Bamberger Ukraine-Helfer kurz vor Grenze - "emotionale und aufwühlende Gespräche"
Autor: Isabel Schaffner
Bamberg, Montag, 28. Februar 2022
In Bamberg läuft seit Freitag (25. Februar 2022) eine Spendenaktion für Menschen, die in der Ukraine vor dem Krieg flüchten müssen. Zwei Bambergerinnen sind nun kurz vor der Grenze, um die Spenden zu übergeben. Eine emotionale Reise, wie eine der beiden schildert.
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- Erste emotionale Begegnungen mit Angehörigen bei Zwischenstopp in Polen
- Daheimgebliebene Katharina Breinbauer: "Ich sorge mich natürlich um sie"
Vor wenigen Tagen rief der Verein "Bamberger Kurzfilmtage" eine spontane Spendenaktion für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten, ins Leben. Mit einem Teil der vielen gespendeten Sachen sind zwei Frauen derzeit auf dem Weg in die Ukraine. Unterwegs erleben die beiden Dinge, die nahe gehen.
Bamberger fahren Spenden an ukrainische Grenze - "dramatische Abschiedsszenen"
"Wir werden am Samstagnachmittag aufbrechen", erzählte die zweite Vorsitzende Mariya Zoryk am Freitag (25. Februar 2022) im Gespräch mit inFranken.de. Weil der Platz am Standort des Vereins in der Oberen Königsstraße nicht mehr ausgereicht habe, habe der Verein die Spendenannahmestelle am darauffolgenden Samstag zur Posthalle der Lagarde-Kaserne verlagert, berichtet Katharina Breinbauer, die von Bamberg aus mithilft. Im ersten vollgeladenen Kleinbus sitze nun Mariya Zoryk gemeinsam mit der freien Journalistin Julia Salzmann.
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Auf dem neu gegründeten Instagram-Kanal "bamberg_hilft_ukraine" informierten die beiden am Sonntag (27. Februar 2022) von Polen aus über einen zweitägigen Zwischenstopp, um alle Hilfsanfragen zu bearbeiten und zu sortieren. Auf Twitter schreibt Salzmann am selben Tag: "Kaum in Polen treffen wir eine Ukrainerin, die seit Tagen aus Portugal mit dem Auto unterwegs ist, um ihre Tochter und Enkel an der Grenze abzuholen. Emotionale und aufwühlende erste Gespräche."
Salzmann berichtet etwas später: "In Breslau sind auch schon einige Ukrainer*innen und wir werden nach etwas Erholung anfangen, die Spenden zu verteilen. Vielleicht hier schon einen Teil, dann gehts zur Grenze." Laut Breinbauer sei der Zwischenstopp in Breslau auch nötig, weil man im Grenzgebiet Gefahr laufe, Waffentransporte in die Ukraine und Menschen, die aus dem Land kommen, zu behindern. Salzmann erwarte, viele Frauen und Kinder an der Grenze zu treffen, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren eingezogen würden, twittert sie zudem. "Es gibt angeblich dramatische Abschiedsszenen an der Grenze", fügt sie in einem weiteren Tweet hinzu.
Erwartungen liegen auf Gesprächen mit der Stadt Bamberg
Nun gelte es für die beiden Bambergerinnen, sich zu vernetzen. "Sie haben eine Adresse, an die die Sachspenden demnächst gehen können", erklärt Breinbauer. Diese Fahrt solle nicht die einzige bleiben. Eine Firma spendiere einen 12-Tonner samt Fahrer. Dieser würde am Mittwoch (2. März 2022) mit Lebensmitteln, Isomatten und Schlafsäcken aufbrechen.
Das Thema Ukraine-Krieg sei für Breinbauer "mit großem Unwohlsein" verbunden. "Das spiegelt sich auch in der Hilfsbereitschaft bei den Leuten wider. Bei uns klingelt so gut wie durchgängig das Telefon mit Angeboten der Leute, die Schlafplätze anbieten." Im Hinblick auf ihre beiden Kolleginnen sagt sie: "Natürlich sorge ich mich um sie, aber wir telefonieren jeden Tag. Sie geben mir Bescheid, wenn sie für längere Zeit nicht erreichbar seien". Sie seien "relativ gut vernetzt", auch durch die Bekannten Zoryks.