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Bamberger Landratskandidaten machen Standpunkte klar


Autor: Hans Kurz

Hirschaid, Donnerstag, 30. Januar 2014

Die sechs Landratskandidaten stellten sich in Hirschaid den Fragen der Redaktion und der Leser. Ein klarer Sieger im Rennen um die Gunst des Publikums war nicht auszumachen.
Fotos: Ronald Rinklef


In der Kommunalpolitik steht in der Regel nicht das parteipolitische Gezänk im Vordergrund, sondern im Idealfall - und das oft - das gemeinsame Ringen um die beste Lösung. Unterschiedliche Meinungen und Ansätze und harte Debatten nicht ausgeschlossen. So war denn auch die Podiumsdiskussion unserer Redaktion mit den sechs Landratskandidaten in Hirschaid weniger ein politischer Schlagabtausch, als ein Bewerbungsgespräch um das höchste Amt im Landkreis. Moderiert wurde es von Lokalchefin Gertrud Glössner-Möschk, die die Kandidaten zunächst mit ihren Kurzbiographien vorstellte.

Fragen der Leser

Rund 200 Leser - darunter viel kommunalpolitische Prominenz - hatten sich rechtzeitig Plätze für die Veranstaltung im Neubert-Kristallsaal gesichert.

Und sie bekamen zu vielen zahlreichen zentralen Fragen der Landkreispolitik viele, mal mehr, mal weniger aufschlussreiche Antworten von Johann Kalb (CSU), Heinz Jung (SPD), Bruno Kellner (FW/ÜWG), Helga Bieberstein (Grüne/AL), Liebhard Löffler (FDP) und Richard Kaiser (ÖDP). In dieser Reihenfolge - in der sie auch am 16. März auf den Stimmzetteln auftauchen werden, saßen sie von links nach rechts auf dem Podium und beantworteten jeweils vier Fragen der Lokalredaktion . Zusätzlich durfte jeder eine Frage ziehen, die Leser im Vorfeld bei der Redaktion eingereicht hatten.

Kalb gegen Nationalpark

Den Buttenheimer Bürgermeister Johann Kalb, der für die CSU antritt, traf etwa die heikle Frage, ob er sich ebenso wie der amtierende Landrat Günther Denzler (CSU) für einen Nationalpark Steigerwald engagieren wolle. "Ein heißes Thema", meinte Kalb und stellte fest: "Mein Vorgänger hat den Nationalpark stark favorisiert. Für die Wortwahl "mein Vorgänger" erntete er zahlreiche Lacher, für die Aussage "Ich bin nicht für einen Nationalpark" Zustimmung, aber sicher auch Kopfschütteln. Er wolle jedoch eine "Steigerwald-Konferenz", ergänzte Kalb. Diese solle die Potenziale - vor allem das touristische - erschließen.

Auch sein Herausforderer Heinz Jung, der als Parteiloser für die SPD antritt, zog eine Frage zu Naturschutz und Klimawandel. "Ich muss jetzt ganz ernst werden", sagte Jung, der ansonsten auch Humor bewies. Klimawandel sage man so daher, doch die Auswirkungen seien verheerend. Nach jeder Katastrophe sei die Hilfsbereitschaft enorm. Es gelte aber, an die Ursachen heranzugehen. "Bei mir wird das Chefsache", versprach Jung.

Bruno Kellner traf die Leserfrage, wie er es mit Ökolandbau, Boden- und Gewässerschutz halte. Der Bürgermeister von Rattelsdorf schaffte elegant den Sprung vom Ökolandbau zu Flächenverbrauch über die Innenentwicklung der Gemeinden bis hin zur Konversion in Bamberg. Wie in anderen Beiträgen war Kellner vom Zeitnehmer, der die Redezeit von zwei Minuten überwachte, kaum zu bremsen.

ICE-Ausbau ist wiederholt Thema

Helga Bieberstein erwischte mit der Frage der Vorsitzenden der beiden Initiativen "Das bessere Bahnkonzept" und "Bahnsinn Bamberg" ein Heimspiel. Das Thema ICE-Ausbau war zuvor schon zur Sprache gekommen. Bieberstein die Forderung nach einem großen runden Tisch für alle Gemeinden und stellte fest: "Dass verpasst wurde, die Gemeinden bei der Planfeststellung im nördlichen Landkreis zu unterstützen, war ein Fehler von Kreistag und Landrat."

Liebhard Löffler durfte zum Thema Flächenverbrauch Stellung nehmen. "Es ist erschreckend, da muss man was tun", stellte er fest. So sei es sinnvoller Straßen zu reparieren als neue zu bauen. Unterstützung erhofft er sich vom demographischen Wandel. "Wir werden nicht mehr so viele Flächen brauchen." Seine Devise sei: mit dem Vorhandenen gut zurecht zu kommen.

Richard Kaiser dürfte sich nochmals zur Energiewende äußern. Die Regionalwerke und die Klima- und Energieagentur seien dafür geeignete Instrumente als Anlaufstellen für Gemeinden und Bürger, meinte Kaiser.
Im freien Schlusswort bat Kalb dann vor allem um eine rege Wahlbeteiligung und um eine gemeinsame Arbeit im Kreistag. "Damit wir nicht nur eine schöne Vergangenheit, sondern auch eine gute Zukunft haben". Jung kündigte an, als Landrat alle seine Einkünfte offenzulegen und seine Steuererklärung ins Internet zu stellen.

Bruno Kellner betonte seine Erfahrung als Führungskraft und versprach vom Landratssalär zwei Besoldungsgruppen für soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen. Bieberstein appellierte an die Frauen im Saal, sich stärker in der Kommunalpolitik zu engagieren. Sie hätten oft eine andere Sicht auf Dinge wie ÖPNV, Wirtschaft und Gesundheit. Zweckverbände sollten öffentlich Tagen, Protokolle öffentlich gemacht werden. Löffler präsentierte sich als Mann des Ausgleichs und Liberaler, bei dem die Bürger im Mittelpunkt stehen. Kaiser verwies auf die Wohltaten, die der ÖDP zu verdanken seien, wie den Nichtraucherschutz und die Abschaffung des Senats in Bayern.

Welcher Kandidat das Publikum am meisten überzeugte, lesen Sie hier.