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Bamberger Villa: Schön saniert, schöner Ärger!


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Sonntag, 04. Januar 2015

In Bamberg richtet die Bürgerspitalstiftung mit viel Geld aus Berlin ein Einzeldenkmal am Michelsberg her: die Villa Schröppel. Der Öffentlichkeit wollte die Stadt erst das fertige Ergebnis präsentieren, im Mai 2015. Doch das erwies sich als keine besonders gute Idee.
Blick auf die Villa Schröppel: Ohne Bewuchs ist die Grotte wieder sichtbar. Foto: Matthias Hoch


Stadt und Bürgerspitalstiftung hatten es sich schön ausgemalt: Im Mai 2015 wollten sie allen Bambergern die Villa Schröppel frisch saniert präsentieren. Dann feiert die Stadt das Ende sämtlicher Projekte rund um den Michelsberg, die dank der beiden Investitionsprogramme für nationale Welterbestätten (Inuw) möglich waren: Rund 5,3 Millionen Euro flossen aus Berlin nach Bamberg - knapp 1 Million auch in die Villa Schröppel.

Um die Spannung zu erhöhen, sollte die Öffentlichkeit vorher keinen Einblick in das schmucke Einzeldenkmal Michelsberg 8 e haben. Seit es sich der Fabrikant Albrecht Schröppel 1902 als Wohnhaus erbauen ließ, war es immer bewohnt. Weder die Villa noch der Terrassengarten samt Tuffstein-Grotte konnten jemals besichtigt werden.


Stadt suchte keine Öffentlichkeit

Anders als bei anderen Sanierungsobjekten suchte die Stadt nicht die Öffentlichkeit. Kein Artikel vor dem Ende der Arbeiten sollte den Aha-Effekt schmälern, von dem die Verantwortlichen träumten. Die Präsentation der Villa Schröppel wollte man als einen Höhepunkt der Sanierungsprojekte am Michelsberg präsentieren.

Doch eine Veröffentlichung im Internet vermasselte der Stiftung den großen Aufritt. Die Stadt und insbesondere Bertram Felix, der als Stiftungs- und Finanzreferent auch der Chef des Immobilienmanagements ist, sehen sich darin massiver Kritik ausgesetzt. Namentlich Felix wird verantwortlich gemacht für die angebliche Zerstörung des Gartendenkmals und Eingriffe, bei denen in der Villa ohne Not wertvolle Substanz vernichtet worden sein soll. Die Bamberger Kunsthistorikerin Christiane Hartleitner erhebt die Vorwürfe und untermalt sie mit Fotos von einem freiberuflich tätigen Bamberger Fotografen.

Die Villa Schröppel, ein geschundenes Denkmal? Wo bleibt da der Aufschrei aus dem Landesamt für Denkmalpflege? Den gibt es nicht, weil angeblich kein Anlass dazu besteht. Im Gegenteil: Generalkonservator Mathias Pfeil, Bayerns oberster Denkmalschützer, nimmt die Stadtverwaltung ausdrücklich vor der Kritik in Schutz. Die Instandsetzung der Villa Schröppel sei in Abstimmung mit dem Landesamt und der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Bamberg erfolgt. Ziel sei es gewesen, "in diesem Baudenkmal eine zeitgemäße Wohnnutzung zu ermöglichen, dabei jedoch die historische Aussagekraft des Gebäudes zu erhalten". Kein Wort davon, dass mehr zerstört als gerettet worden wäre, wie die Online-Veröffentlichung glauben machen will.


Falsche Schlüsse?

Mehr noch: Die von der Kunsthistorikerin geäußerte Kritik ist für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege "insoweit nicht nachvollziehbar, als Nachfrage bei den Verantwortlichen in der Stadt oder beim Landesamt für Denkmalpflege zur sachlichen Klärung der diskutierten Fragen nicht erfolgt ist". Das bestätigt Ulrike Siebenhaar von der städtischen Pressestelle. Hartleitner, heißt es, hätte auf ihre Fragen ja Antworten bekommen; sie habe aber nicht nachgefragt, sondern aus unbefugten Baustellen-Besuchen falsche Schlüsse gezogen.

Reaktionen blieben nicht aus. Kritische Anträge und Kommentare aus Reihen der Stadträte waren die Folge, auch einige dem Denkmalschutz verpflichtete Vereine reagierten erschreckt und verlangten von der Stadt Auskunft. Insider spekulieren, dass sich der vermeintliche Skandal um die Villa Schröppel sogar auf die Wiederwahl von Felix zum Finanz- und Stiftungsreferenten ausgewirkt haben könnte. Tatsache ist, dass es 13 Gegenstimmen gab.


Irreparable Schäden

Kurz vor Weihnachten hatte die FT-Lokalredaktion Gelegenheit, sich ein Bild von der fast fertig sanierten Villa samt Garten zu machen. Beim Ortstermin standen Bertram Felix und die für das Projekt verantwortlichen Architekten Stephan Walz und Monika Weiner (beide vom Immobilienmanagement der Stadt) Rede und Antwort. Für alles, was erneuert wurde, haben sie nachvollziehbare Gründe. Zum Beispiel die Fußböden im Erdgeschoss: Laut Walz war das alte Parkett abgenützt und von unten feucht. Selbst die Steinplatten in der Küche seien durch die kriechende Nässe in dem nicht unterkellerten Haus irreparabel geschädigt gewesen. Die neuen Parkettböden entsprächen zu 100 Prozent den Vorbildern in Machart und Holzarten. Die Bodenplatten in der Küche sollen sogar identisch mit denen von 1902 sein. Das Immobilienmanagement bezog sie vom seinerzeitigen Hersteller, der noch produziert.

Sie hätten sich die Sanierung leichter machen können, sagen Walz und Weiner und deuten wie zum Beweis auf die alten, restaurierten Türen und Fenster im ganzen Haus. Es gibt auch noch viele bauzeitliche Details, wie sie im Inventarband "Die Kunstdenkmäler von Bayern - Bamberg/Immunitäten der Bergstadt" für das Anwesen Michelsberg 8 e beschrieben sind: die alten Beschläge etwa, bemalte Fenster und Schwitzwasserbehälter - kleine Schubladen unter den Fensterbrettern.

Massiv wirken die Eingriffe im Garten. Ehedem zugewuchert, wirkt er leer und "aufgeräumt", wenn auch wohl nach altem Vorbild wieder angelegt. Mauern und Treppen sind weitestgehend erneuert, weil die alten angeblich nicht zu halten waren. Felix und Walz begründen den "Kahlschlag".


Ziel war der Erhalt einer Grotte

So habe man Platz für die Baustelleneinrichtung gebraucht, viele Bäume seien Wildwuchs gewesen und eine große Eibe habe leider für die Rettung einer Grotte aus Tuffstein fallen müssen. Diese künstliche Höhle als "zentrales Element" des Gartens zu erhalten, war der Denkmalpflege laut Generalkonservator Pfeil wichtig. Er sagt, die "Maßnahmen im Garten, soweit notwendig", seien mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt gewesen. Die abschließende Bewertung der Gartensanierung durch das LfD steht aber noch aus. Sie soll erfolgen, wenn alles fertig ist und die Natur wieder grünt.

Die Öffentlichkeit kann sich voraussichtlich am Muttertag 2015 selbst ein Urteil über die Sanierung von Villa und Garten bilden. Vermietet wird sie dann ab der zweiten Jahreshälfte.



Die Baugeschichte der Villa Schröppel

Die Villa Schröppel entstand 1902 als Wohnhaus für den Zuckerwarenfabrikanten Albrecht Schröppel (aus dem Sand) und nach Plänen des Architekten Gustav Haeberle. Auf dem Grundstück betrieb Schröppel um 1900 bereits ein Treibhaus. Das Hanggrundstück gehörte bis zur Säkularisation zum Kloster Michaelsberg. Das erklärt auch seine Erschließung über den alten Treppenweg, dem früheren Hauptzugang zum Kloster von der Michelsberger Allee aus. Als Gegenleistung für die Baugenehmigung in exklusiver Lage sicherte Albrecht Schröppel der Bürgerspitalstiftung zu, dass sie Villa und Garten nach seinem Tod zu einem günstigen Preis erhält.

Die Gartenanlage erstreckt sich über vier Terrassen bis hinauf zum Südflügel des alten Klosters. Bemerkenswert ist eine Grotte aus Tuffstein gegenüber dem Hauseingang.