer Gesellschaft.
Also, ich persönlich hab mich ja so gefreut als ich einmal in der Nähe des Bergschlösschens einen Wiedehopf zwischen alten Obstbäumen habe fliegen sehen, gefreut für mich, denn ich hatte solch einen noch nie in natura erblickt; aber auch gefreut für Bamberg, denn dort wo ich heute lebe, Gott bewahre, solche fliegenden Edelsteine gibt’s bei uns gewiss nicht.
Und noch ein andermal konnte ich in den Kleingärten talabwärts des Paradieswegs einen Pirol erkennen. Ich fand das unglaublich, denn ich wusste, wie selten diese Vögel im allgemeinen sind.
Was ich damit sagen möchte ist, dass man die intakte Natur in und um Bamberg einen zweiten wertvollen Schatz neben dem Weltkulturerbe für die Stadt Bamberg nennen kann. Mit diesem kostbaren Naturerbe, das hier noch lebt und gedeiht, sollte man sehr pfleglich umgehen!
Wenn Sie Bamberg-Ost aufwerten wollen, dann schaffen Sie für die Menschen dieses Naturerbe-Idyll!
... vielen Dank Michael Wehner!
Die Bamberger Stadtväter sollten sich die Bauchlandung genau vor Augen führen, bevor sie wieder großflächige Gewerbe- und JVA-Bauten auf den wertvollsten Biotopen am und im Hauptsmoorwald planen.
... ist es dann doch nicht. Man hätte ja auch gerne in Wasserschutzgebieten versiegelt.
Ein Wald genau vor der Haustüre den will man opfern für ein Gewerbegebiet. Woanders gibt es Freiflächen die aufgeforstet werden sollen. Wer sind denn unsere Volksvertreter die solche Beschlüsse mit tragen?
Der 22.04.2015 war ein SCHWARZER Tag für den Naturschutz im Raum Bamberg. Da jubelte der Hinterbänkler der SPD-Bundestagsfraktion ob seines Einwirkens auf den Haushaltsausschuss, die Ausweisung der LTA Bamberg als Nationales Naturerbe von der Tagesordnung zu nehmen. Da es wie immer in den letzten Jahren, wenn Naturschutz blockiert wird, in Wirklichkeit um wirtschaftliche Interessen und weiter grassierenden Flächenfraß geht, war dies tatsächlich ein schwarzer Tag. Es bleibt zu hoffen, dass das Kind noch nicht vollständig in den Brunnen gefallen ist. Die Versicherung von Herrn Schwarz, er wolle doch auch das NNE, ist keinesfalls glaubwürdig: er hat es verhindert - basta! Ohne ihn wäre es heute bereits Realität.
Und der Schwarzversteher Starke lässt auch schon wieder durchblicken, man könne im Hauptsmoorwald doch kompromissartig eine Fläche für ein interkommunales Gewerbegebiet finden - auch so wird das NNE nicht wahrscheinlicher.
Es wird einfach nicht kapiert: Die Weichen für die Zukunft stellt man bei einer stagnierenden Bevölkerung nicht mit weiterer Bodenversiegelung, sondern mit Maßnahmen für eine auch in Zukunft noch lebenswerte Landschaft. In den letzten Jahrzehnten ist schon zu viel verloren gegangen. Reicht der Gewerbepark Regnitz (von Nürnberg bis Bamberg) noch nicht? Daran ist übrigens auch Schwarzens Strullendorf beteiligt...