Cocktail-Könner kochen im Glas

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Statt Fleisch und Beilagen: Chris Köll kreiert Gaumenfreuden mit Spirituosen . Till Deininger
Statt Fleisch und Beilagen: Chris Köll kreiert Gaumenfreuden mit  Spirituosen .   Till Deininger
Statt Fleisch und Beilagen: Chris Köll kreiert Gaumenfreuden mit Spirituosen . Till Deininger
Statt Fleisch und Beilagen: Chris Köll kreiert Gaumenfreuden mit  Spirituosen .   Till Deininger
 
Statt Fleisch und Beilagen: Chris Köll kreiert Gaumenfreuden mit Spirituosen . Foto: Till Deininger
Statt Fleisch und Beilagen: Chris Köll kreiert Gaumenfreuden mit Spirituosen .  Foto: Till Deininger
 
Sven Goller, Inhaber von "Das schwarze Schaf" in Bamberg. Foto: Jana Kolb
Sven Goller, Inhaber von "Das schwarze Schaf" in Bamberg.  Foto: Jana Kolb
 
Chris Köll in Action: "Cocktails bauen" ist seine Leidenschaft. Gennaro Castorini
Chris Köll in Action: "Cocktails bauen" ist seine Leidenschaft.   Gennaro Castorini
 
Matze Hoch (Archiv)
Matze Hoch (Archiv)
 
Chris Köll in Action: "Cocktails bauen" ist seine Leidenschaft. Foto: Gennaro Castorini
Chris Köll in Action: "Cocktails bauen" ist seine Leidenschaft.  Foto: Gennaro Castorini
 
Sven Goller, "World Class Bartender of the Year 2017". Matze Hoch (Archiv)
Sven Goller, "World Class Bartender of the Year 2017". Matze Hoch (Archiv)
 

Martini oder Mojito, Cuba Libre oder Caipirinha: Wie man Mix-Getränke professionell zubereitet.

Aufregend aromatisch, exklusiv exotisch: Für alle Freunde des professionellen Mix-Getränks ist der 13. Mai ein Festtag: der World Cocktail Day - Weltcocktailtag. Zur Feier des Mixgetränks mit Früchten, Fruchtsaft, Sirup und Alkohol (oder auch ohne) geben die beiden 29- jährigen Barkeeper Christoph Köll und Sven Goller aus Bamberg einen Einblick in ihr Handwerk.

Wenn jemand zu Euch in die Bar kommt und einen Wodka-RedBull bestellt...

Sven: ... dann sagen wir, dass wir leider keine Energy-Getränke führen.

Warum nicht?

Chris: Ein richtig guter Drink bietet Genuss durch Geschmack - und der kommt durch hochwertige Zutaten.

Was kann ich in der Bar bestellen, um mich nicht zu blamieren?

Chris: Bei uns blamiert sich niemand! Es ist wie beim Essen: Man muss sich einfach mal trauen, was auszuprobieren. Dabei helfen wir gern. Wir Barkeeper sind quasi die Gastgeber. Wir sorgen dafür, dass die Leute sich wohlfühlen. Atmosphäre, Drinks, Service - alles muss zusammenpassen. Sven: Genau. Wir fragen, was jemand mag und was nicht. Dann kommen wir schon auf seinen oder ihren Geschmack.

Ich zum Beispiel mag Caipirinha. Schüttelt Ihr jetzt den Kopf?

Sven: Nein, gar nicht! Caipirinha ist eigentlich ein total anständiger Drink - wenn man guten Rum verwendet: brasilianischen Cachaça, der wie weißer Rum schmeckt. Dazu frische Limetten, guten Zuckerrohrsirup statt braunem Zucker, der sich nicht auflöst und die Zähne kaputt macht, und viel Eis. Chris: Das ist wie bei Mojito. Eigentlich ist das ein mega Drink, nur leider bekommt man ihn oft sehr schlecht serviert. Schade, denn im Grunde ist er sehr simpel, wie viele andere Drinks mit wenigen Komponenten.

Was kann man bei vermeintlich simplen Drinks falsch machen?

Sven: Sobald man anfängt, bei den Zutaten zu sparen, wird das Ergebnis schlecht. Nehmen wir den bekannten Tequila Sunrise. Das kann zusammengemixte Plörre sei. Oder man nimmt guten Tequila aus 100 Prozent Agave, frisch gepressten Orangensaft und - statt Grenadine - einen hausgemachten Granatapfelsirup. Dann ist es ein Genuss. Chris: ... den es aber nicht für 4,50 Euro geben kann.

Qualität hat ihren Preis. Ist das den Franken bewusst?

Chris: Da hat sich in den letzten Jahren schon ganz viel getan. In der Bamberger Kneipenszene zum Beispiel ist die Qualität immer mehr gestiegen und die Gäste honorieren das. Sven: Zum Beispiel ist bei uns kein gekaufter Sirup mehr zu finden, wir machen alles selbst, vom frisch gepressten Zitronensaft bis hin zum Beerensirup. Chris: Man kann in der Bar ganz schön kreativ werden. Wir geben zum Beispiel Kräuter und Beeren in eine Spirituose - infusionieren nennt man das - und lassen das Ganze eine Weile ruhen. Es findet eine enzymatische Reaktion und damit ein Geschmacksaustausch statt und die Spirituose hat am Ende eine veränderte Aromatik.

Eure "Hauptgerichte" sind Cocktail und Longdrink. Was ist der Unterschied?

Chris: Ein Longdrink besteht normalerweise aus zwei Zutaten: Spirituose und Filler. Aus Gin und Tonic Water wird Gin Tonic. Dann gibt's noch Highballs. Im Prinzip sind das Longdrinks mit mehr Zutaten, etwa ein Tom Collins aus Gin, Zitrone, Zucker und Soda. Im Gegensatz zu Longdrinks und Highballs, bei denen nur das Glas aufgefüllt wird, werden Cocktails "gebaut", gerührt oder geschüttelt.

Ist es nur Show, dass viele Barkeeper so viel Wert aufs demonstrative Schütteln - "Shaken" - legen?

Chris: Nein, das hat System. Drinks mit Zutaten, die weniger leicht zu homogenisieren sind - Sirup, Säfte, Eiweiß, Kräuter - werden generell geshaked. Der größte Unterschied zwischen Shaken und Rühren besteht darin, dass Verwässerung und Abkühlung beim Shaken höher sind. Sven: Ein guter Barkeeper wird übrigens nie den Shaker zum Öffnen gegen die Tischkante hauen. Sven: Und er wird keine Kondom-Eiswürfel verwenden.

Was sind Kondom-Eiswürfel?

Sven: Die mit 'nem großen Loch. Die brechen schnell und verwässern den Drink zu rasch. Gute Bartender verwenden doppelt gefrostetes Eis, das den Drink kühlt, aber nicht über die Maßen verwässert.

Was sagt man stilsicher, wenn man einander mit einem guten Cocktail zuprostet?

Chris: Das steht jedem frei. Ich persönlich sag', glaube ich, am häufigsten "Cheers". Es gibt natürlich regionale Unterschiede. Und wenn's zu "Hau weg die Scheiße" am besten schmeckt, is' das für die Person genau richtig.

Gibt's Cocktail-Trends?

Chris: Gin-Varianten. Sven: Generell sind Cocktails gefragt, die dem Zeitgeist "gesünder leben" entsprechen und wenig Zucker und kaum oder keinen Alkohol enthalten.

Für wen würdet Ihr gerne mal eine Kreation mixen?

Sven: Für Ryan Reynolds. Der ist ein toller Schauspieler und hat in den USA wegen Corona-bedingter Einnahmeausfälle einen Fonds für Barkeeper gegründet, damit diese überleben.

Ist so etwas in Franken auch nötig?

Sven: Ich befürchte, dass viele Betriebe der Gastro-Szene - und die ist immerhin der zweitgrößte Arbeitgeber in Bamberg - schließen müssen. Chris: Touris und Einheimische werden auch nach der Lockerung der Verbote noch eine Weile fern bleiben. Zudem haben die meisten weniger Geld...

Was wünscht Ihr Euch konkret?

Chris: Dass die Stadt uns mit vergrößerten Außenflächen entgegenkommt, um, mit Abstand, eine vernünftige Zahl an Gästen bewirten zu können. Und, klar: Trinkt mehr guten Schnaps!

ZUR PERSON: Christoph Köll: Als der gebürtige Bayreuther mehr Cocktail- als Uni-Bücher besaß, beendete er sein Studium (Kommunikation, Germanistik, Anglistik) und wurde Barchef im "Schluckspecht". Mit seinem Kollegen Sven Goller hat er das "Cocktail Institut" gegründet, das Tastings und Cocktail-Kurse anbietet.

Sven Goller: An der Uni promovieren (Politikwissenschaften) oder als Barkeeper arbeiten? Der gebürtige Bad Staffelsteiner entschied sich für Letzteres. 2017 wurde der "Das Schwarze Schaf"-Mitbetreiber nationaler "World Class Bartender of the Year".