Bamberger Ex-Anwalt vor Gericht
Autor: Redaktion
Bamberg, Mittwoch, 17. Mai 2017
Vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hof muss sich ein Ehepaar aus Bamberg wegen Steuerhinterziehung verantworten.
Der Ehemann, ein ehemaliger Strafverteidiger, der schon vor Jahren einmal wegen Steuerstraftaten verurteilt worden ist und seine Zulassung als Rechtsanwalt verloren hat, sitzt seit dem letzten Sommer in Untersuchungshaft.
1,4 Millionen Euro Schaden
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, durch die Hinterziehung von Körperschaftssteuer, Solidarzuschlag, Gewerbe-, Umsatz- und Einkommensteuer in Jahren 2003 bis 2014 einen Gesamtschaden in Höhe von fast 1,4 Millionen Euro verursacht zu haben. Der zuletzt als Unternehmensberater tätige Bamberger hatte laut Anklageschrift am Ende der 90er Jahre noch als Rechtsanwalt gearbeitet und war durch den defizitären Betrieb eines Lokals und den Bau eines Hauses in finanzielle Probleme geraten. Ausbleibende Gelder von Klienten auf der einen Seite und ein luxuriöser Lebensstil auf der anderen seien die Gründe für das wirtschaftliche Desaster gewesen, in das die Familie hineingeschlittert sei.
Der vermeintliche Ausweg - Steuerhinterziehung im großen Stil - führte den Mann ins Gefängnis: Im Februar 2001 wurde er verhaftet und Mitte 2002 vom Landgericht Mannheim zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt.
Arbeit als Unternehmensberater
Nach seiner Entlassung arbeitete er als Unternehmensberater und kümmerte sich vorwiegend um defizitäre Autohäuser, denen die Insolvenz drohte - darunter im Jahre 2013 auch ein Autohändler, der in Bamberg eine Filiale unterhielt. Mit einer laut Staatsanwaltschaft ausgeklügelten Strategie vermieden es der Mann und seine Frau auch in den weiteren Jahren, Steuern zu bezahlen. Dazu dienten zwei von ihnen nacheinander gegründete Gesellschaften mit beschränkter Haftung, für die zum Teil falsche Geschäftssitze angegeben wurden. Jahrelang wurden überhaupt keine Steuererklärungen abgegeben, und als es sich nicht mehr vermeiden ließ, waren die Angaben unrichtig.
Prüfer stellten fest, dass die Familie Millionenbeträge für private Zwecke aus der GmbH entnommen und fälschlicherweise als Betriebsausgaben deklariert hatte.
In den späteren Steuererklärungen einer neu gegründeten GmbH - die erste hatte man in die Insolvenz gehen lassen - wurden dann die privaten Entnahmen als angebliche Darlehen ausgewiesen.
Auch über seine privaten Verhältnisse soll das Ehepaar laut Anklage die Finanzbehörden getäuscht haben, um Einkommensteuer zu sparen. Unter anderem hatten sie behauptet, seit 2005 dauerhaft getrennt zu leben. In Wahrheit, so die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft, habe der Angeschuldigte aber nur über einen Scheinwohnsitz verfügt und tatsächlich bei seiner Familie in Bamberg gelebt.
Mitangeklagt sind in Hof auch zwei Steuerberater, die dem Ehepaar bei dessen Hinterziehungen geholfen haben sollen. Die Hauptverhandlung ist für mehrere Tage angesetzt. red