Bürgerverein IV. Distrikt feiert 125 jähriges Bestehen

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Das historische Foto zeigt die Einweihung des Platzes vor der Kirche St. Elisabeth, wie man ihn heute vorfindet. Foto: Bürgerverein IV. Distrikt
Das historische Foto zeigt die Einweihung des Platzes vor der Kirche St. Elisabeth, wie man ihn heute vorfindet. Foto: Bürgerverein IV. Distrikt
Bezirksheimatpfleger Günter Dippold als Festredner vor den Gästen. Foto: RiegerPress
Bezirksheimatpfleger Günter Dippold als Festredner vor den Gästen. Foto: RiegerPress
 
Das Bild zeigt den ursprünglichen Verlauf der Mauer an der Elisabethenkirche. Foto: Bürgerverein IV. Distrikt
Das Bild zeigt den ursprünglichen Verlauf der Mauer an der Elisabethenkirche. Foto: Bürgerverein IV. Distrikt
 

Mit einem Festakt in der Dominikaneraula erinnerte der älteste Bürgerverein in Bamberg an seine Gründung vor 125 Jahren.

Denkt man an den Bürgerverein IV. Distrikt - im Volksmund gerne auch als BV Sand bezeichnet - kommt einem sicherlich sofort die Sandkerwa in den Sinn. Doch der 1891 gegründete Bürgerverein ist, wie dessen erste Vorsitzende Gisela Bosch in ihrer Begrüßung im Rahmen des Festaktes in der Dominikaneraula der Universität Bamberg unterstrich, weit mehr als mehr als nur der Ausrichter von Bambergs größtem Volksfest.

"Der Bürgerverein hat in 125 Jahren viel geschafft. Jede Epoche hatte ihre Herausforderungen. Doch Dank des beharrlichen und zielstrebigen Einsatzes meiner elf Vorgänger und ihrer Mitstreiter wurden diese gemeistert und der Verein zu dem, was er heute ist", betonte sie.

Wie vielseitig das Aufgabenspektrum des Bürgervereins war und ist, zeigte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold in seiner Festansprache. Er erinnerte dabei zunächst daran, wie der Name "IV.
Distrikt" zu Stande kam: "1804 wurde Bamberg verwaltungsmäßig in vier Distrikte eingeteilt. Diese waren nummeriert, der IV. Distrikt erstreckte sich von der Altenburg bis hin an den linken Regnitzarm." Dieses Areal war einstmals die Mitte der Stadt sowie das geistliche Zentrum mit vielen wichtigen infrastrukturellen Einrichtungen wie dem Krankenhaus oder der "Irrenanstalt" St. Getreu, wie sie damals bezeichnet wurde.

Um 1890, so schilderte der Bezirksheimatpfleger weiter, war Bamberg stark gewachsen und der IV. Distrikt zählte nunmehr mit seinen 4140 Personen zum Schlusslicht. "Zu jener Zeit fühlten sich die Bürger in diesem Distrikt in der städtischen Politik zurückgesetzt. So lebte beispielsweise von den 14 Magistraten nur ein einziger hier."


Gehör in der Stadtpolitik verschaffen

Daher wurde 1891 der Bürgerverein gegründet. Das Ziel: "die Besprechung communaler Angelegenheiten zur Förderuing des Gemeinwohls der Stadt" - wie es in der Vereinssatzung heißt. Der Bürgerverein sollte ferner ein Sprachrohr eines unterrepräsentierten Stadtdistriktes sein, um sich in der Stadtpolitik Gehör zu verschaffen.
Dabei, so berichtete Dippold, stand der Verein immer der Zentrums-Partei nahe. Erst im Jahre 1920 wurde die Satzung geändert und er betrachtete sich fortan als "unpolitischer Verein und frei in seinen Entschlüssen". Auch lag dem Bürgerverein, vor allem nach seiner Wiederbegründung im Jahre 1950 die Erhaltung von Denkmälern sehr am Herzen. So habe er 1962 widersprochen, dass das alte Krankenhaus abgerissen werde, oder er wandte sich 1968 gegen die Errichtung eines Parkhochhauses am Kranen.

"Besonders angetan hatte es dem Verein die städtische Kirche St. Elisabeth im Sand", berichtete Dippold. So hätten sich die Mitglieder nicht nur um kleinere Reparaturen gekümmert, sondern auch darum bemüht, dass die Mauer an der Kirche, die längs der Sandstraße lief, nach hinten in Richtung Gefängnis versetzt wurde. 1958 konnte die neue Platzsituation, wie man sie heute vorfindet, eingeweiht werden.

Darüber hinaus veranstaltet der Bürgerverein seit 1951 die Sandkerwa, die sich mittlerweile zu Bambergs größtem Volksfest entwickelte. "Die Sandkerwa ist ohne Frage eine Erfolgsgeschichte - freilich ein Erfolg, der die Macher jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten zu erdrücken droht", resümierte der Bezirksheimatpfleger.
Während Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) und Bundestagsabgeordneter Thomas Silberhorn (CSU) besonders die Bedeutung des Bürgervereins in ihren Grußworten hervorhoben, holte Kabarettist Florian Herrnleben zum humoristischen Rundumschlag gegen bedeutende Persönlichkeiten aus.

Dabei brachte er lustige Anekdoten aus dem Kellerleben der Bamberger zum Besten und verteilte zudem ein paar Spitzen gegen Citymanager und Stadtmarketing-Geschäftsführer Klaus Stieringer
Im Mittelpunkt der Kabaretteinlage stand jedoch die Frage, welche Visionen wer hat. So wünsche sich sicherlich seiner Meinung nach die Wirtin vom Schlenkerla weniger blöde Fragen von Touristen und so mancher Bamberger mehr Parkplätze in der Innenstadt.

Der offizielle Teil des Festaktes endete mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Alt-Oberbürgermeister Herbert Lauer unter anderem für seinen großen Einsatz, dass die Sandkerwa 2015 überhaupt stattfinden konnte.