Baustellen, Schulden, Schlaglöcher: Das läuft alles schief in Franken

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Die Burg in Nürnberg. Foto: Grafik
Die Burg in Nürnberg. Foto: Grafik

"Ewige" Baustellen, zu wenig Polizisten , fehlender Wohnraum, zu hohe Schulden - in Franken stößt man schnell auf Dinge , die so richtig schief laufen.

Franken ist schön - keine Frage. Und es lässt sich gut leben in der Region. Die mittelalterlichen Städte, eingebettet in eine wunderbare Landschaft, die Vorzüge einer Genussregion, alles das macht den besonderen Reiz Ober-, Mittel- und Unterfrankens aus. Paradiesische Zustände also? Nicht ganz. Weil eben doch nicht alles in unserer Region so "rund" läuft, wie wir uns das gerne wünschen.

Deshalb stellen wir hier und auf der nächsten Seite einmal einige Problemfelder vor, die schief laufen in Franken. Regelrechte Problem-Dauerbrenner sind da dabei, ohne dass ein Anspruch auf Vollständigkeit gestellt würde. Ein Dauerbrenner ist in sportlicher Hinsicht zum Beispiel der Club, der "ewige Depp", die Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga, finanziell immer kurz vor dem Abgrund. Mit dem Geld ist das eh so eine Sache im Fränkischen. Die Nürnberger sitzen auf einem Schuldenberg von 1,3 Milliarden Euro, in Bamberg will die Bahn für den ICE-Ausbau mal schnell eine Milliarde Euro ausgeben. Und im Steigerwald streitet man sich um die mögliche Ausweisung eines Nationalparks. Wir meinen: Da läuft was schief in Franken. Wer glaubt, wir wollten die Region nur schlecht reden, der irrt. Den Beweis liefern wir am nächsten Wochenende. Da stellen wir auf zwei Seiten Entwicklungen vor, die in Franken ausgesprochen gut laufen.

Bildergalerie: Das läuft alles schief in Franken


Kein Ruh' im Steigerwald

Eine wunderschöne Region in Franken kommt einfach nicht zur Ruhe: Seit Jahren entzweit der Streit um die mögliche Ausweisung eines Nationalparkes den Steigerwald.

2010 wollte Ministerpräsident Horst Seehofer einen Schlussstrich ziehen: Er verfügte, dass es einen Nationalpark im Steigerwald gegen den Willen der Bürger nie nicht geben wird.

Seither überbieten sich Befürworter wie der Bund Naturschutz und Gegner, vorneweg der Verein "Unser Steigerwald" mit dem Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) an der Spitze, mit immer wieder neuen Umfragen und völlig widersprüchlichen Ergebnissen ...

Und wer goss zuletzt sogar noch Öl ins Feuer? Horst Seehofer mit seiner Ankündigung, im Freistaat einen dritten Nationalpark zu schaffen - , irgendwo, aber bloß nicht im Steigerwald. Das hat den Streit dort aufs Neue angeheizt und sorgt auch bei möglichen Nationalpark-Kandidaten für Unruhe, so in der Rhön und im Spessart ...


Nürmberger Schuldenburg

Er wächst und wächst und wächst, der Schuldenberg der Stadt Nürnberg. Und das trotz Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer. 435 Millionen Euro haben die Gewerbetreibenden im Jahr 2016 an Stadtkämmerer Harald Riedel überwiesen - 16 Millionen Euro mehr als geplant.
Dennoch gaben die Nürnberger im letzten Jahr knapp 40 Millionen Euro mehr aus, als sie einnahmen. Damit hat der Schuldenberg der Stadt die stattliche Höhe von 1363,8 Millionen oder gut 1,3 Milliarden Euro erreicht.
Trotz Rekordeinnahmen und diverser Einsparmaßnahmen also Rekordverschuldung. Wie die Stadt jemals diese Schulden wieder los werden kann? Eine gute Frage.

Löchrige Staatsstraßen

Es war schon schlimmer, aber es ist immer noch nicht gut. Rund 40 Prozent der Staatsstraßen in Franken sind trotz deutlich erhöhter Anstrengungen in den letzten Jahren immer noch in einem äußerst sanierungsbedürftigen Zustand. Netzrisse, Spurrinnen oder Schlaglöcher belegen das. Und das gibt selbst die Staatsregierung zu. Rund 300 Millionen Euro stehen für die Sanierung der Staatsstraßen im Freistaat bereit. Die Summe würde allein in Franken benötigt. Seit einigen Jahren legen die zuständigen staatlichen Bauämter mit Hilfe eines koordinierten Erhaltungsprogramms eine Art Prioritätenliste an. Die wird dann nach und nach abgearbeitet, wobei die Häufigkeit der Befahrung und der festgestellte Schaden als Sanierungskriterium dienen. Hinzu kommen noch eine Vielzahl von Brücken, bayernweit sind es 1292, die inzwischen in die Jahre gekommen sind und dringend saniert oder neu gebaut werden müssen. Derzeit, so ein Mitarbeiter des Bauamts in Bamberg, stünde die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit im Vordergrund. Für Schönheitsreparaturen fehle das Geld.




Rot für den "Frankenstauweg"

Mit dem Frankenschnellweg ist das so eine Sache. Eigentlich verbindet die Strecke das thüringische Suhl mit dem fränkischen Nürnberg,.Zumeist als A 73 bezeichnet, weil als Autobahn ausgebaut, nur nicht im Nürnberger Stadtgebiet. Nicht nur, dass der Frankenschnellweg hier offiziell als Kreisstraße firmiert, für eine Autobahn kurios: Auf einer Strecke von rund 500 Metern wird die Strecke im Bereich der Ausfahrt Nürnberg-Gostenhof von drei Kreuzungen unterbrochen, die mit Ampeln geregelt sind. Kein Wunder, dass an der Kreuzung Rothenburger Straße in Zeiten des Berufsverkehrs die Ampeln das Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen können. Die regelmäßigen Staus führen dazu, dass, wer kann, die Engstelle umfährt.
Ein Ausweg wäre der kreuzungsfreie Ausbau. Die Stadt will ihn, nicht jedoch einige Anlieger und der Bund Naturschutz. Derzeit haben die Gerichte das Sagen. Der Ausbau kann dauern. Bis dahin bleibt der Frankenschnellweg in Nürnberg ein "Frankenstauweg"


Geburtshilfe auf der Kippe

Der Niedergang begann vor zehn Jahren: Seitdem finden Schwangere an vielen Orten keine Hebamme mehr, die sie in der Vorsorge, während der Geburt als Beleghebamme oder im Wochenbett betreut. Außerdem schließen immer mehr kleinere Kreißsäle in Kliniken. Für Astrid Giesen, Vorsitzende des bayerischen Hebammenverbandes, liegt der Grund auf der Hand: "Die Rahmenbedingungen haben sich negativ verändert." Den Hebammenmangel in den Kliniken erklärt sie durch die "wahnsinnige Arbeitsverdichtung". Die Hebammen müssten immer mehr Aufgaben wie Dokumentation und Qualitätssicherung übernehmen, "die nicht ihre primäre Arbeit sind". Auch sonst habe sich die Geburtshilfe in den vergangenen 20 Jahren durch zunehmende medizinische Eingriffe während der Entbindung stark verändert. "So wollen die Hebammen nicht mehr arbeiten", sagt Giesen. "Sie haben einfach zu wenig Zeit für die Frauen".
Das wird auch in Franken zum Problem: Während die Geburtshilfeabteilung der Klinik Haßfurt aktuell auf der Kippe steht, sind andere längst nicht mehr in Betrieb. Den Anfang machte 2007 Hammelburg, gefolgt von Bad Windsheim, Nürnberg (zwei Kliniken), Würzburg, Karlstadt, Werneck, Münchberg, Schwabach, Bad Kissingen und Neuendettelsau. Fehlende Hebammen und Belegärzte werden ebenso als Begründung genannt wie die Wirtschaftlichkeit. "Jetzt müssen die Frauen weitere Fahrten in Kauf nehmen, um die nächste Klinik mit Geburtshilfe zu erreichen", kritisiert Astrid Giesen.


Wenn Wohnraum fehlt

In Franken fehlen Wohnungen. Studenten haben Mühe, in den Universitätsstädten ein Dach über dem Kopf zu finden. Es gibt aber auch zu wenig Sozialwohnungen. In Nürnberg, Würzburg, Erlangen, Bamberg, überall ist das so. "Bezahlbarer Wohnraum" heißt die Devise. Leicht gesagt, wenn immer mehr sozial Schwachen immer weniger Wohnraum zur Verfügung steht. Außerdem drängen immer mehr anerkannte Flüchtlinge auf den Wohnungsmarkt. Weil es keine Wohnungen gibt müssen viele von ihnen in Sammelunterkünften bleiben. Allein in Nürnberg sind 1700 Flüchtlinge betroffen. Dabei wurden laut dem Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen (VdW) im letzten Jahr 1780 Sozialwohnungen im Freistaat fertiggestellt. Zu wenig: In Nürnberg suchen derzeit 8000 Familien eine Sozialwohnung, in Bamberg 800.
Fränkischer Spezialeffekt - es stehen auch Häuser und Wohnungen leer. In der Rhön oder im östliche Oberfranken. Weil die Leute wegziehen

Der Club - der ewige Depp?

Sage und schreibe zehn Jahre werden es heuer... 2007 holte der einst so ruhmreiche 1. FC Nürnberg seinen letzten Titel - den DFB-Pokal im Finale gegen den VfB Stuttgart. In der 109. Minute schoss Jan Kristiansen ganz Franken in den Fußball-Himmel. Dem Höhenflug folgte der krasse Absturz. Die Club-Fans mussten seitdem erleben, wie ihr Team zwischen erster und zweiter Liga hin und her pendelt. Derzeit ist man wieder mal zweitklassig... Aufstiegschancen? Diese Saison wird's fast schon eine Mission impossible. Die Mannschaft liegt vor dem Start der Rückrunde am Sonntag (daheim gegen Dresden) auf Platz 9 - sieben Punkte Rückstand auf Relegationsrang 3. Über 17 Millionen Euro Schulden drücken den Verein, Top-Spieler wie etwa Torjäger Guido Burgknaller müssen selbst für schmales Geld abgegeben werden. Armer FCN? Das ist leider die Realität. Doch an einem Makel will Michael Meeske, Vorstand des 1.FCN, jetzt endlich rütteln. Von wegen "der Club is a Depp". Dieses Motto muss weg, gab er als Prämisse aus. Wie er das hinkriegen will, dazu sagte er aber noch nichts...

Zu wenig Polizei in Franken

Die Aufgaben werden immer mehr, die bedrohte Sicherheitslage erfordert auch in Franken zusätzliche Anstrengungen. Vertreter von Deutscher Polizeigewerkschaft und der Gewerkschaft der Polizei beklagen unisono, dass viele Beamte mit einem Riesenberg an Überstunden ins neue Jahr gegangen seien. Zwar habe es Neueinstellungen gegeben, die kämen aber erst nach Ende der Ausbildungszeit so richtig zum Tragen. Der Istzustand: Sicherung öffentlicher Veranstaltungen, Begleitung von Schwertransporten, Vorführdienste für die Justiz, die ganze Asylproblematik, zunehmende Wohnungseinbrüche - all das binde Kräfte.