Unter den Bildern im Forchheimer Rathaussaal findet sich ein Gemälde von Johann Georg II., genannt Fuchs von Dornheim. Der berüchtigte Bamberger Fürstbischof soll aus dem Rathaus verbannt werden, fordert neuerdings die Politik.
Zu seiner Zeit war er ein hoch geachteter Kirchenmann. Heute sehen ihn Autoren wie Ralph Kloos und Thomas Göltl als Massenmörder: Auf das Konto von Johann Georg II., genannt Fuchs von Dornheim, gehen rund 300 Hexenverbrennungen.
Er ließ Menschen foltern, bis sie "gestanden", getötet oder Gott verleugnet zu haben. Mindestens 300 Bürger in Bamberg und 900 im Hochstift Bamberg wurden Opfer von Dornheims Hexen-Politik und starben auf dem Scheiterhaufen.
Bis heute hat der fanatische Fürstbischof einen Galerie-Platz in Forchheim. In einer Reihe mit seinen Vorgängern und Nachfolgern hängt der Hexenbrenner im kleinen Rathaussaal in Forchheim.
Das will die Politik jetzt nicht mehr dulden.
Auslöser des Protestes gegen Fuchs von Dornheim ist das Buch "Seelen im Feuer". Der historische Roman von Sabine Weigand und die Verfilmung des Buches haben einem breiten Publikum das Grauen der Hexen-Politik vor Augen geführt.
Das Thema beschäftige ihn schon seit Jahrzehnten, sagt SPD-Stadtrat Albert Dorn. Die jüngste Aufbereitung des Stoffes hätten ihn daran erinnert, dass für Dornheim kein Platz sein dürfe in einem repräsentativen Raum der Stadt Forchheim. "Der hat in diesem Rathaus nichts verloren", sagt Albert Dorn. Auch Gerhard Meixner (FGL) wundert sich, dass der unbarmherzige Hexen-Verfolger so lange seinen Platz im Rathaus behaupten konnte. Unter seinen Opfern waren auch Persönlichkeiten wie der Bamberger Bürgermeister Johannes Junius.
"Er hat Kollegen von uns verbrannt", sagt FGL-Stadtrat Meixner.
Dieter George warnt jedoch vor "Ex-post-Urteilen" und "Bilderstürmerei". Natürlich, sagt der Forchheimer Kulturbeauftragte, "sehen wir das heute kritisch und mit Abscheu". Doch mit einem Abstand von 350 Jahren gehe auch die Fähigkeit verloren, "die Leute aus ihrer Zeit heraus zu verstehen".
Daher plädiert George dafür, den kleinen Rathaussaal unter einem ganz anderen Aspekt zu betreten: "Ich sehe das Ganze museal - das ist eine Gemäldesammlung".
Während der Kulturbeauftragte in den Bildern die Leistung des Forchheimer Renaissance-Malers Romanus Vischer (1632 gestorben) gewürdigt sehen will, würde es FW-Stadtrat Manfred Hümmer als "Bagatellisierung" empfinden, die Bilder hängen zu lassen.
Wie CSU-Stadtrat Udo Schönfelder, macht sich Manfred Hümmer dafür stark, die umstrittenen Bilder (Fuchs von Dornheim ist nicht der einzige Hexen-Verfolger, dessen Porträt im Rathaus hängt) im Museum der Kaiserpfalz aufzuhängen und zu erläutern.
Wenn der Stadtrat einen "Ansehensverlust" fürchte, dann werde er sich diesem Wunsch, nicht verschließen, sagt Dieter George; wundert sich aber etwas darüber, dass diese Forderung ausgerechnet jetzt erhoben werde. Die Fakten seien lange bekannt "Und bei Stadtführungen finden immer auch Erläuterungen zu den Bildern statt."
"Hexen-Verfolger outen" Dagegen meint Manfred Hümmer: "Den meisten war nicht bewusst, wer da im Rathaus alles so rumhängt." Für ihn persönlich sei der Nachspann zum Film "Seelen im Feuer" der "Auslöser" gewesen.
"Die Bilder abhängen und auf den Dachboden stellen, das wird der Sache nicht gerecht", sagt Manfred Hümmer. Unisono mit Udo Schönfelder fordert er eine Bilder-Ecke im Museum der Kaiserpfalz. "Kommentierende Tafeln" sollten über das Leben der Kirchenpolitiker informieren.
Die Hexen-Verfolger zu "outen" hält Udo Schönfelder für einen "Akt der Aufklärung". Das Pfalzmuseum sei der ideale Ort dafür. Der Rathaussaal dagegen sei ein Ort der Repräsentation. "Wer würde einen Hexenbrenner in repräsentativer Umgebung hängen lassen wollen?", fragt Schönfelder.
So eindeutig ist die Frage aber nicht zu beantworten. Auch unter den Forchheimer Stadtführern nicht, sagt Dieter George.
Einer habe sich schon bei ihm gemeldet und gesagt, dass er die Galerie im Rathaussaal gerne mit seinen Gästen besuche: "Da hat man was zu erzählen."
Gästeführerin Ingeborg Oelschner sieht es anders: In einer grauenvollen Zeit habe sich Fuchs von Dornheim Grauenvolles geleistet. "Wozu ihn heute in einem repräsentativen Rahmen zeigen? Raus damit!"
Wenn man Dornheims Biografie bei Wikipedia (Britta Gehm: Hexen im Hochstift Bamberg) zugrunde legt und den Angaben Glauben schenkt, dann griff auf Veranlassung Kaiser Ferdinands II. (1619–1637) der Reichshofrat in Wien ab 1629 in die ausufernden Bamberger Hexenprozesse ein und setzte ihnen 1631 ein Ende. Demnach gebührt Kaiser Ferdinand II. ein Hoch und nicht den Schweden.
Bei der weiteren Ausführung „Am 11. Februar 1632 wurde das Hochstift Bamberg von den Schweden unter der Führung von König Gustav Adolf besetzt, und Johann Georg II. floh unter Mitnahme eines Teils des Domschatzes und wichtiger Urkunden mit Angehörigen des Domkapitels nach Spital am Pyhrn (Oberösterreich)“ hege ich leichte Zweifel. Das steht in einem gewissen Widerspruch zu den Angaben im Standbuch 575, fol. 42r (beim Staatsarchiv Bamberg), wonach „im Monat Octobris anno 1631, nachdem daß der Feindt König von Schweden [1611-1632] mit seinem Anhang von Königshofen ankommend, alle zum Cammerlehenshof gehörige Lehen- und Zinsbücher … nach Vorchheim und von dort mit anderen Stiftsachen nach Chärnten verschafft worden seint“. Bisher bin ich davon ausgegangen (und tue das auch weiterhin), dass die ganze Bagage 1631 und nicht 1632 geflohen ist, weil mir das stimmiger erscheint.
Dornheim ist am 29. März 1633 in Spital gestorben.
Ich muss noch einmal nachhaken und die Frage stellen: Was sind das für Sozialdemokraten, denen nichts Blöderes einfällt, als Bilder abzuhängen statt sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen? Gleich blöd, ich kann auch sagen: noch kindischer ist die alberne Äußerung, dass Dornheim „Kollegen von uns verbrannt hat“.
Es wurde damals „geltendes Recht“ angewandt. Rechtsverbindlich könnten die Urteile m. E. nur durch ein Bundesgesetz außer Kraft gesetzt werden (obwohl Nachfolger des Hochstifts Bamberg der Freistaat Bayern ist), wie es 1998 durch das „Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege“ geschehen ist. Da müssten also die Abgeordneten Schwarz und Silberhorn ran.
Dornheim als Mann seiner Zeit war ein Hexenverbrenner. Die angewandten Foltermethoden waren Mittel des Prozesses. Folterungen gibt es heute noch, sie sind noch nicht ausgerottet. Wir Deutsche brauchen nicht die Nase zu rümpfen. Und geschenkt wurde und ein Rechtssystem ohne Folter nicht vom Himmel, es musste hart erkämpft werden. Host mi, Sozi?
Unabhängig davon wären noch ein paar andere Fragen zu klären: Wann ist Dornheim nach Kärnten geflohen? Wann fand der letzte Prozess und gegen wen statt? Wurden die Prozesse eingestellt, weil der Reichsgerichtshof in Wien intervenierte oder weil die schwedischen Truppen einmarschierten und Dornheim vertrieben wurde? Dann wüsste man definitiv, wodurch die Hexenverbrennerei ihr Ende gefunden hat.
Jetzt kommen die Bilderstürmer, die sich aus einem Nachspann eines Filmes schlaugemacht haben, der mit der geschichtlichen Wahrheit herzlich wenig zu tun hat. Ansonsten beziehen sie ihre Weisheiten von zwei „Autoren Ralph Kloos und Thomas Göltl“, die mehr voreingenommen als ergebnisoffen an die Sache herangingen. Errichtet Scheiterhaufen, SPD-Stadtrat Albert Dorn und sonstige, und werft unliebsame Bücher und Bilder drauf. Welch ein Glück, dass die jahrzehntelange Beschäftigung mit diesem Thema zu diesem umwerfenden Ergebnis geführt hat.
Dass Dornheim viel auf dem Kerbholz hat, ist bekannt. Deswegen bleibt er dennoch ein Mann der Zeitgeschichte des Bamberger Hochstifts. Da müsst Ihr Euch etwas anderes einfallen lassen, wenn Ihr aufklärerisch vorgehen wollt. Mit dem, was Ihr jetzt vorhabt, fallt Ihr in die Zeit der Hexenverbrennung zurück und schadet Euch mehr als eine solche Aktion Euch nützt.
Zur Zeit Dornheims wurde die Bamberger Peinliche Halsgerichtsordnung angewendet, die für alle Prozesse galt und Vorbild für andere Fürstentümer usw. war. „Geschichtsbewältigung“ sieht anders aus.
Dornheim ist schon im Herbst 1631 vor den Schweden geflohen und nicht bis zu seinem Tod in Bamberg im Bett umeinandergehüpft und auf dem Domberg herumkutschiert worden, wie der Film Euch weismacht!