Befreiungsschlag im Osten? Die gute Seite des Bahnausbaus durch Bamberg

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Vor allem von Westen zeigt die Unterführung der Geisfelder Straße ihr unschönes Gesicht. Eine Verlegung (Skizze unten) könnte ein Nadelöhr im Bamberger Osten entschärfen. Foto: Lea Schreiber
Vor allem von Westen zeigt die Unterführung der Geisfelder Straße ihr unschönes Gesicht. Eine Verlegung (Skizze unten) könnte ein Nadelöhr im Bamberger Osten entschärfen.  Foto: Lea Schreiber
 

Viele in Bamberg hoffen, dass der Bahnausbau nach hinten rückt. Doch für den Bamberger Osten konnte das Milliardenprojekt echte Verbesserungen bringen.

Es ist ein Elend, an das sich in den letzten 100 Jahren viele gewöhnt haben. Die Geisfelder Unterführung ist im Bamberger Osten eher ein Verkehrshindernis als ein Brückenschlag. Wenig Platz für Radfahrer udn Fußgänger. Wer stadteinwärts fährt, kann nicht geradeaus weiter in die Kapellenstraße. Wer von der Wunderburg kommt, darf nicht nach links in die Nürnberger Straße abbiegen.

Das Problem einer Bahnlinie, die die Stadt an dieser Stelle mehr als anderswo teilt, muss aber nicht bis zum Sanktnimmerleinstag bestehen. Das ist die positive Nachricht aus der jüngsten Sitzung des Stadtrats, der sich mit den so genannten Verlangen der Stadt für den Bahnausbau befasste. Das Ergebnis eines nun bereits mehrjährigen Planungsprozesses für die besonders tief liegende und beengte Eisenbahnunterführung der Geisfelder Straße wurde von allen Fraktionen befürwortet, teilweise sogar als großer Wurf gelobt.

Ein doppelter Kreisel

Tatsächlich haben sich Bauverwaltung und das Planungsbüro Emsch und Berger ordentlich ins Zeug gelegt, um eine Lösung für die Geisfelder Straße zu finden. Eine Lösung, die bezahlbar ist und für alle Verkehrsteilnehmer eine echte Verbesserung bedeutet. Variante 9 scheint beides zu vereinen. Sie würde die Unterführung etwa 70 Meter weiter nach Süden rücken und mit zwei Kreisverkehren auf jeder Seite der Bahnlinie kombinieren. Ergebnis wäre ein Ansatz, der den Verkehr "von überall nach überall" zulässt, wie sich CSU-Sprecher Peter Neller freute. Der Clou der auch von Christian Hader (Grünes Bamberg) als kreativ bezeichneten Streckenführung sind dabei nicht nur die zeitgemäße Durchfahrtshöhe von vier Metern sowie beidseitige Geh- und Radwege von 4,5 Metern Breite. Vor allem die rechtwinklige Unterfahrung der Gleistrasse war es, die buchstäblich den Durchbruch brachte. "Dadurch wird die Grundwasserwanne kürzer - und die Kosten sinken", erklärt Claus Reinhardt von der Stadt. In der Summe führt das dazu, dass der voraussichtliche Aufwand für die Stadt Bamberg einer Studie zufolge von ursprünglich befürchteten 40 Millionen auf 18,8 Millionen Euro schrumpft.

Was freilich immer noch zeigt, wie sehr Bamberg durch den Bahnausbau belastet wird. Denn insgesamt müssen im Zuge des Trassenbaus acht Eisenbahnunterführungen, zwei Straßenbrücken, vier Bahnübergänge und sechs Bach- und Wilddurchlässe neu geschaffen werden - ein Jahrhundertprojekt.

Doch natürlich: Auch die Verlegung der Unterführung der Geisfelder Straße bleibt nicht ohne Konsequenzen. So fallen der neuen Verkehrsführung ein Teil des Parkplatz des benachbarten Baumarktes sowie dessen Unterglasfläche weg. Ersatz soll gefunden werden. Auch der alte Backsteinbau des städtischen Obdachlosenheims TH2 mit 32 Wohnheimplätzen an der Theresienstraße müsste anderswo neu gebaut werden. Dazu gibt es betroffene Anlieger: Ein fünfstöckiges Wohnhaus an der Theresienstraße würde künftig nahe der neuen Straße stehen.

Für die Stadträte, die der Neuplanung im Rahmen eines sieben Bahnquerungen umfassenden Gesamtpakets mehrheitlich zustimmten, scheinen diese Nachteile allerdings verschmerzbar. Christian Hader (Grünes Bamberg) hebt die Chancen hervor, die der Bahnausbau als nächste große Herausforderung nach der Pandemie bringen werde. Das Großprojekt könne dazu führen, dass baufällige Unterführungen neu geschaffen und Verkehrsströme umgelenkt würden.

Große Hoffnungen verbinden die Grünen auch mit dem neu zu schaffenden Regionalen Omnibusbahnhof (ROB) neben dem Bahnhof. Es sei deshalb nicht hinzunehmen, dass die Realisierung dieser wichtigen Verkehrsdrehscheibe dadurch verzögert werde, dass die Bahn erst zum Ende des Bahnausbaus die Unterführung der Zollnerstraße in Angriff nimmt. Wäre dies so würde der ROB in weite Ferne rücken.

Tschnerer und AfD für den Tunnel

Bei aller Euphorie: Zwei Gruppierungen stehen den vorgestellten Ausbauplänen kritisch gegenüber. Norbert Tscherner vom Bürger-Block forderte seine Kollegen auf, doch noch die Notbremse zu ziehen und eine Untertunnelung Bambergs in Betracht zu ziehen. Der ebenerdige Ausbau der Bahnlinie werde unweigerlich zu einer Teilung der Stadt führen. Aus dem selben Grund stimmte auch die beiden Stadträte der AfD gegen die Ausbaupläne.