Angriffe auf Busfahrer: So wollen die Stadtwerke Bamberg Fahrer und Insassen schützen
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Donnerstag, 12. Sept. 2019
Nach Attacken auf ihr Personal haben die Stadtwerke Bamberg mit Kameras, Schutzwänden und Notfallknöpfen in den Stadtbussen reagiert. Wer am Steuer sitzt, bekommt Selbstverteidigungs-Kurse.
Am großen Lenkrad eines Stadtbusses ist der Fahrer nicht nur für seine eigene Sicherheit verantwortlich, sondern auch für die seiner Fahrgäste. "Wenn man an seinem Platz sitzt, kann man nicht mehr flüchten", sagt Erol Reuter. Auch der erfahrenste Busfahrer könne nicht in die Köpfe der Fahrgäste blicken, die zusteigen. "Alkohol riecht man. Aber wenn sich einer etwas rein-pfeift, was der Liebe Gott verboten hat, da hast du eigentlich keine Chance, das zu erkennen."
Fünf seiner Kollegen sind im Jahr 2017 Opfer von Angriffen geworden. Der letzte war besonders brutal: Ausgerechnet am ersten Weihnachtsfeiertag hatte ein angetrunkener Mann einem Busfahrer einen Zahn ausgeschlagen. Das Opfer berichtete von einer grundlosen Attacke - und einer unheimlichen Aggression, die ihm entgegenschlug. Drogen sind bei Gewaltauswüchsen meistens involviert.
Angreifer abwehren
In der Folge rüsteten die Stadtwerke vor einem Jahr auf. Bis Ende dieses Jahres werden alle 161 Fahrer ein Deeskalationstraining absolviert haben. Selbstverteidigungs-Trainer Jens Salomon sieht Gegengewalt als letztes Mittel - er bringt den Teilnehmern bei, wie sie sich "aus der Situation lösen", dem Aggressor deutlich machen, dass sie sich auf keinen Kampf einlassen werden. Weil es dennoch handgreiflich werden kann, zeigt er den Fahrern auch, wie sie sich aus einem Würgegriff befreien und den Gegenüber in den Schwitzkasten nehmen können. Bei den Kursen geht es richtig zur Sache. Da wird geschrien und gerauft. Im Ernstfall sollen die Handgriffe sitzen.
"Das Deeskalationstraining ist mittlerweile fester Bestandteil der Weiterbildung für unsere Fahrer und wird jedes Jahr wiederholt", erklärt Fahrdienstleiter Jens Eske. "Der Kurs ist gut. Sehr lehrreich, um solche Situationen schon im Vorfeld abzuwehren", sagt Fahrer Reuter.
Selbstverteidigung ist nur eine Säule des neuen Sicherheitskonzeptes: Videokameras zeichnen das Geschehen im Bus auf. Ein erster Bus ist bereits mit einer Trennwand aus Plexiglas ausgerüstet, die Angreifer hindern, an den Fahrer direkt heranzukommen. "Es ist beruhigend, wenn ein bisschen Abstand da ist", berichtet Reuter. Nach und nach soll die gesamte Flotte der Stadtwerke mit Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet werden. In allen 63 Bussen sind bereits Notfallknöpfe versteckt - die direkt mit einer Leitstelle verbunden sind.
Angriff am Faschingsdienstag
Am Faschingsdienstag dieses Jahres hat sich der Alarmknopf bereits bewährt. "Ein alkoholisierter Fahrgast wollte zwischen zwei Haltestellen aussteigen. Da wir diesen Service nur auf den Nachtlinien anbieten, hat der Busfahrer den Wunsch zu Recht zurückgewiesen. Daraufhin ist der Fahrgast handgreiflich geworden, was der Busfahrer im letzten Moment abwehren konnte", berichtet Sprecherin Astrid Rosenberger. "Er hat den Notrufknopf gedrückt und versucht, den aggressiven Fahrgast bis zur nächsten Haltestelle in Zaum zu halten. Dort hat die Polizei schon gewartet, die den Fahrgast in Gewahrsam genommen hat."