Bürger fürchten massenhaften Abriss in Bamberg

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Der Rahmenplan Konversion, der am Dienstag im Rathaus beschlossen werden soll: Gebäude in Rot sind nichtmehr enthalten.
Der Rahmenplan Konversion, der am Dienstag im Rathaus beschlossen werden soll: Gebäude in Rot sind nichtmehr enthalten.
Blick auf die Parkettböden in der Pines-Area. Sie sollen nach dem Willen der Stadtbau im Rahmen der Sanierung entfernt werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist dieser Eingriff aber nicht. Andernorts haben Unternehmen lediglich die Böden versiegelt. Foto: Ronald RInklef
Blick auf die Parkettböden in der Pines-Area. Sie sollen nach dem Willen der Stadtbau im Rahmen der Sanierung entfernt werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist dieser Eingriff aber nicht. Andernorts haben Unternehmen lediglich die Böden versiegelt.  Foto: Ronald RInklef
 

Der "Rahmenplan Konversion" stößt auf heftige Kritik. Die Gruppe "Armygelände in Bürgerhände" spricht von massiven Gebäudeverlusten. Die Stadt bekräftigt das Ziel, möglichst viele Häuser zu erhalten - und will am Dienstag entscheiden.

Die Stadt hat sie fein gestrichelt. Die Gebäude, die in den künftigen Konversionsflächen im Bamberger Osten nicht mehr vorgesehen sind, fallen deshalb in den Unterlagen kaum auf. Das ist aber nur die eine Sichtweise: Im Plan, den die Initiative "Armygelände in Bürgerhände" veröffentlicht hat, sieht die Zukunft des Bamberger Ostens etwas knalliger aus. Hier dominiert die Warnfarbe rot.

Der Streit um den Abriss, er geht in eine neue Runde: Was ist aus dem so genannten Rahmenplan Konversion herausgefallen? Was sieht einer unsicheren Zukunft entgegen, was ist in einer Stadt mit knappem Wohnungsmarkt gar dem Abbruch preisgegeben? Nach Angaben der Bürgerinitiative ist der Gebäudeverlust jedenfalls größer als von der Stadt dargestellt. Sie ruft deshalb heute, 14 Uhr, zu einer Demonstration vor dem Rathaus Maxplatz auf. Christine Lawrence spricht von einer massiven Abrissplanung, der insgesamt 45 000 Quadratmeter Wohnfläche zum Opfer fällt. Das wäre gut ein Drittel des Bestands, rund 36 Prozent. Im Gespräch mit dem FT hatte Harald Lang vom Konversionsamt die Verluste mit 25 Prozent beziffert.

Unter den gestrichelten Immobilien sind 15 von insgesamt 43 Blöcken der Housing-Gebiete. Heinrich Schwimmbeck, Stadtrat der Bamberger Linken Liste, beklagt zudem den Verlust von acht Mannschaftshäusern in der Zollnerstraße, von vier Boardinghäusern und einem Mannschaftshaus in der Lagardekaserne. Auch sonst wurde der Rotstift kräftig angesetzt: Das ehemalige Kino, die amerikanische Grundschule, das Jugendzentrum, den Kindergarten und das Gemeindezentrum sucht man im Rahmenplan Konversion vergeblich.
Schwimmbeck wirft der Stadt Irreführung vor, wenn sie behaupte, dass bei Bedarf mehr Häuser erhalten werden könnten. Nur ein kleiner Teil der Gebäude liege auf den sogenannten Optionsflächen. Für alle anderen sei das Schicksal besiegelt, sollte der Rahmenplan am Dienstag beschlossen werden.

Doch Harald Lang bleibt bei seiner Darstellung: Am politischen Auftrag, möglichst viele Wohnimmobilien der Wiederverwertung zuzuführen, halte die Stadt fest. Aus dem Bewusstsein heraus, dass man wahrscheinlich nicht alles werde erhalten können, versuche man den Prozess aber so zu steuern, dass über die Jahre eine sinnvolle Stadtentwicklung erfolgt. Wörtlich sagte Lang: "Wenn Investoren über die jetzt noch übrigen zwölf Flynn-Häuser hinaus Interesse zeigen, wird man ihnen die Häuser an die Hand geben." Das gleiche gelte für Mannschaftshäuser auf den so genannten Optionsflächen. Der Rahmenplan bildet die Situation für das Jahr 2035 ab.Vorteil für die Stadt: Sie erwirbt die Optionsflächen zum niedrigen Grünlandpreis. Sollte es zu einer höherwertigen Entwicklung kommen, ist dies durch eine Nachzahlungsklausel jederzeit möglich.

Darüber, dass es sich bei den Kasernenimmobilien um intakte Wohnungen handelt, kann es nach einem neuen Gutachten der Landesgewerbeanstalt keinen Zweifel mehr geben. Dieses hatte im Auftrag des Staatlichen Bauamts die Raumluft in zwölf Wohnungen der Flynn-Häuser untersucht. Obwohl die Messungen unter extremen Bedingungen, das heißt in ungelüfteten und ungereinigten Wohnungen, stattfand, war das Ergebnis so, dass Winfried Strauch vom Gesundheitsamt keinerlei Gesundheitsgefahr für hier lebende Menschen erkennen kann. "Es reicht völlig aus, wenn die Zimmer gereinigt und gelüftet werden", sagt Strauch, der überrascht war über Qualität und Ausbaustandard der großzügig geschnittenen Wohnungen. Gemessen wurden Biozide in der Raumluft und Ausdünstungen der als krebserregend eingestuften teerhaltigen Parkettkleber. Ergebnis der standardisierten Untersuchung: In keiner einzigen Wohnung wurde der Eingreifrichtwert für Naphtalin und naphatlinähnliche Verbindungen erreicht. Nicht nachgewiesen wurden Biozide und das für PAK-belastete Böden typische Benzapyren

Gute Nachrichten kommen in diesen Tagen auch von der Stadtbau. Wie Veit Bergmann auf Anfrage mitteilt, ist das Droh-Szenario aufwändiger Entkernungsarbeiten bei den 100 Wohnungen der Pines-Siedlung vom Tisch. Neueren Erkenntnissen zu Folge müssten in den Wohnungen weder die Putzschichten, noch die darunter liegenden Elektroleitungen entfernt werden. Durch Erkenntnisse über einen optimierten Parkett-Ausbau müsse auch nicht mehr in die Statik der Gebäude eingegriffen werden.

Es bleibt also spannend, ob in Bamberg möglich ist, was in Hanau oder Bad Kissingen gelang. Dort hatten spezialisierte Unternehmen vergleichbare US-Wohnungen auf unterschiedlichem Niveau saniert und zu Preisen zwischen 1100 und 1600 Euro pro Quadratmeter erfolgreich auf den Markt geworfen.