Bamberger Stehbierstau: Weiter Zoff am Schlenkerla?

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Mitte der letzten Woche ging es am Schlenkerla vergleichsweise ruhig zu. Genug Platz für Biertrinker, Radfahrer und Passanten. Das war nicht immer so. Foto: Ronald Rinklef
Mitte der letzten Woche ging es am Schlenkerla vergleichsweise ruhig zu. Genug Platz für Biertrinker, Radfahrer und Passanten. Das war nicht immer so.  Foto: Ronald Rinklef
Dieses Piktogramm soll die Gäste des Schlenkerla und des Alt Ringlein informieren. privat
Dieses Piktogramm soll die Gäste des Schlenkerla und des Alt Ringlein informieren.  privat
 

Die gestiegenen Seidla-Preise haben dem Stehbier-Absatz beim Schlenkerla nicht geschadet. Wer redet noch über Blockade und ausgebremste Radfahrer?

Der Durchgang im schmalsten Teil des Sandgebiets ist schattig und eng. Biertrinker müssen sich den Platz mit Touristengruppen und querenden Radfahrern teilen. Dennoch gehört das Stehbier im Sand mittlerweile zu den besonderen Attraktionen Bambergs.

Warum eigentlich? "Es geht zwanglos zu. Man sieht Bekannte, bleibt stehen und holt sich selbst auch ein Bier. Ich finde es einfach schön." So erklärt eine 49-jährige Bambergerin, warum sie den Treffpunkt in der Dominikanerstraße nicht mehr missen möchte. Für sie ist es ein Stück Bamberger Lebensart.
Tatsächlich hat das Biertrinken auf der Straße im Kreise von Gleichgesinnten in den vergangenen Jahren so etwas wie Kultstatus erreicht, gerade dort, wo zwischen den Fachwerkhäusern kaum Platz für ein Feuerwehrfahrzeug ist. Bei gutem Wetter drängen sich Heerscharen von Rauchbierfans vor dem "Schlenkerla", besonders von Donnerstag bis Samstag kann es eng werden.


Ordnungsamt griff ein

Doch es war gerade die unbändige Anziehungskraft der Stehbiermeile, die im vergangenen Jahr das Ordnungsamt der Stadt Bamberg auf den Plan rief. Angetrieben von Beschwerden aus Bürger- und Stadtratskreisen dachte die Behörde laut über Regulierung nach. Mit Hilfe von Absperrbändern und anderen Methoden sollte ein weiteres Ausufern des Freizeittrends verhindert, die Passierbarkeit des Sands gesichert werden.

Man muss wissen: Die Dominikanerstraße ist keine Fußgängerzone. Sie garantiert im Notfall die Feuerwehrzufahrt und zählt zu den wichtigen Fahrradrouten der Altstadt; zu ihr gibt es wegen der benachbarten Hügel keine echte Alternative. Auch der rechtliche Status ist besonders, manche würden sagen delikat: Denn eine Sondernutzungssatzung verbietet den Alkoholkonsum auf öffentlicher Fläche u.a. in der Dominikanerstraße außerhalb von Freischankflächen.


Absperrungen sind vom Tisch

Doch nachdem der Herbst 2017 früh einsetzte, verzogen sich die dunkeln Wolken rasch. Im Sommer danach scheinen sie endgültig verflogen. An Absperrungen vor dem Schlenkerla wird im Rathaus derzeit nicht mehr gedacht. Das Modell mit dem Einsatz von zwei Sicherheitskräften von Donnerstag bis Samstag habe sich bewährt, sagt Sozialreferent Ralf Haupt. Er sieht keinen Grund "nachzulegen" oder gar auf die Durchsetzung der Sondernutzungssatzung zu bestehen, was nach dem Opportunitätsprinzip auch möglich sei.


Verschärftes Schönwetter

Haupt spricht davon, dass die Dominikanerstraße, wie es Gerichte in vergleichbaren Fällen formuliert hätten, "kommunikativem Gemeingebrauch" unterliege. Wer in anonymen Zuschriften behaupte, der Durchgang sei zu gewissen Zeiten nicht möglich, habe nicht recht: "Wenn es zu dicht wird, müssen Radfahrer halt auch einmal schieben."
Doch was ist der Grund dafür, dass sich der Stehbierstau 2018 nach dem Urteil vieler Beobachter entzerrt hat - und das unter gewissermaßen verschärften Bedingungen dauernden Schönwetters? Hat die Debatte um den Stehbierstau Verständnis dafür geweckt, dass die Sandstraße viele Funktionen hat? Verteilen sich die Biertrinker besser auf der Straße? Oder sind die Radfahrer vorsichtiger geworden?

Matthias Trum, Inhaber der Brauerei Heller und des Schlenkerla, glaubt an einen Erfolg der ergriffenen Maßnahmen: Sicherheitskräfte, Piktogramme an den Wänden, die auf die frei zu haltende Durchfahrt hinweisen, hätten ihre Wirkung getan. "Die Stammgäste aus Bamberg wissen, worauf es ankommt. Es gibt auch von Nachbarn keine Reklamationen. Alle Seiten sind zufrieden."


Seidlapreis an der Schallmauer

Doch natürlich ist der Zustrom in den Sand nicht abgeebbt. Daran haben nicht einmal die Seidlapreise etwas ändern können, die im Schlenkerla im April die gefühlte Bamberger Schallmauer von drei Euro erreicht haben. Jedenfalls verzeichnet Rudolf Christel vom gegenüber gelegenen Hotel Alt Ringlein auch 2018 weiter steigende Absatzzahlen. Wie Trum verkauft auch Christel Bier auf die Straße, obwohl er die Sicherheitslage an der Engstelle und manche negative Begleiterscheinungen des Stehbiertrends kritisch sieht.

Der allgemeine Egoismus nehme zu, das Verständnis für die Interessen anderer ab, klagt Christel. Er weiß, dass die Doppelnutzung der Engstelle mit der Rücksichtnahme aller steht und fällt. Nicht jeder sei sich darüber im Klaren: "Je höher der Füllstand, desto problematischer wird es."