Baustelle auf der Bamberger US-Kaserne gibt Rätsel auf

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Eine Loch tut sich seit kurzem in der Wörthstraße auf. Dort entsteht derzeit eine US-Fernmeldeanlage, über die die Bima den Mantel des Schweigens breiten möchte. Foto: Ronald Rinklef
Eine Loch tut sich seit kurzem in der Wörthstraße auf. Dort entsteht derzeit eine US-Fernmeldeanlage, über die die Bima den Mantel des Schweigens breiten möchte.   Foto: Ronald Rinklef
Hier haben die Vereinigten Staaten auch künftig die Hoheit: Bautafel am Rande der ehemaligen Kaserne. Foto: Ronald Rinklef
Hier haben die Vereinigten Staaten auch künftig die Hoheit: Bautafel am Rande der ehemaligen Kaserne.   Foto: Ronald Rinklef
 

Die Amis sind längst abgezogen, da buddeln deutsche Firmen im Auftrag der US-Armee ein großes Loch in der Wörthstraße. Die Baustelle hinterm Stacheldraht beschäftigt die Nachbarn, die Bima wiegelt ab. Was hat es damit auf sich?

Der Anrufer am Telefon will seinen Namen nicht verraten. Es geht um ein Loch, ein großes Loch in der Wörthstraße - auf dem Teil der Wörthstraße, der sich hinter dem Zaun der US-Kaserne befindet. "Wie kann es sein, dass die US-Armee, die längst abgezogen ist, jetzt eine Baustelle auf dem US-Gelände betreibt?", fragt der Mann aus dem Hörer.

Es scheint aber so: Hinter dem Zaun der im Oktober still gelegten Kaserne spielt sich in diesen Tagen Erstaunliches ab. Arbeiter eines deutschen Baukonzerns haben in den letzten beiden Wochen eine Grube ausgehoben, die von den Ausmaßen an ein Kanalbauwerk erinnert.

Anruf beim Bamberger Baureferat. Sprecher Claus Reinhardt verneint, dass es sich um eine Baustelle des Entsorgungsbetriebs der Stadt handeln könnte. Wäre auch nur schwer vorstellbar. Denn noch handelt es sich beim Areal hinterm Kasernernzaun gewissermaßen um extraterritoriale Gefilde. Erst am Donnerstag übernimmt mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) eine deutsche Behörde die Bamberger Kaserne. Bis die Stadt Bamberg das Areal erwirbt, dürfte noch einiges Wasser die Regnitz hinunterfließen.

Wir machen uns selbst ein Bild vom Geschehen: Die Baustelle befindet sich hinter einem Zaun, der oben mit Stacheldraht gesichert ist. Das unübersehbare Loch liegt gleich neben dem ehemaligen US-Hauptquartier, einem schönen Gründerzeitgebäude, und hat mit einer Ausdehnung von zehn mal zehn Metern stattliche Größe.

Gibt es hier irgendetwas zu verbergen? Im Gegenteil. Eine Bautafel weist den US-Standort Ansbach als Bauherren aus. "Safety is a job" steht da. Dennoch: die Pressestelle der US-Armee in Ansbach ist nicht informiert. Sie konnte uns am Dienstag keine Auskünfte über den Zweck des Bauwerks geben.

"Das geht die Öffentlichkeit nichts an!"
Beim künftigen Hausherren, der Bima in Nürnberg, weiß immerhin die Liegenschaftsabteilung Bescheid. Hält sich aber bedeckt: "Militärische Anlage. Das geht die Öffentlichkeit nichts an", sagt der zuständige Bima-Mitarbeiter.

Anwohner verstehen die Geheimniskrämerei nicht: Das Loch ist so groß, dass es niemand übersehen kann, der in der Wörthstraße unterwegs ist. Passt ein Autofahrer beim Zurückstoßen nicht auf, könnte er sogar in die Tiefe stürzen...

Endlich Auskunft: Beim Bamberger Konversionsamt der Stadt ist schon vor einem dreiviertel Jahr ein allerdings unvollständiges Baugesuch der US-Armee eingegangen: Weil Bamberg damals noch den Status eines Truppenstandortes hatte, war die Genehmigung durch die deutschen Behörden nur Formsache: "Wir durften zustimmen", sagt Harald Lang vom Konversionsamt diplomatisch.

"Das rote Telefon" in Bamberg
Geheime Kommandosache ist der Tiefbau dennoch nicht. Lang gibt bereitwillig Auskunft über das autarke Telekommunikationsnetz der Amerikaner. Jeder europäische US-Standort steht demnach über eine eigene Datenleitung mit den anderen Standorten und mit Washington in Verbindung. Lang spricht vom "berühmten roten Telefon". Dieses Leitungsnetz werde nun für eine Zukunft ertüchtigt, in der die US-Armee weniger Standorte, aber nicht weniger Kommunikationsbedarf hat. "Ähnliche Bauwerke entstehen auch in anderen Ex-Garnisonsstädten wie Heidelberg oder Schweinfurt", sagt Harald Lang.

Wie man an der Ausdehnung des Lochs ermessen kann, ist die "Fernmeldeanlage" nichts Kleines. In gut informierten Kreises spricht man von einem "Bunker", einem Hochsicherheitstrakt um eine Servereinheit herum. Eigentlich hätte er bis zum Abzug fertig sein sollen.

Das letzte Stück Amerika

So oder so hat das Loch in der Wörthstraße das Zeug zum Kuriosum der jahrzehntelangen US-Geschichte in Bamberg: Der Boden über dem Bunker ist der einzige Kasernenabschnitt, der auch in Zukunft der US-Armee gehören wird. Von 450 Hektar bleiben gewissermaßen winzige 100 Quadratmeter Militärfläche übrig. "Das letzte Stück Amerika in Bamberg", sagt Harald Lang.