Gibt es ein Heilmittel gegen die wachsende Tristesse in der Langen Straße? Die CSU setzt auf Verkehrsberuhigung, höhengleichen Umbau und andere Gestaltungselemente. Foto: Ronald Rinklef
Beispiel eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereich: Kettenbrücke
Die Bamberger CSU-Fraktion wagt einen neuen Vorstoß zur Aufwertung der Lange Straße. Um dem "Verfall" des Straßenzugs entgegenzuwirken, soll ein verkehrsberuhigter Bereich entstehen. Folge: Tempo 20 und Aus für 14 Parkplätze.
Die Überschrift wirkt harmlos, der Inhalt ist explosiv: "Städtebauliche Aufwertung der Innenstadt" steht auf dem Antrag, den die CSU-Fraktion am Dienstag beim OB abgegeben hat. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als der Plan, eine der wichtigsten Innenstadtstraßen so umzuwandeln, dass das Leben dort aufatmen kann. Konkret: Die Lange Straße soll eine Zone werden, die sich Autos, Radfahrer und Fußgänger teilen. Tempo 20 und der Wegfall der 14 verbliebenen Kurzzeitparkplätze wären die Folge.
Ein gemischter Verkehrsbereich in der Langen Straße: Auf den ersten Blick wirkt diese Mixtur nicht gerade zwingend: 6500 Fahrzeuge, 3400 Radfahrer und eine nicht minder große Zahl von Fußgänger bewegen sich nach den Zahlen der Stadt binnen zwölf Stunden auf dem nicht übertrieben großen Boulevard. Keine Straße, die von Einsamkeit geprägt wäre.
Der hohen Frequenz zum Trotz hat sie sich aber zum Sorgenkind der Stadtväter entwickelt. "Die Aufenthaltsqualität, die Qualität der Nutzung, der städtebauliche Zustand verschlechtern sich seit Jahren. Die Lage ist ernst", sagt CSU-Stadtrat Markus Huml. Er ist überzeugt, dass"dem Verfall" mit politischem Stückwerk nicht länger zu begegnen ist. Huml hat seine Fraktionskollegen für ein Projekt gewonnen, das dem Patienten eine ganzheitliche Therapie verordnen will: Aufwertung durch eine neue "Straßenraumphilosophie", Experten auch unter dem Begriff "Shared Space" bekannt. Erfolgsrezept Kettenbrücke Beispiel Kettenbrücke. Dort gelang es mit Erfolg, über 10 000 Fußgänger, 5000 Radfahrer und anfänglich 4500 Fahrzeuge unter einen Hut zu bringen. Mittlerweile ist die Zahl der Autos zwar um 2500 gesunken, größere Probleme sind aber nicht bekannt. Die dafür nötige höhengleiche Ausbildung des Straßenraums könnte, so hofft die CSU, auch in der Langen Straße die Trendwende einläuten.
Freilich: Kein Medikament ohne Risiken und Nebenwirkungen. Der Vorschlag der CSU beinhaltet auch ein Tempo-Limit von 20 km/h und das Aus für die 14 vorhandenen Parkplätze.
Parkplätze in Bamberg aufzulösen- das kann Folgen haben. Das weiß, wer sich an den Aufschrei der Lobbyisten erinnert, als 2009 100 Stellflächen in der Innenstadt auf dem Spiel standen. Das weiß ganz besonders die CSU, die im Juli 2012 angesichts des Druck vieler Gewerbetreibender einknickte und gegen den Rückbau von 14 Parkplätzen stimmte, den sie selbst zuvor beschlossen hatte.
Jetzt also die Korrektur der Korrektur. Markus Huml und Helmut Müller glauben fest daran, dass die Verkehrsberuhigung funktionieren kann, wenn sie aus einem Guss erfolgt. "Es gibt viele Beispiele in Deutschland, etwa in Rosenheim, Duisburg oder Bohmte, wo bis zu 13 000 Autos am Tag sich den Straßenraum mit Radfahrern und Fußgängern teilen. Und der Handel bleibt dennoch erreichbar. Warum soll das nicht auch in Bamberg klappen?"
An der politischen Mehrheit dürfte das Projekt nicht scheitern. Nicht nur bei den Bamberger Grünen rennt die Union offene Türen ein. Ursula Sowa fühlt sich bestätigt, dass nun auch die CSU auf die seit Jahren von den Grünen vorgetragene Forderung eingeht. Freilich will sie nicht warten, bis der vermutlich millionenteuere Straßenumbau erfolgt ist. "Erste Maßnahmen können sofort umgesetzt werden."
Auch bei der SPD erfreut sich die Idee starker Sympathien. "Es besteht Handlungsbedarf", sagt Heinz Kuntke. Die Auflösung von Parkplätzen sei für die Mehrheit in der SPD kein Tabuthema. Klaus Stieringer scheint da die Ausnahme zu sein. Der SPD-Chef und Stadtmarketing-Geschäftsführer bestreitet nicht, dass die Lange Straße Aufwertung dringend nötig hätte, doch er wünscht sich, dass das Rezept zur Heilung "im Konsens mit den Unternehmen vor Ort " gefunden würde.
Ob das möglich ist, erscheint fragwürdig. Pius Schiele von der Interessengemeinschaft Lange Straße hat am Mittwoch noch einmal betont, wie überlebenswichtig die Kurzzeitparkplätze in der Langen Straße für die Masse der hier beheimateten Unternehmer seine. Ein Wegfall hätte schlimme Folgen.
Kontrovers werden den Vorschlag der CSU auch jene diskutieren, die täglich in der Langen Straße unterwegs sind - ob als Auto-, Radfahrer oder zu Fuß. Wie Tex Döring. Der in der Steinertstraße lebende Bamberger hält von einer Beruhigung "nichts". "Die Lange Straße hat eine hohe Verkehrsbedeutung. Wie soll bei Hunderten Bussen und Tausenden Autofahrern je eine Flaniermeile daraus werden?"
erst die Wolfsschlucht, dann die alten Mühlen, dann die Theatergassen, dann der Maxplatz, dann die Marktbuden, dann die Kaserne, denn der Kreissparkassenumbau, dann die Landesgartenschauabrechnung, dann die Michelskirche... Überfordert mir nur nicht den Stadtrat!
dieterjosefmartin
Der Maienbrunnen ist auch Teil eines Rings. Geschwindigkeitsbeschränkung auf 10 kmh - geht doch. Der Domplatz ist ebenfalls Teil eines Rings, sogar in zwei Richtungen. Geschwindigkeitsbeschränkung auf Schrittgeschwindigkeit (Fußgängerzone - auch wenn es niemand weiss). Geht doch. Mut!
Funkhaus
Eine leicht zu erreichende Steigerung der Aufenthaltsqualität könnte doch die Verlagerung des Stroms der Flusskreuzfahrertouristen bringen? Seit die sich zu Hunderten in Pulks durch die Lange Strasse zwängen gehe ich nicht mehr zum Einkaufen hin, weil ich zu den Stoßzeiten dort einfach nicht mehr durchkomme. Kaffeehausbestuhlung, Lieferwagen auf den Gehsteigen, Rad-, Auto- und Busverkehr und dann auch noch die Besuchergruppen. Wo soll ich mich da aufhalten?
ebrueckner41
Zurück in die Vergangenheit ?
Ich habe die Lange Straße aktiv noch zu Zeiten erlebt in der diese Straße die Flaniermeile Nummer 1 Bambergs war. Man konnte Lange Straße einmal vorwärts einmal rückwärts laufend praktisch alles einkaufen und die Straße war auch noch in beiden Richtungen befahrbar.
Die Zeiten änderten sich. Die Lange Straße wurde Teil des innerstädtischen Rings und die Banken begannen ihren Wettlauf diese Straße zur Banken Meile zu gestalten. Diese Ansicht änderte sich bald so schnell, wie sie realisiert wurde und der letzte Publikumsmagnet Sparkasse Bamberg hat die Straße verlassen im Hinblick auf das neue Stadtquartier, welches wenn vielleicht einmal im Betrieb neben der Straße leben und auch konkurrieren muss auch - nicht zu vergessen - mit der Hypothek Theatergassen.
Vor diesem Hintergrund und den geänderten Einkaufsgewohnheiten wagt die CSU mit ihrem Vorschlag auch einen hoffnungsvollen Sprung in der Hoffnung einer neuerlichen Belebung mit Verkehrsberuhigung.
Aus meiner Sicht unterdrückt der Vorschlag, dass die Lange Straße Teil eines Ringes ist, durch den öffentlicher und privater Durchgangsverkehr rollt, wie Herr Tex Döring am 11.6.15 als Leserbrief im FT treffend beschrieb.
Alternativen zur Langen Straße gibt es keine, da Bergverbindung etc. mit Denkverboten belegt sind. Es ist unbestritten, dass etwas geschehen muss, denn mittlerweile ist der sogenannte Bürgersteig in Höhe Graupner, Beckstein so schmal, dass ankommende Gruppen von Schiffstouristen diesen total versperren, sodass man auf die andere Strassenseite ausweichen muss.
Ein Zurück in die Vergangenheit ist und bleibt leider ein nostalgischer Wunsch, was nicht heißt, dass man mit Einbezug der direkt Betroffenen nicht doch eine passable Lösung finden könnte.
Funkhaus
... die 44 % Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtratswahl sagen ALLES aus: Wie soll man diese Politiker ernst nehmen, die aus purer Geltungssucht die Hauptverkehrsader beschneiden wollen? Wie sollen denn die Busse und der Lieferverkehr durch dieses Nadelöhr kriechen? Es wird immer absurder in Bamberg.
erst die Wolfsschlucht, dann die alten Mühlen, dann die Theatergassen, dann der Maxplatz, dann die Marktbuden, dann die Kaserne, denn der Kreissparkassenumbau, dann die Landesgartenschauabrechnung, dann die Michelskirche...
Überfordert mir nur nicht den Stadtrat!
Der Maienbrunnen ist auch Teil eines Rings. Geschwindigkeitsbeschränkung auf 10 kmh - geht doch. Der Domplatz ist ebenfalls Teil eines Rings, sogar in zwei Richtungen. Geschwindigkeitsbeschränkung auf Schrittgeschwindigkeit (Fußgängerzone - auch wenn es niemand weiss). Geht doch. Mut!
Eine leicht zu erreichende Steigerung der Aufenthaltsqualität könnte doch die Verlagerung des Stroms der Flusskreuzfahrertouristen bringen? Seit die sich zu Hunderten in Pulks durch die Lange Strasse zwängen gehe ich nicht mehr zum Einkaufen hin, weil ich zu den Stoßzeiten dort einfach nicht mehr durchkomme. Kaffeehausbestuhlung, Lieferwagen auf den Gehsteigen, Rad-, Auto- und Busverkehr und dann auch noch die Besuchergruppen. Wo soll ich mich da aufhalten?
Zurück in die Vergangenheit ?
Ich habe die Lange Straße aktiv noch zu Zeiten erlebt in der diese Straße die Flaniermeile Nummer 1 Bambergs war. Man konnte Lange Straße einmal vorwärts einmal rückwärts laufend praktisch alles einkaufen und die Straße war auch noch in beiden Richtungen befahrbar.
Die Zeiten änderten sich. Die Lange Straße wurde Teil des innerstädtischen Rings und die Banken begannen ihren Wettlauf diese Straße zur Banken Meile zu gestalten.
Diese Ansicht änderte sich bald so schnell, wie sie realisiert wurde und der letzte Publikumsmagnet Sparkasse Bamberg hat die Straße verlassen im Hinblick auf das neue Stadtquartier, welches wenn vielleicht einmal im Betrieb neben der Straße leben und auch konkurrieren muss auch - nicht zu vergessen - mit der Hypothek Theatergassen.
Vor diesem Hintergrund und den geänderten Einkaufsgewohnheiten wagt die CSU mit ihrem Vorschlag auch einen hoffnungsvollen Sprung in der Hoffnung einer neuerlichen Belebung mit Verkehrsberuhigung.
Aus meiner Sicht unterdrückt der Vorschlag, dass die Lange Straße Teil eines Ringes ist, durch den öffentlicher und privater Durchgangsverkehr rollt, wie Herr Tex Döring am 11.6.15 als Leserbrief im FT treffend beschrieb.
Alternativen zur Langen Straße gibt es keine, da Bergverbindung etc. mit Denkverboten belegt sind.
Es ist unbestritten, dass etwas geschehen muss, denn mittlerweile ist der sogenannte Bürgersteig in Höhe Graupner, Beckstein so schmal, dass ankommende Gruppen von Schiffstouristen diesen total versperren, sodass man auf die andere Strassenseite ausweichen muss.
Ein Zurück in die Vergangenheit ist und bleibt leider ein nostalgischer Wunsch, was nicht heißt, dass man mit Einbezug der direkt Betroffenen nicht doch eine passable Lösung finden könnte.
... die 44 % Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtratswahl sagen ALLES aus: Wie soll man diese Politiker ernst nehmen, die aus purer Geltungssucht die Hauptverkehrsader beschneiden wollen? Wie sollen denn die Busse und der Lieferverkehr durch dieses Nadelöhr kriechen? Es wird immer absurder in Bamberg.