SEK-Einsatz in Bamberg sorgt für Disput: Anwohner rügen Polizei - "barsch angegangen"
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Donnerstag, 04. Januar 2024
Ein SEK-Einsatz in der Bamberger Innenstadt hat im Netz zu einer kontroversen Debatte geführt. "Keiner aus der Nachbarschaft wurde nur in irgendeiner Weise angehört", beklagt ein Anwohner. Viele andere Bürger nehmen die Einsatzkräfte dagegen in Schutz.
In der Bamberger Innenstadt erregte am Mittwochabend (3. Januar 2024) ein Polizeieinsatz viel Aufsehen. Im Bereich der Kapuzinerstraße befand sich ein Mann in einem psychischen Ausnahmezustand und schloss sich gegen 17 Uhr in seiner Wohnung ein. Da von einer möglichen Gefährdung ausgegangen werden musste, zog die Bamberger Polizei das Spezialeinsatzkommando Mittelfranken hinzu, das den 66-jährigen Bewohner schließlich aus dem Haus holen konnte. Mit Blick auf den SEK-Einsatz hat sich in einer Bamberger Facebook-Gruppe nun eine rege Diskussion entfacht.
Anlieger üben vereinzelt harsche Kritik am Auftreten der Polizei. Sie werfen den Beamten vor Ort eine mangelnde und abweisende Kommunikation vor und monieren, im Unklaren gelassen worden zu sein. "Die Anwohner weder rein noch raus zu lassen ohne genauere Angaben von wie, wann, wo, ist nicht gerade freundlich", hält eine Nutzerin fest. "Richtig toll, wenn man zum Beispiel mit 'nem Kleinkind nach Hause möchte und keinen interessiert es." Andere Bürger nehmen die Einsatzkräfte dagegen in Schutz. "Wenn es um Leib und Leben geht, sollte man einfach mal Verständnis und Geduld haben", gibt eine andere Frau zu bedenken.
Debatte um Polizei-Kommunikation: SEK-Einsatz in Bamberger Innenstadt führt zu Kontroverse im Netz
"Keiner aus der Nachbarschaft wurde nur in irgendeiner Weise angehört", bemängelt ein weiterer Bamberger. Auf normale, berechtigte Fragen sei man stattdessen noch "barsch angegangen" worden. "Schon mal daran gedacht, dass die Einsatzkräfte unter Anspannung stehen können und sicher jetzt nicht die Nerven haben, jedem ein adäquates Statement zu geben?", fragt jemand anderes rhetorisch in die Runde.
"Es ist genug Personal vor Ort", hält der Anwohner dagegen. Trotz der Anspannung der Einsatzkräfte erwarte er, dass man als Anwohner bestmöglich aufgeklärt werde. "Es geht beispielsweise darum, wo man denn im Ernstfall dann die Nacht verbringt."
Die Kommentarfunktion zum Facebook-Post ist nach 98 Beiträgen von einem Administrator der privaten Gruppe inzwischen deaktiviert worden. Der überwiegende Teil der Kommentatoren verteidigt die Polizei gegen die Vorwürfe. "Schade, dass hier immer kritisiert wird", erklärt jemand. Den betroffenen Innenstadtbewohnern rät er: "Einfach mal dankbar sein, dass wohl nicht mehr passiert."
Polizeipräsidium bezieht Stellung zu Vorwürfen - Schreckschusswaffe sichergestellt
"Also wenn es so ist, dass die Maschinenpistolen tragen, dann ist Gefahr im Verzug", gibt ein anderer zu bedenken. In der Tat sind auf vor Ort erstellten Fotoaufnahmen bewaffnete Einsatzkräfte im Bereich von Kapuzinerstraße und Fischerei zu sehen. In einem Video der Agentur News5 ist zudem ein lauter Knall zu hören, der womöglich auf eine Sprengung oder eine Blendgranate zurückzuführen ist. Über die konkrete Ursache der mutmaßlichen Explosion hält sich die Polizei derweil bedeckt.
Aus "ermittlungstaktischen Gründen" könnten hierzu keine detaillierten Informationen genannt werden, erklärte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken am Donnerstag (4. Januar 2024) im Gespräch mit inFranken.de. Sie bestätigt gleichwohl, dass sich die Beamten der Spezialeinheit Zutritt zu dem Haus verschafft haben. Nach derzeitigem Wissensstand soll der 66-jährige Bamberger zuvor eine Angehörige mit einer Waffe bedroht haben. "Eine Schreckschusswaffe wurde sichergestellt", sagte die Sprecherin. "Der genaue Ablauf wird nun ermittelt."