Bis zu 1700 Hunde, Katzen, Hasen, Meerschweinchen, Chinchillas, Hamster und Co. werden jedes Jahr beim Bamberger Tierschutzverein aufgenommen und abgegeben. Der Verein will diese Tiere in die jeweils für sie optimale Umgebung vermitteln - das erschließt sich interessierten Tierfreunden jedoch nicht immer. Jetzt wehrt sich der Verein gegen die Kritik.
Nero ist so süß. Ein kleiner, hellbrauner Wuschel. Wie gemacht für eine Familie, so scheint es auf den ersten Blick. Doch gerade dieser Hund eignet sich partout nicht für kleine Kinder. Das weiß Marion Hymon-Löffler, Zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Bamberg.
Mit diesem Beispiel spielt sie speziell auf die Kritik an, die jüngst an der Vermittlungspraxis des Bamberger Tierheims geübt wurde. Die Kritik derjenigen, die kein Tier oder nicht ihr Wunschtier bekommen haben, ist die eine Seite. Der stehen jedoch Zahlen gegenüber, die eine deutliche Sprache sprechen, wie Hymon-Löffler deutlich macht: Zwischen1500 und 1700 Tiere - Hunde, Katzen, Hasen, Meerschweinchen, Hamster und Konsorten gibt das Tierheim Berganza jedes Jahr Asyl. "Und gibt so gut wie alle auch wieder ab."
Doch bis das jeweils erfolgen kann, sind entsprechend viele Beratungs- und Vermittlungsgespräche zu führen. Dass dabei auch einmal der eine oder andere Fehler gemacht werde, sei bedauerlich. Bei Missverständnissen oder Unklarheiten rät Hymon-Löffler zu weiteren Gesprächen.
Vorgeschichten berücksichtigen Hymon-Löffler kehrt zum Fall Nero zurück. Daran will sie deutlich machen: Weil man sich intensiv mit Tieren befasst und sie mit Vorgeschichte und Eigenart kennt, können Tiere eben nicht immer an jeden, dem sie gefallen, abgegeben werden. Abgabe von Hunden in Kettenhaltung etwa lehnt der Verein genauso ab, wie etwa die an Freigang gewohnten Katzen in eine reine Wohnungshaltung, nennt Hymon-Löffler nur zwei Beispiele.
Für Nero jedenfalls hat die Übersiedelung ins Tierheim endlich neue Perspektiven ermöglicht. Fast neun Jahre lang war der Lebensraum des hellbraunen Wuschelhundes auf die sechs Meter Radius begrenzt, die ihm die schwere Eisenkette ließ.
Eine Kette, die fast halb so viel wog, wie der Neun-Kilo-Rüde und die ihm im Lauf der Jahre auch gesundheitliche Schäden eingetragen hat. Eine winzige Hütte und eine Art Erdloch mit schmutzigem Stroh war seine Zuflucht. Zustände, wie viele sie aus Horrorberichten aus Rumänien oder Polen kennen, sagt die Trabelsdorferin. Und doch lebte Nero sozusagen fast vor der Haustüre der stellvertretenden Vorsitzenden des Bamberger Tierschutzvereins. Auch deswegen soll der Fall Nero sensibilisieren, findet sie.
Der Fall Nero ist schon länger ein Fall. Bereits 2010 wurde der Tierschutzverein von besorgten Menschen auf den kleinen Hund an der Kette aufmerksam gemacht. Im westlichen Landkreis fristete der Kleine sein Dasein in einem alten Gehöft, von der Ortsdurchfahrt aus konnte man einen Blick auf ihn erhaschen. Wie in solchen Fällen üblich, kontaktierte der Verein bereits damals das Veterinäramt, hat die Vize-Vorsitzende recherchiert. Das Amt hatte offenbar befunden: Alles in Ordnung, Kette und Haltung. Darauf verließ sich der Verein.
Dann, im vergangenen Jahr und unabhängig vom Vorangegangenen, machte eine Bekannte Marion Hymon-Löffler persönlich auf den "goldigen kleinen Wuschel an der Kette" aufmerksam. Abermals wurde das Amt verständigt, sah nach dem Rechten. Wiederum gab es amtlicherseits Entwarnung, mit dem Vermerk, die Haltung sei zwar nicht ideal, aber im Rahmen des gesetzlich Vorgegebenen. Das beinhaltet unter anderem eine Kettenlänge von zehn Metern.
Keine Spaziergänge, keine Streicheleinheiten Es war also nichts zu machen. Dann erfuhr Marion Hymon-Löffler von ihrer Bekannten, dass Neros Halter verstorben war. Und der Hund? Die Trabelsdorferin holte Erkundigungen ein, fand die Schwester des Verstorbenen und beim Besuch Neros eine mehr als suboptimale Haltung. Er wurde zwar von der Nachbarin gefüttert. Das war's dann auch schon. Gassi gehen oder längere Spaziergänge waren dem kleinen Kerl augenscheinlich ebenso unbekannt wie Streicheleinheiten, zeigte sich im Nachhinein.
Zum Glück war die Schwester bereit, den Hund dem Verein zu überlassen. Die stellvertretende Tierheim-Leiterin und Hunde-Spezialistin Lisa Plunkett konnte schließlich nur Hund samt Kette ins Tierheimmobil befördern. Stück für Stück wurde die Kette gekappt. Nero hatte offenbar keinen Kontakt zu anderen Menschen außer dem verstorbenen Herrchen. So dauerte es, bis er kleine Hund Zutrauen aufbaute und bis ihm bei der Kastration endlich auch die restliche Kette abgenommen werden konnte.
Neue Besitzer brauchen viel Geduld "Er genießt jetzt die Spaziergänge und lernt die Welt kennen", freut sich Marion Hymon-Löffler. So goldig der Knirps auch wirkt, er kommt nur für hundeerfahrene Menschen infrage und auch die werden wohl viel Verständnis und Geduld aufbringen müssen.
Wenn in der Hektik des Tierheim-Alltags ein Interessent nur die Kürzest-Version hört -"der ist nichts für Sie" - kann das durchaus für Unmut sorgen, zeigt sich die stellvertretende Vorsitzende verständnisvoll. "Glauben Sie uns, an vorderster Stelle steht für uns das Wohl der Tiere. Das man dabei auch mal übers Ziel hinausschießt, ist zwar nicht gut, aber menschlich." Der Fall Nero sollte deutlich machen, dass der Verein für ihn wie für alle Tierheim-Schützlinge möglichst den optimalen Besitzer finden will.
Wir haben uns vor 4 Jahren für einen bestimmten Hund im Tierheim interessiert. Von dem wurde uns abgeraten, statt dessen zeigte man uns eine 4 Jahre alte Hundedame. Und dieser Hund ist wie für uns gemacht.
Auch ein paar Wellensittiche haben wir schon aus Berganza und immer wurde kontrolliert ob genug Raum und Zeit für die Tiere da ist.
Wir können nur jedem der ein Tier möchte empfehlen, ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen, statt aus dem Zooladen, vom Züchter oder sogar aus unklaren Quellen zu kaufen.