Endlosleiter kaputt, Übungsstrecke nicht mehr aktuell und die Parkplätze reichen kaum noch aus: Die Wehren brauchen ein neues Ausbildungszentrum.
Christian Neudecker ist einer von 1431. Genau so viele Atemschutzgeräteträger engagieren sich im Landkreis Bamberg. Atemschutzgeräteträger sind die Feuerwehrleute, die in brennende Häuser geschickt werden, um Menschen zu retten. Das ist hochriskant und anstrengend. Genau deswegen müssen sie einmal im Jahr eine Belastungsprüfung ableisten. Im Atemschutzzentrum des Landkreises in Strullendorf. Das wurde 1992 errichtet und ist, wie der oberste Brandschützer im Landkreis, Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann feststellt, "nicht mehr zeitgemäß." Die Feuerwehrdienstleistenden haben auch die politischen Entscheidungsträger davon überzeugt. So hat der Bau- und Umweltausschuss vor den Grundsatzbeschluss gefasst, dass ein neues Atemschutzzentrum errichtet werden soll.
Was leistet das Zentrum? Der ehrenamtliche Leiter, Kreisbrandinspektor Björn Herrmann, fasst es vereinfachend zusammen: Einerseits kümmert man sich hier um die Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern, sie legen hier also ihr Prüfung nach vorangegangem Lehrgang ab. Andererseits absolvieren sie hier ihre jährliche Belastungsprüfung - nach vorherigem ärztlichem Check. Zudem zudem werden Atemschutzgeräte (bestehend aus Maske, Sauerstoffflaschen und Atmer) turnusgemäß sowie nach jedem Einsatz in der Werkstatt gereinigt und gewartet und eine Vielzahl von Schulungen wird hier gehalten.
Zwischen Eröffnung und heute haben sich nahezu alle Zahlen verdoppelt, die der Wehren mit Atemschutz und die der Atemschutzgeräteträger. Zudem sind die Anforderungen an Wehren und Einsatzarten enorm gewachsen. Aber auch das Herzstück des Zentrums, die Übungsstrecke ist nicht nur veraltet. Auch Geräte sind verschlissen. Etwa die berühmte Endlossteigleiter, auf deren Sprossen man sich in voller Atemschutzmontur (die stolze 38 Kilo wiegt) solange quälen muss, bis 22 Meter erreicht sind.
Christian Neudecker grinst vielsagend. Seit zwölf Jahren ist der 30-jährige Kommandant der Strullendorfer Wehr Atemschutzgeräteträger und sagt: "Da kennt man die Strecke." Darüber, dass die Leiter wegen einer fehlenden Sprosse nicht einsatzbereit ist, ist er nicht traurig. Dafür geht es zum Leistungsnachweis entsprechend länger in voller Montur aufs Laufband. Alles auch nicht mehr so zeitgemäß, machen Ziegmann und Herrmann deutlich. In einem neuen Atemschutzzentrum würde man gerne mehrere verschiedene Geräte anbieten, auf denen die Aktiven insgesamt 30 Kilojoule Belastung unter Beweis stellen können, weitere 50 werden auf der Strecke abgearbeitet.
In Strullendorf verteilt sich diese über insgesamt vier Räume. Wünschenswert und zeitgemäßer, so Ziegmann, wäre ein großer Einzelraum, in dem sich dann differenzierter Aufgaben stellen lassen als jetzt. Die Strecke müssen die Atemschutzgeräteträger wie in richtigen Einsätzen - die maximal 30 Minuten dauern dürfen - in Zweierteams absolvieren. Im Dunkeln, bei künstlich erzeugtem Rauch und mit entsprechender Geräuschkulisse. Sie müssen kriechen, krabbeln, sich hocharbeiten, einen Löschschlauch mit befördern und dann noch Menschen retten, die sich in dunklen Räumen zwischen unbekannten Hindernissen (Mobiliar) befinden. Christian Neudeckers Blick verrät, wie anstrengend das ist, "danach ist man vollkommen durchgeschwitzt. " Über Wärmebildkameras werden die Teams überwacht. Falls doch mal jemand einen Schwächeanfall erleidet.
Jeden Abend von Montag bis Freitag ist Betrieb im Atemschutzzentrum, an das die Gerätehalle der örtlichen Wehr angrenzt. Zum Glück, wie die Führungsspitze erklärt. Denn für die eine oder andere Ausbildung können deren Räumlichkeiten mit genutzt werden. Angesichts der Vielzahl von Feuerwehrausbildungen, die das ganze Jahr über hier stattfinden, reichen die Räume nicht mehr aus, angefangen von zu wenig Sanitärräumen für Frauen bis hin zum viel zu kleinen Lehrraum, oder der inzwischen sehr beengten Werkstatt und fehlenden Lagerkapazitäten. Ein weiteres Problem bilden Parkplätze.
Grundstück ist möglich
"Früher sind die Wehren im Mannschaftswagen gekommen, jetzt kommmen die meisten im Privatwagen." So reichen die Plätze schon lange nicht mehr. Ein weiteres Argument für ein neues Zentrum. Strullendorf habe sich dabei als Standort bewährt, finden die Aktiven und seitens der Gemeinde wurde signalisiert, dass sie dafür auch ein Grundstück hat. Wenn die Feuerwehr so ein Zentrum brauche, stehe der Landkreis dahinter, erklärt Landrat Johann Kalb. Nun solle sie ein Konzept erstellen, was alles nötig ist, damit alles vorangebracht werden könne.