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Schildbürgerstreich? Baustellen sorgen in Scheßlitz für Verwirrung


Autor: Sebastian Martin

Scheßlitz, Mittwoch, 25. Oktober 2017

Wer derzeit nach Scheßlitz fahren will, wird aufgrund zahlreicher Baustellen komplett verwirrt. Die Kommunikation zwischen den Ämtern wirkt verfahren.
Nichts geht mehr bei Scheßlitz: Der Autobahnanschluss  der A70 ist gesperrt. Auch Würgau ist nur noch über die Straße "Am steinernen Kreuz" erreichbar. Foto: Ronald Rinklef


Ein Schild in Scheßlitz sagt derzeit genug über die verkehrliche Situation in der Jurastadt. Der Pfeil zur Autobahnauffahrt der A70 Richtung Bayreuth: durchgestrichen. Der Pfeil zur Auffahrt Richtung Bamberg: durchgestrichen. Die B22 Richtung Würgau - ebenfalls: durchgestrichen, einzig "Wattendorf" steht noch unversehrt auf der blauen Tafel. Ein Foto des Schildes kursiert auf Facebook, begleitet von teils belustigten, teils genervten Kommentaren.

Seit dieser Woche ist zusätzlich zur Ortsdurchfahrt Straßgiech, die eine direkte Verbindung nach Bamberg darstellt, auch die A-70-Anschlussstelle bei Scheßlitz wegen Bauarbeiten gesperrt. Umfahrungen kommen nur über die Abfahrt bei Roßdorf am Berg oder etwas weiträumiger über Litzendorf infrage, wo kaum eine Abkürzung möglich ist: Auch auf der Umleitungsstrecke in den Orten Kremmeldorf und Schammelsdorf wird gearbeitet.


Straße nach Würgau offen

Gar nicht lustig findet Heribert Trunk, Geschäftsführer der Firma Bi-Log, die momentane Situation. "Ich finde es unmöglich, was man den Menschen im Landkreis zumutet." Die Belastung auf den Umleitungsstrecken sei enorm. Der Logistikdienstleister Bi-Log hat im Scheßlitzer Osten eine Niederlassung und wird täglich von rund zehn DHL-Lkw angefahren. Laut Trunks Worten sei es schwierig, den wechselnden Fahrern zu verdeutlichen, dass sie die Firma trotz der Sperrung über Würgau und die B22 erreichen können. Denn die Umleitungsschilder auf der Würgauer Höhe, wo die Lkw nun von der A70 bei Roßdorf am Berg abfahren, weisen darauf hin, dass die B 22 nach Scheßlitz dicht ist. "Es wird vorgegaukelt, dass Würgau gesperrt ist", kritisiert Trunk. Die Lkw müssten sich damit durch die engen Straßen der Umleitungsstrecke über Ludwag zwängen. Dabei ist die Straße nach Würgau offen.


Proteste der Unternehmen

Die B22 sollte ursprünglich zwischen Scheßlitz und Würgau komplett gesperrt werden - parallel zu den Arbeiten am Autobahnanschluss. Doch die Unternehmen protestierten, als die Pläne in der vergangenen Woche bekannt wurden: "Das ist ein Schildbürgerstreich", sagt Trunk. Scheßlitz sei wie ein Dorf behandelt worden: "Ohne Initiative von Bürgermeister Roland Kauper, dem Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz und Landrat Johann Kalb hätten die die B22 komplett dicht gemacht."

Die, das ist das Staatliche Bauamt Bamberg, das die Baustellen rund um Scheßlitz zu verantworten hat. Doch dort weist man die Kritik an der Behörde, die auch aus dem Rathaus geäußert wurde, von sich. Und gibt den Schwarzen Peter weiter.

Uwe Zeuschel, Leiter des Bereichs Straßenbau, spricht von "großer Verwunderung" angesichts der Aussagen von Bürgermeister Roland Kauper (CSU). Dieser hatte angegeben, von den genauen Sperrungsplänen erst eine Woche vor Baustart erfahren zu haben. Die Vorinformation sei aber bereits im Februar der Stadt zugegangen, detaillierte Informationen seien dann im September ausgetauscht worden, so Zeuschel. Thematisiert worden seien damals auch die Umleitungsstrecken.
"Hätte die Stadt Scheßlitz in der Besprechung vor fünf Wochen die parallel zur B22 durch das Gewerbegebiet verlaufende Straße ,Am steinernen Kreuz‘ als Umleitungsstrecke mit angeboten, so hätten wir dies bei der Planung des Bauablaufs entsprechend berücksichtigen können." Eine Woche vor Baubeginn sei dies dann auf einmal doch geschehen, zeigt sich Zeuschel verwundert. Das Staatliche Bauamt habe nach Bekanntwerden "unmittelbar mit einem angepassten Bauablauf reagiert".
Bürgermeister Kauper widersprach den Aussagen auch am Mittwoch: Die Stadtverwaltung habe die Unterlagen über die parallele Sperrung des A-70-Anschlusses und der B22 erst vergangene Woche auf den Tisch bekommen. Dann habe man die Unternehmen informiert und die Abgeordneten Andreas Schwarz (SPD) und Emmi Zeulner (CSU) ins Boot geholt, um eine Entkoppelung der Baustellen zu erreichen. "Es hieß immer, es sind getrennte Maßnahmen", beharrt Kauper. Eine Umfahrung "Am steinernen Kreuz" habe deshalb auch nicht von der Stadt angeboten werden müssen. Diese Umfahrung gibt es jetzt - trotz der unterschiedlichen Auffassungen.